Gartenschau und Flusskreuzfahrtschiffe – das passte in Kitzingen von Anfang an wunderbar zusammen. Zum Auftakt im Jahr 2011 machten gleich 150 Schiffe in der Großen Kreisstadt fest. Es sollte der Beginn einer Erfolgsgeschichte sein. Die Vorreiterrolle ging allerdings verloren. Spätestens als Volkach in das Geschäft mit einstieg: Vergangenen Herbst wurden dort gleich zwei Schiffsanleger eröffnet, seit Ostern halten nun auch an der Mainschleife die Flussschiffe. Eine Konkurrenz sehen die Tourismus-Verantwortlichen in beiden Main-Anrainerstädten nicht: Sowohl Vanessa Feineis in Kitzingen als auch Marco Maiberger in Volkach glauben an wenig Überschneidungen. Zumal genug für alle da zu sein scheint: Flusskreuzfahrten boomen auch auf dem Main ungebrochen.
In Volkach lässt sich durchaus noch der Zauber des Anfangs spüren: Die Freude über die ersten Monate ist groß. Marco Maiberger muss nicht lange überlegen, wenn er nach einer ersten Bilanz zum Thema Flusskreuzfahrtschiffe gefragt wird. Die beiden neuen Anleger in Astheim und Volkach sind für 57 Schiffe in der ersten Saison von Ostersonntag bis Mitte November reserviert. Die Volkacher Besonderheit: Die Touristinfo hat Direktverträge für Ausflugsprogramme mit vier Reedereien. Die Mainschleife ist damit Bestandteil der Schiffsrouten Amsterdam - Budapest, Luxemburg - Nürnberg sowie Amsterdam - Nürnberg.
Neun Ausflüge im Angebot
Im Schnitt sind in Volkach pro Schiff rund 100 Personen an Bord. Die Gäste kommen aus Kanada, Neuseeland, USA, Australien, der Schweiz und Deutschland. Fast alle Schiffe, die anlegen, werden mit Ausflugsprogrammen der Touristinfo bedient. 13 englischsprachige Gästeführer stehen dafür bereit. Neun Ausflüge werden angeboten. Wie Maiberger betont, wird für jede Reederei gezielt nach deren Bedürfnissen ein Programm entwickelt. Es gibt beispielsweise eine Radtour, eine Kanutour, Besichtigungen der Stadt mit Weingutsbesichtigungen sowie Weinverkostungen im historischen Schelfenhaus. Auch können junge Winzer in der Region besucht werden. Dazu kommen eine Panorama-Mainschleifen-Tour mit dem Bus ebenfalls mit Weingutsbesichtigung sowie ein Schokoladen- und Weinseminar in Schwarzach.
Die Touristinfo organisiert für eine Reederei zudem ein eigenes kleines Weinfest mit Musik und Tanz. Direkt an Bord werden ebenfalls eigens Wein- und Schokoladen-Seminare angeboten. "Die Resonanz der internationalen Gäste ist toll", schaut der Volkacher Chef-Touristiker zufrieden auf die ersten Monate. Volkach biete "eine perfekte Ergänzung zu den touristischen Hotspots Rothenburg, Würzburg und Bamberg". Die lokale Wirtschaft – Busunternehmen, Geschäfte und Weingüter – profitiere von den Flussgästen.
Aktuell würden gerade die Weichen für 2020 gestellt. Dabei sei zu beobachten, dass 5- und 6-Sterne-Reedereien zunehmend ein Auge auf Volkach werfen.
In Kitzingen sieht man die Entwicklung an der Mainschleife keineswegs mit Stirnrunzeln. Dass sich weitere Städte am Main für die Flusskreuzfahrt interessieren, sei klar gewesen, betont Tourist-Chefin Vanessa Feineis. Ein Dutzend Schiffe hat Kitzingen in den vergangenen drei Jahren verloren: Waren es 2017 noch 65 Halte, ging die Zahl vergangenes Jahr auf 58 zurück. In diesem Jahr sind 52 Schiffe angemeldet, wobei sich diese Zahl durchaus noch nach oben bewegen kann.
Spontan – die Kitzinger Stärke
Spontane Anmeldungen – genau auf diese Karte kann Kitzingen setzen. Während Volkach an bestimmte Reedereien gebunden ist, zeigt sich Kitzingen offen für alle und alles. Ein Unterschied, der dafür sorgte, dass beide Städte unterschiedliche Stücke vom Kuchen abbekommen. Das Drumherum-Angebot ist dabei in etwa wie in Volkach: Radfahrer, Weinfreunde, Stadt-Erkunder - alle bekommen speziell zugeschnittene Programme. Mitunter gehe es auch direkt in den Bus, um Ausflüge nach Rothenburg oder Würzburg zu starten.
Kitzingen behalte den Markt im Auge, präsentiere sich und sei bestrebt, den schwimmenden Hotels "ein Rundum-Sorglos-Paket" anzubieten, so Feineis. Und auch wenn in der näheren Umgebung am Main über weitere Anlegestellen wie etwa in Ochsenfurt oder Wertheim nachgedacht werde, ist das für die Kitzinger Tourist-Chefin kein Grund zur Beunruhigung: Der Main werde immer beliebter und ein Ende des Booms sei nicht absehbar.