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Kitzingen
Kitzinger Stadtmuseum: Wohin mit Exponaten aus dem Landkreis?
Das Stadtmuseum zeigt nicht nur die Geschichte Kitzingens. Die Exponate stammen aus dem ganzen Landkreis. Experten sehen das Landratsamt in Verantwortung, diese zu bewahren.
Das Stadtmuseum beherbergt nicht nur Exponate aus Kitzingen selbst. Viele Ausstellungstücke stammen aus dem ganzen Landkreis. Nun stellt sich die Frage: Wohin mit ihnen?
Foto: Archivfoto Siegfried Sebelka | Das Stadtmuseum beherbergt nicht nur Exponate aus Kitzingen selbst. Viele Ausstellungstücke stammen aus dem ganzen Landkreis. Nun stellt sich die Frage: Wohin mit ihnen?
Lukas Kutschera
Lukas Kutschera
 |  aktualisiert: 18.03.2024 02:23 Uhr

Auch wenn es der Name nicht gleich vermuten lässt: Das Kitzinger Stadtmuseum beherbergt nicht nur Ausstellungsstücke aus der Stadt selbst. Genauso zeigt es mit verschiedensten Exponaten die Geschichte des ganzen Landkreises. Besonders frühgeschichtliche Fundstücke, wie ein Skelett aus der Merowingerzeit aus Kleinlangheim, waren nicht nur bei Schulklassen und Kulturbegeisterten, sondern auch in Fachkreisen beliebt und geschätzt. Die Experten befürchten nun, dass dieser Teil der Geschichte des Landkreises für die Öffentlichkeit verloren geht. Sie meinen: Das Landratsamt müsse handeln.

In einem offenen Brief hat sich Monika Conrad vom Arbeitskreis Archäologie im Kitzinger Land an die Bürgermeisterin von Kleinlangheim gewendet. "Mit der Schließung und 'Abwicklung' des Kitzinger Museums werden Kulturschätze nicht nur der Stadt Kitzingen, sondern auch Kleinlangheims und des ganzen Kitzinger Landes unzugänglich gemacht oder gar vernichtet", heißt es in dem Schreiben. Besonders hebt sie neben dem Skelett weitere Leihgaben hervor, die von Grabungen aus Kleinlangheim stammen – etwa das "Nephrit-Beil" aus der Jungsteinzeit und eine Münze aus der Zeit des römischen Kaisers Justinian.

Landratsamt in Verantwortung?

"Ich finde es schade", äußert sich Gerlinde Stier, Bürgermeisterin in Kleinlangheim, auf Nachfrage dieser Redaktion. "Das wird unserer geschichtlichen Bedeutung nicht gerecht." Sie habe von der Schließung aus der Zeitung erfahren und fragt sich nun, was mit den Exponaten aus Kleinlangheim passieren soll. "Ich weiß nicht, was der Plan ist", sagt Stier. Beim Landratsamt habe sie die Auskunft bekommen, dass die Schließung des Museums eine rein städtische Angelegenheit sei.

Auch Robert Finster von der SPD-Kreistagsfraktion hat sich in einem Schreiben an Landrätin Tamara Bischof (Freie Wähler) gewandt und die Entscheidung des Kitzinger Stadtrats kritisiert. Er schrieb: "Als Kreistagsmitglieder müssen wir diesen Akt der Selbstverwaltung akzeptieren, aber nicht gutheißen." Finster sieht in der Schließung des Stadtmuseums "einen erheblichen Imageschaden für den Kunst- und Kulturlandkreis Kitzingen". Er betonte, dass dort "mehrere Leihgaben von verschiedenen archäologischen Grabungen aus dem Landkreis" genauso wie "einmalige Exponate zu den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen" ausgestellt wurden.

SPD fordert, dass Exponate im Landkreis bleiben

Weiter hieß es in dem Schreiben der SPD-Kreistagsfraktion: "Wir bitten daher die Landkreisverwaltung unter Einbeziehung von fachlicher Beratung und der Heimatpfleger um Prüfung, inwieweit Exponate, die für unseren Landkreis von hoher kultureller und archäologischer Bedeutung sind, gesichert werden können." Dazu sollten die Ausstellungsstücke in die "Museen und archäologischen Sammlungsstätten im Landkreis aufgenommen werden", damit sie der Öffentlichkeit weiterhin zugänglich bleiben.

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Dazu äußerte sich die Landrätin Tamara Bischof auf Nachfrage dieser Redaktion folgendermaßen: "Aufgrund der überraschenden Entscheidung zur Schließung des Städtischen Museums kann ich nicht beurteilen, wie viele hochwertige Exponate aus dem Landkreis sich dort befinden und wie die Vereinbarungen mit den Leihgebern geregelt sind." Auch sie habe von der Entscheidung des Kitzinger Stadtrats aus der Zeitung erfahren. Als kommunalpolitische Entscheidung müssten Oberbürgermeister und Stadtrat diese selbst vertreten.

Kein Landkreis-Museum geplant

Ihre Hilfe bietet Bischof ihnen trotzdem an."Es gibt eine ganze Reihe von Museen im Landkreis Kitzingen, die sicher zu Gesprächen mit der Stadt Kitzingen unter Begleitung von Stadt- und Kreisheimatpfleger bereit wären, um zu überlegen, welche Exponate in anderen Museen des Landkreises Sinn machen und inwieweit die Leihgeber damit einverstanden wären", so die Landrätin. Insgesamt kämen da die 39 Museen und Ausstellungen im Landkreis in Frage.

Dass aus dem Kitzinger Stadtmuseum ein Landkreis-Museum werden könnte, ist daher nicht vorgesehen. Besonders verweist Bischof auf das Kirchenburgmuseum in Mönchsondheim. Dort stehe bereits explizit die Entwicklung der ländlichen Region im Vordergrund, während das Kitzinger Stadtmuseum hauptsächlich die Geschichte der eigenen Stadt zeigte. Seit Anfang des Jahres sei der Landkreis Kitzingen zusammen mit der Stadt Iphofen und dem Förderverein Kirchenburg Träger des Kirchenburgmuseums.

 
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