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Kitzingen
Kitzingen will beim Bahnhof endlich aufs Tempo drücken
Erst hatte die Stadt überhaupt kein Interesse an ihrem Bahnhof; jetzt kann es nicht schnell genug gehen. Was die Stadtpolitik nach dem Kauf mit Gebäude und Umfeld vorhat.
Durchfahrender ICE am Bahnhof Kitzingen.
Foto: Andreas Brachs | Durchfahrender ICE am Bahnhof Kitzingen.
Andreas Brachs
 |  aktualisiert: 12.02.2024 15:54 Uhr

Ist es das schlechte Gewissen? – Kaum hat die Stadt Kitzingen ihren Bahnhof endlich gekauft, drückt sie aufs Tempo, als ginge es um ihr Leben. Dafür, dass "das Tor zur Stadt" oder "die Visitenkarte der Stadt" lange keine Rolle in den Überlegungen der Stadtpolitik gespielt hat und man den Bahnhof schulterzuckend dem Wohl und Wehe privater Investorenentscheidungen überließ, soll es jetzt schnell gehen.

In der jüngsten Stadtratssitzung stellte die Verwaltung erste Ziele und Zeitvorstellungen vor. Vorrang hat dabei, das Bahnhofsgebäude wieder für die Zugreisenden zu öffnen. Doch da die Wartehalle ähnlich wie die ehemals vermietete Wohnung im Gebäude in einem "katastrophalen Zustand" seien, wie Bauamtsleiter Oliver Graumann erklärte, müsse man erst einmal entrümpeln. Die öffentlichen Toiletten seien nicht mehr zu verwenden; neue sind fällig. Wenn dann noch ein paar Bänke im Saal stehen, könne geöffnet werden. Laut Graumann stehen Halle und Toiletten im Juni wieder zur Verfügung. 

Möglichst zügig soll auch die "Schlammwüste", der Parkplatz auf der nördlichen, Richtung Altstadt gelegenen Bahnhofseite erneuert werden. Das sind die kurzfristigen Vorhaben.

Löcher in der Fahrbahn, riesige Pfützen in den Stellplätzen: Der Parkplatz auf der nördlichen Bahnhofseite ist in keinem guten Zustand.
Foto: Daniela Röllinger | Löcher in der Fahrbahn, riesige Pfützen in den Stellplätzen: Der Parkplatz auf der nördlichen Bahnhofseite ist in keinem guten Zustand.

Mehr Zeit und sogar einen eigenen Bebauungsplan benötigt das gesamte Bahnhofsumfeld, das jetzt ebenfalls im städtischen Besitz ist. Dort sollen ein Zentraler Omnibus-Bahnhof (ZOB) enstehen, eine Park&Ride-Anlage für Autos, ein Taxi-Parkplatz und eine Radler-Abstellfläche. 

Erwartungen der Bürger befriedigen

Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU) begründete den Tritt aufs Gaspedal damit, dass die Bevölkerung nun entsprechende Erwartungen habe, nachdem die Stadt das "Heft des Handelns" übernommen habe. Ohne externe Planungshilfe sei das von der Verwaltung aber nicht zu leisten. Allerdings wird sich das Bauamt dann um die Ausführung kümmern.

Güntner berichtete auch von einem Gespräch mit dem Verkehrsfachmann des Landkreises. Demnach setzt das Landratsamt auf den geplanten ZOB als zentrale Drehscheibe für den Öffentlichen Personen-Nahverkehr. Ziel sei es, dass stündlich alle acht Buslinien im Landkreis zur selben Zeit am Kitzinger ZOB ankommen. Dann könnten die Fahrgäste auf andere Linien oder in den Zug umsteigen. Dafür müsse Kitzingen zwar die entsprechende Kapazität an Busbuchten bauen, aber unter finanzieller Beteiligung des Landkreises, wie der OB berichtete.

Spannend für den Rat war auch der Hinweis, dass die Verwaltung schon viele Nutzeranfragen für den Bahnhof habe. Darunter ist die Firma Weclap, die im benachbarten ehemaligen Postgebäude ein Domizil hat und erweitern will. Allerdings erklärte Güntner auf Nachfrage, dass die Firma, wie berichtet, an die Börse will. Sollte das klappen, werde der für Büros denkbare Anteil des Bahnhofs für die geplante Zahl an Mitarbeitern zu klein sein.

Mit der Bahn Barrierefreiheit herstellen

Obwohl ein barrierefreier Zugang zu den Bahngleisen eine Angelegenheit der Deutschen Bahn sei, will die Stadt auch in diesem Punkt als Treiber wirken. Güntner brachte die Idee ins Spiel, im Rahmen der Bahnhofsumgestaltung die barrierefreien Zugänge gleich mitzuplanen. Entsprechende Vorlagen könnten die Bahn bewegen, den Ausbau der Kitzinger Gleiszugänge vorzuziehen oder wie Güntner doppeldeutig sagte, "die Chancen erhöhen, zum Zug zu kommen".

Der Satz "Die südliche Stellplatzanlage ist zu erweitern" unter "Inanspruchnahme der Kleingartenanlage" veranlasste Andrea Schmidt (Grüne) zu der Nachfrage, ob die aus ihrer Sicht erhaltenswerten Kleingärten wegfallen sollen. Sie würden in die Planung einbezogen, äußerte sich die Verwaltung zurückhaltend, aber eine Entscheidung darüber stehe noch aus. Schmidt würde dann lieber ein Parkdeck auf der anderen Bahnhofsseite befürworten.

Für einen Radweg in der Friedenstraße sprach sich Gertrud Schwab (CSU) im Zuge der Planung aus. Und Jens Pauluhn (ÖDP) schlug vor, mehrere Gestaltungsvarianten für das Areal zu beauftragen. Beides will die Verwaltung aufnehmen.

Andreas Moser (CSU) schätzt die Kosten für den Umbau auf rund sechs Millionen Euro und sprach sich dafür aus, "Notwendiges und finanziell Machbares" zu verwirklichen. Allerdings setzt die Stadt beim Bahnhofsumbau auch auf staatliche Fördermittel, die ihren Kostenanteil schmälern.

Am Ende entschied der Rat mit 28 gegen drei SPD-Stimmen für das Verwaltungskonzept zum Bahnhof. Die SPD war für einen Realisierungswettbewerb, doch diesen Vorschlag lehnte die Mehrheit ab; er würde zu lange dauern, hielten die anderen Fraktionen dagegen. In der Folge werden nun der Bebauungsplan für das Areal und ein Nutzungskonzept für das Bahnhofsgebäude erstellt. Den Entwurf für das Bahnhofsgelände sollen die Architekturbüro Hofmann, Keicher, Ring (Würzburg) sowie Molenaar (Gräfelfing) erstellen. Die Ausführung übernimmt anschließend das Kitzinger Bauamt.

 
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    Wir brauchen in Kitzingen eine vernünftige, meint sichere und komfortable Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Der barrierefreie Zugang zu den Bahngleisen für Kinderwägen, Rollstuhlfahrer und Fahrradfahrer, die das Rad mitnehmen müssen, muss höchste Priorität haben. Das Bahnhofsgebäude selbst muss eine Wohlfühloase werden.
    Die Zulaufstrecken für Fahrradfahrer müssen dringend verbessert werden. Das muss die Stadt parallel angehen.
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