Große Betroffenheit in Kitzingen: Stadtbrandinspektor und Feuerwehrkommandant Markus Ungerer verunglückte am Freitagmorgen gegen 5.45 Uhr auf der Rückfahrt von einem Einsatz in Marktbreit. Auf der Staatsstraße 2271 zwischen Marktsteft und Kitzingen kam der 51-Jährige laut Polizei mit seinem Dienst-BMW aus ungeklärter Ursache in den Gegenverkehr.
Dort kollidierte er mit einem entgegenkommenden Lkw und verstarb noch an der Unfallstelle. Der 36-jährige Fahrer des Lastwagens erlitt leichtere Verletzungen und kam zur ambulanten Behandlung in ein Krankenhaus.
Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Würzburg zog die Polizei Kitzingen einen Unfallsachverständigen hinzu und wird mit ihm gemeinsam detailliert den Unfallhergang rekonstruieren. Die Staatsstraße wurde für mehrere Stunden in beide Fahrtrichtungen gesperrt.
Ein Kriseninterventionsteam mit Unfallseelsorger Hanjo von Wietersheim übernahm die Betreuung der Angehörigen. Das Team kümmerte sich auch um die Feuerwehrleute, die ihren eigenen Chef bergen mussten. Am Nachmittag stand es auch dem Kitzinger Feuerwehrnachwuchs zur Verfügung.
"Man glaubt ja, nach 40 Jahren bei der Feuerwehr alles erlebt zu haben", sagte in sichtlich betroffener Kreisbrandrat Roland Eckert: "Das ist nicht so." Wie Eckert sagte, ging alles mit dem Brand eines Garagenanbaus in Marktbreit los. Normalerweise wird dazu bei Bedarf die Drehleiter aus Ochsenfurt angefordert. Nur weil die bereits im Einsatz war, mussten die Kitzinger ran. Und mit ihnen ihr Kommandant Markus Ungerer.
Das Feuer in Marktbreit war schnell gelöscht. Die Sache war eigentlich vorbei. Dann der nächste Alarm: Unfall bei Marktsteft. Die Feuerwehr wird gebraucht. Wenig später standen die Kitzinger Feuerwehrleute vor den Trümmern des Dienstwagens ihres Chef und der Kreisbrandrat vor der Szene, zu der er sagt: "Da steht man fassungslos daneben."
Große Sprachlosigkeit
Kitzingens Bürgermeister Stefan Güntner zeigte sich erschüttert und betonte die "große Sprachlosigkeit" und den "herben Verlust". Markus Ungerer sei ein gewissenhafter Kommandant gewesen, der immer vollen Einsatz gezeigt hätte. Die Kitzinger Feuerwehr werde aber einen Weg finden, "aus der schwierigen Situation herauszukommen". Güntner betonte die große Betroffenheit bei den Feuerwehrkameraden, die er noch am Morgen besuchte, um Beistand zu leisten.
Ausgebildeter Sicherheitsfachmann
Markus Ungerer führte beruflich ein dreigeteiltes Leben. Neben dem Feuerwehrmann mit 33 Jahren Berufserfahrung gab es seit 20 Jahren auch den Fachjournalisten und Krimiautor sowie seit zehn Jahren den Referenten. Der ausgebildete Sicherheitsfachmann arbeitet zunächst einige Jahre bei der Kitzinger Firma Fehrer in der Entwicklungsabteilung. Dort war er Mitglied der Werkfeuerwehr, schließlich wechselte er hauptberuflich zur US-Feuerwehr in Kitzingen als Fire Inspector.
Ende der 90er Jahre begann Ungerer nebenbei für Fachzeitschriften als Co-Autor Artikel zu veröffentlichen. 1997 entstand das erste Buch. Ein liebevoll geschriebenes Kinderbuch, das von einer besonderen Beziehung zwischen einem alten Feuerwehrauto und dem Buben Joe erzählt, die zahlreiche gemeinsame Abenteuer erleben.
Entscheidung
2008, beim Abzug der Amerikaner in Kitzingen, stand Ungerer vor der Frage, wie er sich beruflich neu orientieren sollte. Der zweifache Familienvater entschied sich für den Neuanfang, bildete sich zum Fachjournalisten weiter - und hatte es nie bereut. Er gab mit anderen Autoren ergänzte Werke für die Aus- und Weiterbildung von Feuerwehrangehörigen und Brandschutzbeauftragten heraus und schrieb eine Reihe von Fachbüchern. Zweiter Kommandant der Kitzinger Feuerwehr war er von April 2009 bis Mitte 2013. Ab Mai 2013 übernahm Ungerer dann die Leitung der Feuerwehr, der er seit 1984 angehörte.
Krimis für zwischendurch
Vom Fachjournalisten zum Krimischreiber wurde Ungerer, der dem Vorstand des unterfränkischen Schriftstellerverbandes angehörte, ebenfalls über die Brandschutzerziehung. Er entwarf die Figur des Brandmeisters Baul Fogos, der feurige Kriminalfälle löst. In Anlehnung an die früheren Groschenromane erschienen mehrere kleine Kriminalgeschichten für "zwischen den Einsätzen". Der schreibende Feuerwehrkommandant war seit 2016 auch Brandschutzbeauftragter der Stadt. Zudem machte er sich in den vergangenen zehn Jahren als Redner einen Namen.
Neben Vorträgen zu aktuellen Themen standen auch hier überwiegend Brandschutz-Lehrvorträge auf dem Programm. Für 2019 war er laut seiner eigenen Homepage nahezu ausgebucht gewesen. Einer seiner letzten Einträge lautete: "Die letzten Wochen des Jahres waren erstaunlich ruhig. Ich durfte selten gesehene Freunde treffen." Markus Ungerer hinterlässt neben seiner Frau auch zwei Töchter.
und den kollegen die bergen mussten
und die weiter helfen sollen
danke für eure leistungen
Viel Kraft für die Einsatzkräfte ! ! !