Es war der erste Prozess dieser Art in Bayern: Mit Bruder Abraham musste sich ein Mönch am Kitzinger Amtsgericht verantworten, weil einem 25-jährigen Flüchtling aus Gaza im Kloster Münsterschwarzach (Lkr. Kitzingen) Kirchenasyl gewährt worden war. Das Verfahren endete mit einem Freispruch, der Vorwurf der "Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt ohne erforderlichen Aufenthaltstitel" wurde fallen gelassen.
Wie empfand Bruder Abraham den Prozess? Warum engagiert sich das Kloster für Flüchtlinge? Fragen an den Benediktinermönch, der bürgerlich Armin Sauer heißt, aus dem Landkreis Main-Spessart stammt und dem Orden seit 1997 angehört.
Bruder Abraham: Ich würde nicht sagen, dass ich Geschichte geschrieben habe.
Abraham: Natürlich war ich sehr erleichtert, das Wort 'Freispruch' zu hören – und vor allem auch die Begründung mit der Glaubens- und Gewissensfreiheit.
Abraham: Nicht so sehr, da ich meine Gemeinschaft, meine Mitbrüder hinter mir wusste. Ich habe im Vorfeld auch sehr viel Solidarität und Zuspruch von anderen Ordensgemeinschaften erfahren.
Abraham: In meinem Fall ging es ja darum, einem Menschen zu helfen – also ein sehr hohes Gut. Und für ein hohes Gut lohnt sich ein hoher Einsatz. Es geht darum, die Würde des Menschen zu bewahren.
Abraham: Es kamen Glückwünsche und freudige Anteilnahme aus dem gesamten Bundesgebiet und sogar dem Ausland.
Abraham: Natürlich hatte ich die Hoffnung, dass ich einen Freispruch erhalte – aber kein sicheres Gefühl.
Abraham: Es gibt keine bestimmten Voraussetzungen. Wir haben Kirchenasyl als 'ultima ratio' in wohlbegründeten Einzelfällen eingesetzt; wenn alle Mittel ausgeschöpft waren und dennoch eine Verletzung der Menschenwürde zu befürchten war. Natürlich haben wir jede Anfrage sorgfältig geprüft. Die meisten aller Anfragen, die wir bekommen, lehnen wir ab.
Abraham: In einem Wohngebäude auf dem Abteigelände. Derzeit lebt niemand bei uns im Kirchenasyl. Wir beherbergen aber nicht nur Menschen im Kirchenasyl. Seit 2014 sind wir eine dezentrale Unterkunft für Geflüchtete und arbeiten mit dem Landratsamt Kitzingen zusammen. Neben einer Unterkunft haben wir auch Mietwohnungen auf dem Gelände.
Abraham: Von 2015 bis 2019 war ein Tag gefüllt mit verschiedensten Tätigkeiten: Schriftkram und Kontakt mit Behörden, Unterstützung bei Wohnungs- und Arbeitsplatzsuche, Organisation von Deutschunterricht. Und viel Seelsorge: Da-Sein, Zuhören, Anteil-Nehmen, ein Gefühl von Heimat oder Geborgenheit vermitteln. Seit vergangenem Jahr ist es relativ ruhig geworden, da wir kaum noch Migranten zugewiesen bekamen und etliche ausgezogen sind. Die Verbliebenen machen teilweise eine Ausbildung in den Klosterbetrieben. Ich halte zudem Kontakt mit vielen Ehemaligen.
Abraham: Im Herbst 2014 fragte Bischof Friedhelm Hofmann verschiedene Klöster an, ob sie eine größere Migrantenfamilie beherbergen könnten. Wir sagten zu – jedoch hatte sich schon ein anderer Platz für diese Familie gefunden. So erklärten wir uns bereit, die Wohnung allgemein als Flüchtlingsunterkunft zur Verfügung zu stellen, was von der Regierung von Unterfranken gerne angenommen wurde.
Abraham: Anfangs ging es um die Bereitstellung von Wohnraum. In den folgenden Jahren gingen wir stets auf die anstehenden Nöte und Bedürfnisse ein, nahmen unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Obhut, als alle sonstigen Kapazitäten erschöpft waren, und wir schufen Wohnraum für anerkannte Migranten mit Bleibeperspektive. Wichtig waren uns auch das Kennenlernen, der interreligiöse Dialog, das friedliche Zusammenleben der Kulturen und Religionen.
Abraham: Aufgrund des Verfahrens möchte ich zur Anzahl der Fälle von Kirchenasyl nichts öffentlich sagen.
Abraham: Dass dieses Verfahren nicht in der ersten Instanz entschieden wird, war zu erwarten. Kirchenasyl ist sehr komplex. Der damalige Ministerpräsident Horst Seehofer hatte 2017 die Humanität betont, als es um Ermittlungen gegen einen Pfarrer ging und es wurde die Unterstützung der Staatsregierung zugesichert. Daher hoffe ich, dass die Politik sich einschaltet.
Abraham: Natürlich! Wir leben in einem Rechtsstaat und es ist wichtig, dass es klare Regelungen gibt, auf deren Einhaltung geachtet wird.
Abraham: Aufgrund des Verfahrens möchte ich zur Anzahl der Fälle von Kirchenasyl nichts öffentlich sagen." ...
Hier taktiert der fromme Mann. Warum nennt er nicht Roß und Reiter?
Mitbruder Anselm Grün schreibt regalmeterweise religiöse Erbauungsliteratur.
Die andern retten und erlösen... Aber wenn es um darum geht Farbe zu bekennen hinsichtlich der flächendeckenden Vertuschungspolitik beim Missbrauch in den eigenen Reihen, beim heuchlerischen Umgang mit Homosexualität, der Diskriminierung von Frauen, der verlogenen Sexualmoral etc. - da herrscht Schweigen im Walde.
