Die Kitzinger Karnevalsgesellschaft (KiKaG) wagt in ihrer Prunksitzung einen weiten Spagat: von lokalen Faschingsgewächsen über ambitionierte Amateure aus dem Landkreis bis zu den fränkischen Profis in der Bütt. Am Rosenmontag bot die KiKaG gute Unterhaltung für die fast 600 Zuschauer– Tempo, Qualität und Stimmung steigerten sich kontinuierlich.
Vier lokale Programmpunkte hatte die KiKaG am Rosenmontag zu bieten –zum letzten Mal in der Florian-Geyer-Halle: Tanzmariechen Annalena Galvagni fegte über die Bühne, die Garde und die Minigarde erfreuten mit ihren farbenfrohen Auftritten die Herzen der Zuschauer. Der evangelische Stadtpfarrer Uwe Bernd Ahrens schoss mit scharfzüngiger Ironie seine Spitzen gegen die Stadtverwaltung ab. "Kitzingen leuchtet und Kitzingen blüht", lautete seine Grundüberzeugung, "doch am Bahnhof wirst du abgeschreckt". Dort müssten die Fahrgäste nun in der Zug-Luft stehen, weil das verkaufte Gebäude geschlossen sei. Schuld daran seien die Stadtverantwortlichen, die den Bahnhof "jahrelang links liegen ließen".
Statt Saatkrähen werden die Kinder vertrieben
Ahrens konnte wenig Hoffnung machen, denn bevor die Stadt etwas in Angriff nehme, würden Gutachten produziert, Arbeitskreise und Runde Tische gebildet. "Selten kommt was raus", bilanzierte Ahrens. Weitere Belege für seine These fand er in den unvollendeten Projekten Deuster-Halle und Waldkindergarten. Selbst die Saatkrähen scheinen der Stadtverwaltung auf der Nase herumzutanzen. Statt ihrer würden die spielenden Kinder aus dem Rosengarten vertrieben.
Unter den Gästen von außerhalb war Elena Romeis (Markt Bibart) die jüngste Büttenrednerin, die je bei der KiKaG aufgetreten ist. Die Elfjährige schilderte altersgemäß in Liedern und Reimen die täglichen Hindernisse auf dem Weg zur Schule: "Atemlos . . ." Nicht zum ersten Mal trat Marco Breitenbach aus Schweinfurt auf. Gerade 18 geworden, berichtete er vom Kampf mit seinen Eltern beim "begleiteten Fahren". Seine liebe Müh mit der Berufswahl hatte Wolfgang Huskitsch (Dorfprozelten). Er stellte fest: "Der gefährlichste Beruf ist Rentner – er endet tödlich."
Profis punkten mit Variationen
Für erste Begeisterungsstürme sorgte "Putzfrau" Ines Procter (Erlabrunn), die zugleich den Reigen der TV-Profis aus der "Fastnacht in Franken" eröffnet hatte. Sie hatte für Kitzingen eine andere Variante des unerschöpflichen Themas "Mann-Frau-Beziehung" ausgesucht. "In jedem Mann steckt etwas Gutes", überraschte sie die Zuhörer, "und wenn es das WMF-Messer ist."
"Hofnarr" Oti Schmelzer (Oberschwappach) spielte versiert mit Versatzstücken aus seinem Auftritt im Fernsehen und lokalen, improvisiert wirkenden Gags. Seine komplizierten Wortwasserfälle und pointierten Gstanzl sind eine Klasse für sich.
Anders Peter Kuhn: Seine gereimte Büttenrede der leisen Töne ist so ausgefeilt, dass er sie nur 1:1 wiedergeben kann. Wer die BR-Faschingssendung gesehen hat, konnte trotzdem nochmals lachen. Mancher Gag des "Sicherheitsfachmanns" zündet erst beim zweiten Nachdenken. Ähnlich ist es mit Matthias Walz, der ein Medley aus alten Hits mit dem modernen Thema "Künstliche Intelligenz" unterlegt hatte. Das lässt sich kaum variieren. Trotzdem riss er das Publikum mit seiner Bühnenpräsenz von den Sitzen.
Fulminante Gastauftritte der KoKaGe
Furios, fulminant, fantastisch waren die Tänze der KoKaGe-Akteure aus Wiesentheid. Tanzmariechen Victoria Wagner schien Sprungfedern in den Beinen zu haben, so akrobatisch und unbeschwert führte sie ihre Salti aus. Und die Showtanztruppe "Superklasse" trägt ihren Namen zurecht. Ihre Choreografie strotzte vor schnellen und schwierigen Bewegungsabfolgen.
Den offiziellen Schlusspunkt hinter sechs Stunden Programm setzten das Männerballett Winterhausen in einer farbenfrohen Präsentation und der Schlager singende Präsident des "Nürnberger Trichters", Norbert Knorr.