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Kitzingen
Kitzingen trotzt dem München-Attentat: Der Landkreisfaschingsumzug findet statt – und so will man sich schützen
Die KiKaG hält den Umzug am Faschingsdienstag am Leben – und nimmt dafür viel auf sich. 34 Gruppen mit 900 Teilnehmern haben sich angemeldet. Obervolkach ist raus.
Der Landkreisfaschingsumzug in Volkach im Jahr 2020 ist ein Fall für die Geschichtsbücher – weitere Umzüge wird es dort erst einmal nicht mehr geben.
Foto: Frank Weichhan | Der Landkreisfaschingsumzug in Volkach im Jahr 2020 ist ein Fall für die Geschichtsbücher – weitere Umzüge wird es dort erst einmal nicht mehr geben.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 02.03.2025 02:46 Uhr

Dass es zwischendurch schlecht aussah für den Landkreis-Faschingsumzug in Kitzingen, will KiKaG-Vizepräsident Horst Podschun gar nicht verhehlen. Es habe "eine Tendenz zur Absage" gegeben. Was mit dem 13. Februar zusammenhängt, der Tag des Anschlags in München. Als ein Auto in einen Demonstrationszug der Gewerkschaft raste. Eine Mutter und ihr Kind überlebten das feige Attentat nicht.

Eine Konsequenz war: In der Landeshauptstadt wurden mehrere Faschingsveranstaltungen abgesagt. Und auch in Kitzingen setzte ein verstärktes Nachdenken ein: Lässt sich der Landkreis-Faschingsumzug unter den neuen Gegebenheiten überhaupt noch stemmen? Geht das noch alles im Ehrenamt?

Eine Frage, die einige Krisensitzungen nach sich zog. Mehrfach kamen vergangene Woche im Kitzinger Rathaus die KiKaG-Verantwortlichen mit Vertretern der Stadt und der Polizei zusammen. Gemeinsam wurde überlegt, welche Auswirkungen der Anschlag auf das bisherige Sicherheitskonzept für den Umzug hat. Ergebnis: Die Einschnitte sind gravierend. Es wurde nachgebessert, neu überdacht, ergänzt. Am Ende kam ein 40-seitiges Konzept heraus.

Sieben Laster sorgen für Sicherheit auf den Zufahrtsstraßen

Im Mittelpunkt steht die Frage, wie man die an der Strecke parkenden Autos wegbekommt und wie die Zufahrten dicht gemacht werden können. Die Lösung: Mehrere Lkw sollen Zufahrtsstraßen blockieren. Insgesamt sieben 7,5-Tonner werden von zwei Firmen – LZR und Stöcker – zur Verfügung gestellt, um für größtmögliche Sicherheit zu sorgen. 

Diese Unterstützung lässt auch die KiKaG-Verantwortlichen aufatmen: Durch das runderneuerte Sicherheitskonzept drohten auch die Kosten aus dem Ruder zu laufen. Man habe sich plötzlich "einer Verdoppelung" gegenüber gesehen, bringt Podschun das Problem für die Kitzinger Narren auf den Punkt. Mit Einstieg der beiden Sponsoren gab es dann zumindest an dieser Stelle ein leichtes Aufatmen.

Bis Anfang dieser Woche nicht klar war zudem, ob nach dem Umzug eine Aftershow-Party stattfinden wird. Das Problem auch hier: verstärkte Sicherheitsvorschriften. Für eine organisierte Party auf dem Kitzinger Marktplatz wäre der Aufwand riesig gewesen: Absperrungen, Security mit Taschenkontrollen, kein Verkauf von Flaschen. Frank Gimperlein vom Stadtmarketingverein hatte hier die Planungen in der Hand, um die Narren zu entlasten. 

