Gerlinde Stier ist eine von fünf Frauen, die eine Gemeinde im Landkreis Kitzingen führen. Sie ist seit sechs Jahren ehrenamtliche Bürgermeisterin in Kleinlangheim. Davor war sie Gemeinderätin und Stellvertreterin. Auch wenn der Job zeitaufwändig ist, die 54-Jährige mag ihn. Ihrer guten Laune hat er nicht geschadet. "Ich bin ein Sommer- und Sonnenkind", sagt sie. Sie will weitermachen, Projekte fortführen, für Kleinlangheim und die Ortsteile Atzhausen, Haidt und Stephansberg etwas erreichen. Ihr Ziel: eine Gemeinde zum Wohlfühlen.
Dass sie bisher einiges erreicht hat, zeigt die Nominierungsversammlung. Die Gruppe Bürgervereinigung/Freie Wähler hat die Bürgermeisterin einstimmig nominiert. Ob sie die einzige Kandidatin bleibt, ist offen. Neben den vier Freien Wählern gibt es fünf CSU-Leute im Gemeinderat, einen Sitz hat die SPD.
Kirchenburg als Lieblingsplatz
Die neun Männer und zwei Frauen sitzen an einem ovalen Tisch im Sitzungssaal , bei dem Stier schon mal ins Schwärmen kommen kann. "Das ist neben der Kirchenburg einer meiner Lieblingsplätze", sagt sie. Hier kann man Dorfgeschichte spüren, aber hier hat auch Stier kleine Akzente gesetzt. Motto: Wohlfühlen. In dieser Atmosphäre lässt es sich arbeiten. "Wir haben ein gutes Miteinander. Es geht um die Sache und fast immer finden wir einen Konsens", sagt sie.
Damit ist einiges erreicht worden. Erweiterung des Kindergartens, Sanierung der Schule, Ausbau der Mittagsbetreuung sind Punkte. Dass ganz Kleinlangheim schnelles Internet hat, ist ein Erfolg. Dazu kommen die Sanierung von Kanälen, Wasserleitungen, Gehwegen und Brücken sowie des Bauhofes und weitere Projekte wie die Dorferneuerung in Atzhausen und Haidt oder die Unterstützung der Feuerwehren. Es ist aber nicht alles optimal gelaufen. Eine große Photovoltaik-Anlage hat der Gemeinderat abgelehnt, gegen die Überzeugung der Chefin. Und dass das Baugebiet "Am Graben" sich nach einem Einspruch weiter verzögert, macht ihr Sorgen. "Es geht um die jungen Leute, die bauen wollen und nicht können."
Baugebiet als wichtiges Thema
Das Baugebiet ist eines der Themen, die weiter ganz oben stehen. Dazu kommen die Fortsetzung des Millionenprojekts Kanalsanierung und der Anschluss an die Kläranlage Schwarzacher Becken. Und Kleinlangheim soll in Richtung Wohlfühlgemeinde weiter entwickelt werden. Die Voraussetzungen sind gut. Stier ist stolz auf ein "super Vereinsleben, eine sehr aktive Jugend und den großen Zusammenhalt". Der zeigt sich vor allem, wenn es um die Kirchenburg und damit das Schmuckstück der Gemeinde geht. "Da sind alle dabei", wie gerade wieder beim Weihnachtsmarkt.
Die Zukunft wird die dreifache Mutter angehen, wie sie es schon immer macht. "Alles muss sofort vom Tisch", sagt sie, "ich gebe keine Ruhe, bis ich alles erledigt habe". Dass der Laptop dabei öfter daheim gleich um die Ecke "egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit" zum Einsatz kommt, gehört dazu. "Das ist mein Charakter", sagt die beurlaubte Beamtin im gehobenen Dienst.
Ferienwohnungen statt Bauernhof
Die Beurlaubung habe sich ergeben, als sie ihren Mann in Nürnberg kennengelernt hatte. Als die drei Kinder kamen, folgte der Umzug ins Elternhaus des Mannes in Kleinlangheim. "Ich bin ein Landmensch", sagt die Frau aus Mittelfranken, die mit der Landwirtschaft aufgewachsen ist. Der Bauernhof in Kleinlangheim wurde inzwischen aufgegeben, die Felder sind verpachtet und die Hofstelle wurde in Ferienwohnungen umgebaut. "Die acht Wohnungen sind mein Aufgabenfeld nebenbei", sagt Stier.
Schwerpunkt bleibt das Rathaus und die Aufgaben, die darin warten. Die will sie auch in den nächsten Jahren angehen. Mit dem Ziel der Wohlfühlgemeinde im Kopf und nach dem Motto: Alles muss sofort vom Tisch.
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