Und "Kirchenasyl" wird zu Sand in den Augen und zu einem Ablenkungsmanöver einer zweifelhaften Gruppierung.
Und bei Ablenkmanövern führt kein Weg daran vorbei, die eigentlichen "Themen und Problemfelder' zu betrachten. Das eigentliche Problem ist in meinen Augen eine offensichtliche Schein-Heiligkeit der Institution, die von ihren Mitgliedern letztlich zumindest geduldet, wenn nicht befördert wird.
wenn ich Ihre Argumentation ernst nehme, dass DIE KIRCHE Missbrauch vertuscht, Frauen diskriminiert, heuchlerischen Umgang mit Sexualität hat (wobei ich Ihnen sehr gerne zugebe, dass Vieles davon stimmt - aber das gehört in diesem Zusammenhang einfach nicht hierher und hat mit dem Sachverhalt nichts zu tun!), dann muss man auch sagen, dass
DIE DEUTSCHEN Schuld an den Verbrechen der Nazis waren - und es heute noch sind,
dass
DIE FRANZOSEN die Hugenotten abgeschlachtet und vertrieben haben (bis heute keine Aufarbeitung dieser Vorgänge),
dass
DIE AMERIKANER die Indianer fast ausgerottet haben und sie lange Zeit wie Nicht-Menschen behandelt haben und auch die Sklaverei eine lange Zeit praktiziert haben (bis heute keine Aufarbeitung dieser Problematik),
dass
DIE (protestantischen) BRITEN jahrhundertelang den (katholischen) Iren ihr Recht auf Religionsfreiheit vorenthalten haben (keine Entschuldigung)
und Sie könnten problemlos überall entsprechende Punkte finden!
1. „DIE KIRCHE“ ist nicht meine Wortwahl, sondern die Ihre. Wenn Sie darauf bestehen, dann ist zu konkretisieren: Es geht um die ‚Oberste Heeresleitung’ der röm.kath. Kirche, d.h. Vatikan, Kardinäle, Bischöfe …
2. Es handelt sich hier um keine Vorgänge der Vergangenheit, sondern der aktuellen Gegenwart.
3. Der Umstand, dass jede Pauschalierung in die Irre führt, macht die Kritik an der Schein-Heiligkeit innerhalb der röm.-kath. Kirche nicht überflüssig oder unwahr.
2. Das Thema Kirchenasyl ist Gegenwart - das Thema Sexueller Missbrauch zu 95% frühe Vergangenheit. Schauen Sie sich die Zahlen doch mal genau an - das ist fast komplett in den 50-er und 60-er Jahren passiert! Was glauben Sie denn, warum als Konsequenz aus der Missbrauchsstudie, die 2018 veröffentlicht wurde, bisher kein einziges Strafverfahren in Deutschland eröffnet werden konnte? Weil die Taten verjährt sind (dann erfolgt die Entlassung aus dem Klerikerstand) - oder weil die Beschuldigten inzwischen verstorben sind, also kein Prozess mehr stattfinden kann!
und 3. Sie geben selber zu, dass jede Pauschalisierung in die Irre führt - und machen dann im nächsten Satz genau das wieder: Pauschalisieren - und führen Sich selbst ad absurdum!
Nein, Bruder Abraham, Ihr Gewissen ist nicht das Mass aller Dinge!
Die Berufung auf das Gewissen ist die Ultima Ratio schlechthin - nicht nur in Diktaturen!
Zu Zeiten, als es in Deutschland noch eine allgemeine Wehrpflicht gab, war es gang und gebe, dass sich Menschen auf ihr Gewissen berufen haben - und einen Dienst an der Waffe verweigert haben. Da war die letztendliche Berufung auf das Gewissen - IN DEUTSCHLAND - sogar Gesetz!
2. in Rumänien Asyl beantragen und dort in einem Land, das seine eigenen Einwohner kaum ernähren kann - und in dem die Angehörigen der verschiedenen Zigeuner-Stämme (und ich sage hier bewusst Zigeuner, nicht weil ich jemanden diskriminieren will, sondern weil Sinti und Roma einfach nur zwei Stämme sind, die Gesamtfamilie der Zigeuner aber aus viel mehr Stämmen besteht, die sich unter dem Begriff "Sinti und Roma" nicht eingeschlossen fühlen und für sich selbst den Begriff "Zigeuner" verwenden!) ausgeschlossen und diskriminiert werden! Menschenwürde sieht anders aus!
So eine Haltung verdient zumindest Respekt! Das Wohl eines anderen über das eigene Wohl stellen, trotz der angedrohten Konsequenzen. Es schadet manches mal nicht wenn der Staat von seinen Mitbürgern die Stirn geboten bekommt.
Letztlich gibt es in unserem Staat Gerichte die darüber entscheiden und die dafür sorgen, wie Gesetze und Verodnungen praktisch angewandt werden können. Gleichzeitig ist es ok wenn die Meinungen zum Thema auseinandergehen. Leider vertreten viele Leute eine Meinung die "demokratieunwürdig" ist.
Und woher wissen Sie, dass das Kloster ab dem Moment des Kirchenasyls für denjenigen, der eigentlich gar nicht mehr da war, auch weiterhin staatliche Leistungen bezogen hat?
Er redet zwar von 95% - aber in einem Stil, in dem jedem Leser klar sein dürfte, dass er genau das dem Kloster unterstellt (es aber auch nicht beweisen kann, dass es im vorliegenden Fall so ist)!