Keine Aftershow-Party in Kitzingen

Wie beim Umzug hätte es durch die Auflagen für drei Feierstunden eine Verdopplung der Kosten gegeben. Das war am Ende der ausschlaggebende Punkt. Keine Aftershow-Party, lautete die Entscheidung am Dienstag. Auch die kurzzeitige Überlegung, vielleicht ins Dekanatszentrum zu gehen, zerschlug sich. Was aber an der Feierlaune nichts ändern muss, wie Gimperlein betont: Die Kitzinger Gastronomie stehe für den närrischen Ansturm bereit.     

Der erste Umzug nach der Pandemie: Mitte Februar vergangenen Jahres schlängelte sich der Gaudiwurm durch Dettelbach.
Foto: Daniel Peter | Der erste Umzug nach der Pandemie: Mitte Februar vergangenen Jahres schlängelte sich der Gaudiwurm durch Dettelbach.

Wobei noch offen ist, wie groß der Ansturm überhaupt sein wird. Weil das bisherige Konzept weggebrochen ist und es den regelmäßigen Wechsel zwischen den Faschingsgesellschaften KiKaG in Kitzingen, DeKaGe in Dettelbach und KVO in Volkach nicht mehr gibt. Aus dem Trio wurde ein Duo, Obervolkach ist aus dem Spiel. Bereits seit einigen Monaten ist klar, dass es in Volkach keine Umzüge mehr geben wird.

Als Gründe führten die Obervolkacher Narren mehrere Gründe ins Feld: Haftung, Bürokratie, steigende Kosten für den Veranstalter und zunehmende Organisation, was immer mehr Helfer braucht. Damit sind als Veranstalter nur noch die Gesellschaften aus Kitzingen und Dettelbach im Boot.

Inzwischen ist aber auch klar, dass keine Teilnehmer aus Obervolkach in Kitzingen an den Start gehen werden. Die Karnevalsvereinigung Obervolkach (KVO) zieht es zur gleichen Zeit zum Faschingszug nach Lülsfeld.

Wie geht es 2026 weiter? Auch ein generelles Aus ist denkbar. 

Nach dem Stand der Dinge haben sich in Kitzingen 34 Gruppen mit 22 Wagen angemeldet. Die Zahl der Teilnehmer dürfte sich um die 900 bewegen. Start ist wie gewohnt am Faschingsdienstag um 14.11 Uhr, Treffpunkt ist vor der Realschule in der Glauberstraße. Von dort geht es in die Stadt, am Platz der Partnerstädte dürfte es – mit Moderationen von Walter Vierrether – das größte Helau geben. Der Umzug steht unter dem Motto "Ferne Länder – andere Kulturen". 

Die große Sinnfrage steht dem Landkreisfaschingsumzug, der 1999 seine Premiere feierte, allerdings erst noch bevor: Wie geht es 2026 weiter? Dann wäre wieder Volkach an der Reihe gewesen – was aber vorbei ist. Ob Kitzingen und Dettelbach den Zwei-Jahre-Turnus schaffen oder die Veranstaltung generell auf neue Füße gestellt werden muss, ist völlig offen. Auch ein generelles Aus ist nicht undenkbar.   

Die Drachen sind los: So bunt war der Landkreisfaschingsumzug 2019 in Kitzingen.
Foto: Frank Weichhan | Die Drachen sind los: So bunt war der Landkreisfaschingsumzug 2019 in Kitzingen.

So weit wäre es um ein Haar auch schon nach der Pandemie gewesen, der größte Faschingsumzug im Landkreis stand schon damals auf der Kippe. Im März 2020 hatte der Umzug letztmals in Volkach stattgefunden. Weiter ging es dann, nach drei Jahren Pause, erst wieder 2024 in Dettelbach. Dort war man damals schon für die Obervolkacher eingesprungen. Der Neustart war durchwachsen, etwa 30 Prozent weniger Teilnehmer und auch 30 Prozent weniger Besucher wurden vor einem Jahr gezählt. 

Setzt sich dieser Trend fort, dürfte auch 2026 wieder eine "Tendenz zur Absage" drohen.

 
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