zurück
LANDKREIS KITZINGEN
Trotz Corona-Lockerungen wieder kein Landkreisfaschingsumzug im Kitzinger Land
_
Foto: Frank Weichhan
Daniela Röllinger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:56 Uhr

Zum dritten Mal in Folge fällt der Landkreisfaschingsumzug aus. Droht damit das endgültige Ende der traditionellen Veranstaltung? „Nein“, betonen sowohl die Dettelbacher DeKaGe, die heuer Ausrichter gewesen wäre, als auch die beiden anderen beteiligten Vereine, die Kitzinger Karnevalsgesellschaft KiKaG und die Karnevalsvereinigung Obervolkach KVO. Nächstes Jahr sei der Gaudiwurm wieder fest eingeplant – wie und wo er genau stattfinden wird, wollen die Vereine nach Ende der laufenden Session besprechen.

Der Landkreisfaschingsumzug wird 2023 nicht in Dettelbach stattfinden – das hatte die DeKaGe im November verkündet. Frühzeitig genug für Faschingsfreunde, die sich nur im Kalender notieren, in welchem Ort sie an Faschingsdienstag aufwändig gestaltete Wagen bewundern und Süßigkeiten aufsammeln können. Zu spät aber, um noch einen Ersatz auf die Beine stellen zu können.

Corona und Helfermangel

Als Grund für die Absage nannte die DeKaGe damals die immer noch bestehende Unsicherheit durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Planungsrisiken. Eng an eng an den schmalen Straßen stehende Menschen, eine nicht kalkulierbare Anzahl an Personen, die anschließend in der Maintalhalle feiern – das Risiko wolle man nicht eingehen, hieß es.

Corona ist das eine – die große Zahl an Helfern, die für eine solche Großveranstaltung nötig sind, das andere. „Der Aufwand ist sehr groß“, sagt Alfred Hannweber. Die Feuerwehr half schon bisher mit, aber das alleine hätte für die Zukunft für den Umzug nicht genügt. „Und für die Feier danach in der Halle brauchen wir auch mindestens 30 Leute.“

In Dettelbach haben sich deshalb jetzt mehrere Vereine zusammengetan. „Wir haben eine Faschingsvereinigung gemacht“, erklärt Alfred Hannweber. Neben der DeKaGE sind der Jugendtanzsportclub, der Frauenbund und die Kolpingfamilie mit im Boot. „In Zukunft ist der Umzug in Dettelbach wieder geplant“, versichert der Vorsitzende der Karnevalsgesellschaft.

Ob die Zukunft schon das Jahr 2024 sein wird, ist allerdings noch unklar. Der Umzug wird im Wechsel von der KiKaG in Kitzingen, der KVO in Volkach und der DeKaGe in Dettelbach durchgeführt. Der normalen Reihenfolge nach wäre also 2024 nach wie vor Dettelbach an der Reihe. „Wenn eine der anderen Gesellschaften es nächstes Jahr machen will, treten wir zurück“, sagt Hannweber aber.

Gespräche gleich nach Fasching

Nach der laufenden Session wollen sich die drei Gesellschaften zusammensetzen, um für die Zukunft zu planen. Wobei der Präsident der Kitzinger Karnevalsgesellschaft, Dr. Rainer Müller, diesen Kreis gerne erweitert hätte. „Ich hätte mich gerne noch mit Wiesentheid zusammengesetzt“, sagt er, aber das hätten die anderen beiden Vereinigungen nicht gewollt. „Es war auch nur ein Vorschlag“, betont Müller. Ein Gedanke. Vorgespräche habe es noch nicht gegeben.

„Der Landkreisumzug soll nicht sterben“, betont auch der Chef der KiKaG. Warum ist Kitzingen dann nicht eingesprungen, als Dettelbach nun ausfiel? Keine der ausrichtenden Gesellschaften habe sich in der Lage gefühlt, den Umzug diese Session zu stemmen. Müller spricht ebenfalls eine schwindende Personaldecke an, aber auch die gestiegenen Kosten. „Gepaart mit entsprechend herausfordernden Auflagen und Haftungen wird das Ganze, gelinde gesagt, unattraktiv.“ Auflagen gibt es viele. Und sie werden immer mehr. Neben jedem Reifen an jedem Fahrzeug muss eine Begleitperson herlaufen. Die Wagen dürfen eine bestimmte Höhe nicht überschreiten, die Höhe der Brüstungen ist vorgeschrieben, die Musiklautstärke darf eine vorgeschriebene Dezibelgrenze nicht überschreiten, es darf kein Alkohol getrunken werden, nennt Müller einige Beispiele. „Das muss der Veranstalter alles kontrollieren.“

Ein solcher Umzug koste außerdem „richtig Geld“, wenn man alle damit verbundenen Ausgaben einrechnet. „5000 bis 6000 Euro, das zahlt man nicht mal aus der Hand“, so Müller. Zumal ja auch die anderen Veranstaltungen wie die Sitzungen mit höheren Kosten verbunden sind – GEMA, Security, Technik, die Gagen... alle Ausgaben steigen. „Und das mus man erst mal wieder reinkriegen.“ Es sei deshalb nicht leicht, einen großen Umzug zu finanzieren. Wobei der Zuschuss der Stadt da schon helfe.

