
Heiraten – einfach so. Oder sich segnen lassen. Am Mittwoch, 24.4.24 war das ganz einfach dank der Aktion "Einfach heiraten" der Evangelischen Kirche, die viele Paare angesprochen hat. In die Kitzinger Stadtkirche kamen am Mittwoch über 20 Paare.
An 48 Orten in Bayern war "Einfach heiraten" am Mittwoch möglich, insgesamt 626 Paare nutzten laut Pressemitteilung der Kirche die Chance. Darunter waren 266 kirchliche Trauungen für Menschen, die bereits standesamtlich verheiratet waren sowie 360 Segnungen für Verliebte. Auch in Kitzingen kamen Paare spontan vorbei, um sich segnen zu lassen.
Draußen Regen und Kälte, in der Kirche Kerzen, Blumen und Liebe
Grau verhangen war dort am Mittwoch der Himmel, gelegentlich fielen Regen oder Schneegraupel herab, erst am späteren Nachmittag zeigte sich auch die Sonne. In der Kirche schufen Kerzen, Blumen und die Musik leuchtende Momente, und die Menschen selbst, die noch einmal Ja zueinander sagten, ihre Liebe bekannten.

Dekanin Kerstin Baderschneider, Pfarrerin Mareike Rathje, Pfarrer Simon Gahr und Religionspädagoge Philipp Fiedler warteten auf die Paare. Es waren berührende Momente, voller Intensität innerhalb der kurzen Zeit. "So viele Freudentränen habe ich noch nie gesehen", sagt Gahr.
Für Elisabeth und Harald Herr war jetzt genau die Gelegenheit
Eines der Paare, die sich trauen ließen, war Harald und Elisabeth Herr aus Kitzingen. Standesamtlich hatten sie am 19. April geheiratet. Kirchlich jetzt am 24. April. Nur lagen dazwischen 40 Jahre.

"Damals ging es nicht. Gemischt konfessionell, da gab es damals Schwierigkeiten", erzählen die beiden 73-Jährigen. Sie haben mittlerweile zwei erwachsene Kinder und drei Enkel. Eine kirchliche Heirat sei hintenan gestellt worden, erklärt Harald Herr. Dann haben sie von der Aktion in der Zeitung gelesen und entschieden, dass dies genau die Gelegenheit sei.
Jetzt wurden sie von Dekanin Baderschneider getraut. Sie gaben sich das Treueversprechen, steckten sich gegenseitig die Ringe an, und natürlich gab es einen Kuss. Den innigen Moment krönte Dekanatskantor Martin Blaufelder mit dem "Hallelujah" von Leonard Cohen.
Flitterwochen gibt es keine, aber: Das Paar hat ein Wohnmobil und Elisabeth Herr hat da so ihre Vorstellungen, künftig vom 19. bis 24. April immer wegzufahren.
Neue Ringe und noch ein Brautstrauß zur kirchlichen Hochzeit
Noch nicht ganz so lange standesamtlich verheiratet, nämlich erst zwölf Jahre, sind Christine Friedrich (38) und Daniel Gerstenlauer (38) aus Obereisenheim. Kirchlich – das hat sich für damals nicht ergeben. Sie haben von der Aktion im Gemeindeblatt erfahren und dann im Internet recherchiert.

Brautstrauß und neue Ringe gehörten für sie auch dazu. "Wir haben ja zwei Hände", sagt Christine Friedrich über die neuen Ringe und lacht.
Vor 32 Jahren hat ein anderes Paar sich schon vor dem Standesamt das Ja-Wort gegeben. Jetzt fassten sie den Entschluss, es kirchlich zu tun. Die Kerze von damals gibt es noch, sie wurde um das aktuelle Datum ergänzt. Sie wollten einen persönlichen Moment erleben. "Die Kinder bekommen nach der Trauung ein Video geschickt."
Ein Paar war schon seit 68 Jahren verheiratet
Baderschneider freut sich, dass die Aktion so gut angenommen wurde. Von so verschiedenen Paaren. Einige seien erst seit wenigen Jahren verheiratet gewesen, ein Paar seit 68 Jahren. "Es haben sehr offene Traugespräche stattgefunden", berichtet die Dekanin. Allen sei wichtig gewesen, sich das Treueversprechen zu geben, auch in sehr persönlichen Worten, und den Segen zu bekommen. Gerade die individuelle Form habe viele angesprochen.

Eine Frau habe ihren Mann damit überrascht: "Du, lass und dahingehen", habe sie gesagt. Er sei mitgekommen. Bei zwei Paaren sei die Frau auch im Brautkleid erschienen, bei einer Trauung saß der kleine Sohn im Hochstuhl vor dem Altar dabei.
Freundschaftssegen von der Pfarrerin für zwei Freundinnen
"Ich bin überwältigt", gab Pfarrerin Rathje zu. Es sei stets eine fröhliche Stimmung gewesen. Für zwei Freundinnen, die die Stadtkirche besuchten, habe es einen spontanen Freundschaftssegen gegeben. Alle Trauungen und Segnungen seien etwas Besonderes gewesen, findet auch Gahr. Ein Paar sei vor der Kirche von der BRK-Familie empfangen worden – mit Spalier.
Eine Wiederholung des erfolgreichen Angebots ist bereits in Aussicht: am 25.5.25.