Eintritt wäre kaum umsetzbar

Würde denn ein Eintritt die Lage verbessern? Vor einigen Jahren hat es die KiKaG mal in diese Richtung versucht: Man bot Plaketten an, mit deren Kauf die Zuschauer einen finanziellen Beitrag leisten konnten. Das hat die Kosten aber auch nicht gedeckt und kam auch nicht besonders gut an. „Die Leute wollen keinen Eintritt zahlen, wenn sie einen Faschingsumzug anschauen“, so die Erfahrung des KiKaG-Präsidenten. Ein echter Eintritt sei auch gar nicht machbar, weil es zu viele Zugangsmöglichkeiten und Seitenstraßen gibt, durch die die Zuschauer zum Zug kommen können– und alles abzusperren wäre nicht möglich.

Auch Konstantin Kraus, 1. Vorsitzender der Karnevalsvereinigung Obervolkach, weiß um die zunehmenden Auflagen und die sinkende Helferzahl an Fasching. Trotzdem wird die KVO auch künftig als Veranstalter mitwirken. Der letzte Landkreis-Umzug fand 2020 in Volkach statt, mit 47 Zugnummern, etwa 1000 Zugteilnehmern, drei Kapellen. Corona war da noch kein Problem, sondern strömender Regen, der viele Zuschauer schnell das Weite suchen ließ. Wobei das Wetter kein Aspekt ist, der zur Entscheidung pro oder contra Zug beiträgt. Schließlich herrschte auch schon oft genug strahlender Sonnenschein.

Also: Nächstes Jahr kommt er wieder, der Landkreisfasching; wo, wird noch geklärt. Und was macht man jetzt in diesem Jahr an Faschingsdienstag? Eine kurzzeitig angedachte Faschingsparty auf dem Kitzinger Marktplatz, die der Stadtmarketingverein ausrichten sollte, wird es laut Geschäftsführer Frank Gimperlein voraussichtlich doch nicht geben. Wohl aber den traditionellen Umzug in Marktbreit. Der hat über die Jahre trotz des Landkreisfaschings seinen angestammten Platz im Terminkalender beibehalten. Dort wird auch 2023 auf und an den Straßen gefeiert – samt anschließender Party im Lagerhaus.

_
Foto: Frank Weichhan
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Kitzingen
Daniela Röllinger
Feuerwehr Schwanfeld
GEMA
Karnevalsvereine
Kolpingfamilie Waldbüttelbrunn
Maintalhalle
Obervolkach
Rainer Müller
Stadt Kitzingen
Traditionen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • info@baumann-hsb.de
    Corona allein war nicht der Auslöser, vielleicht nur der "Aus-Schalter" für Fasching in Franken insbesondere für Faschingsumzüge.
    Sicherheit ja, aber für jedes Rad einen Aufpasser, Fröhlichkeit ja, aber für 2 Feierbiester 1 Helfer?
    Da reichen selbst alle Vereine einer Kommune nicht mehr für die die Unterstützung des lokalen Faschingsveranstalters aus.
    Der Fasching in Franken reduziert sich immer mehr auf die 3 FFF: Franken, Fasching, Fernsehen. Besonders im Wahljahr. Und mehr und mehr konzentrieren sich Büttenredner und Kabarettisten auf politische Themen und Personalien - lokal und überregional. Zudem ist in den Medien das Kabarett in jeglicher Form derart präsent, dass der "gemeine Franke" auf diese Weise seinen "Faschings-und -Frohsinns-Pegel" ganz locker erreicht. Wer wirklich noch einen Faschingsumzug sehen will: Im TV werden die großen "Umzüge" der echten "Karnevalsnarren" aus dem Rheinland ja auch noch dargeboten. Und - wer es wirklich braucht, fliegt nach Rio.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • nkestler@aol.com
    Corona ist vorgeschoben und eine faile Ausrede - es ist nicht mehr relevant.
    Fehlendes Personal ist schon ein Grund.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten