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DETTELBACH
1000. Markt ist letzter: Rinderzuchtverband verlässt Dettelbach
Zuchtvieh4       -  Beim 900. Rinderzuchtmarkt im Jahr 2009 war der Andrang in der Dettelbacher Frankenhalle groß. Der 1000. Großviehmarkt im Sommer wird der letzte in Dettelbach sein. Nach dem Jubiläum werden die Tiere in Ansbach versteigert.
Foto: Weichhan (Archiv) | Beim 900. Rinderzuchtmarkt im Jahr 2009 war der Andrang in der Dettelbacher Frankenhalle groß. Der 1000. Großviehmarkt im Sommer wird der letzte in Dettelbach sein.
Daniela Röllinger
 |  aktualisiert: 20.02.2021 02:16 Uhr

Die Kälber ziehen im Februar ab, mit dem Großvieh ist in ein paar Monaten Schluss: Nach dem 1000. Großviehmarkt in der Frankenhalle verabschiedet sich der Rinderzuchtverband Franken vom Standort Dettelbach und organisiert die Vermarktung um. Unterfränkische Rinderzüchter werden ihre Tiere künftig in Ansbach verkaufen.

Höhere Kosten, geringeres Angebot, niedrigere Preise: Im Vergleich zu anderen Märkten schneidet der Rinderzuchtmarkt in Dettelbach seit einigen Jahren nicht mehr gut ab. Schon länger beschäftigt den Vorsitzenden Lothar Ehehalt deshalb die Frage, wie lange der Rinderzuchtverband Franken es noch verantworten kann, seine Märkte in Dettelbach abzuhalten. Jetzt zieht der Verband die Reißleine und organisiert die Vermarktung in Unterfranken neu. Die Tiere werden künftig am Standort Ansbach mit vermarktet. Dass die Wahl auf Ansbach fällt, ist wenig überraschend, denn die Verbände Unterfranken und Mittelfranken haben schon 2011 fusioniert.

„Gute Lösung gefunden“

„Die Entscheidung war schwierig, es gab viele Gespräche und Überlegungen. Aber wir haben eine gute Lösung gefunden“, sagt Lothar Ehehalt. In den vergangenen Jahren war das Angebot an Kälbern, aber auch an Großvieh bei den Marktterminen in Dettelbach mehr und mehr zurückgegangen. Grund dafür ist insbesondere der Strukturwandel, der ab 2015 im unter- und oberfränkischen Gebiet des Rinderzuchtverbandes besonders stark gewesen sei. „Die Zahl der Verbandskühe sank von 21.009 um 3000 und damit auch die Zahl der Kälber“, heißt es im Sonderinfobrief, mit dem die Mitglieder über die Neuordnung der Vermarktung informiert wurden.

Neben dem Strukturwandel führte auch die Blauzungenkrankheit dazu, dass immer weniger Tiere in Dettelbach angeboten wurden. Diese Infektionskrankheit war in der Nähe von Stuttgart aufgetreten, daraufhin wurde im Februar 2019 das so genannte Blauzungenrestriktionsgebiet eingeführt. Erst ab Mitte Mai 2019 konnten die Landwirte ihre Tiere impfen, was höhere Kosten für die Tierhalter nach sich zog. Tiere, die nicht geimpft sind, dürfen auf den Märkten nicht außerhalb des Gebietes verkauft werden. Die Grenze dieses Gebiets geht durch Unterfranken – Dettelbach liegt darin, der Landkreis Haßberge nur zum Teil, Rhön-Grabfeld gar nicht. Vermarktet ein Landwirt, der nicht im Restriktionsgebiet liegt, seine Tiere in Dettelbach, müssen diese im Gebiet verbleiben. Zugleich können viele Großhändler keine Tiere, die aus einem Restriktionsgebiet stammen, kaufen und kommen daher gar nicht mehr nach Dettelbach.

Ist die Nachfrage geringer, sinken die Preise. Die Preisunterschiede zu anderen Märkten seien vor allem bei den Kälbern erheblich, sagt Klaus Wanner, erfolgreicher Züchter aus Wässerndorf, der seit der Eröffnung der Frankenhalle in Dettelbach im Jahr 2000 dort regelmäßig Tiere veräußerte. Er spricht von Einbußen in Höhe von 50 bis 60 Cent pro Kilogramm im Vergleich zu anderen Märkten. Verkauft ein Landwirt im Jahr 50 bis 60 Bullenkälber mit einem Gewicht von um die 80 Kilogramm, summiert sich das. Auch beim Großvieh ist die Preisentwicklung bedenklich, wie Lothar Ehehalt an einem Beispiel erklärt: Wenn eine Kuh in Dettelbach 1500 Euro erzielt, während es anderswo 1700 Euro gibt, überlegen die Verkäufer sich gut, ob sie das Tier in der Frankenhalle abgeben oder über andere Wege vermarkten. Nachvollziehbar, aber zugleich wieder negativ für den Standort im Landkreis Kitzingen, weil die Zahl der angebotenen Tiere sinkt. „Es ist ein Teufelskreis“, sagt der Vorsitzende des Rinderzuchtverbandes Unterfranken. Der Blick in die Zukunft ist nicht rosig: Das Verbot der Anbindehaltung, das laut Ehehalt über kurz oder lang kommen wird, werde die Zahl der Betriebe weiter verringern. Für viele kleinere Betriebe sei die Viehhaltung nicht mehr rentabel, wenn sie in einen neuen Stall investieren müssen. Damit fallen noch mehr kleinere Anbieter und Käufer weg.

Kritische Schwelle unterschritten

Fast 5000 Mastbullenkälber wurden 2018 noch in Dettelbach verkauft, etwa 300 je Markt. Bis dahin lief der Standort gut. Dann aber gingen die Zahlen deutlich zurück. Und im letzten Jahr schlug dann auch noch Corona zu. 2020 sank die Zahl der angebotenen Tiere auf 3700 Tiere, je Markt 217. Damit sieht Ehehalt die kritische Schwelle unterschritten. Für Großbetriebe ist der Markt nicht mehr interessant, weil deren Besitzer viele Tiere kaufen wollen. „Die brauchen bis zu 100 Kälber mit einem Altersunterschied plus/minus zwei Wochen und einem Gewichtsunterschied von etwa zehn Kilo“, erklärt Lothar Ehehalt. Das kann der Dettelbacher Markt nicht mehr bieten.

Bei den Kälbermärkten war daher in den letzten Monaten eine echte Auktion schon gar nicht mehr durchführbar. „Diejenigen, die da sind, teilen sich die Tiere auf. Einer nimmt die von 70 bis 85 Kilo, ein zweiter die von 85 bis 95 Kilo, der dritte die schwereren“, berichtet Ehehalt. In Ansbach dagegen wird richtig versteigert. Dort sind derzeit bei den Märkten jeweils 800 bis 1000 Tiere im Angebot – alleine aus Mittelfranken. Die Preise sind dort deutlich höher.

Große Kritik an der Verlagerung des Marktes nach Ansbach habe es von den Landwirten im Landkreis nicht gegeben, berichtet der RZV-Vorsitzende, zumal der Verband es ermöglicht, die Kälber weiterhin in Dettelbach anzuliefern, von wo aus sie dann nach Ansbach gebracht werden. „Es gibt keine Alternative“, sagt Klaus Wanner zur bevorstehenden Verlagerung nach Ansbach. Hans Haubenreich aus Geiselwind sieht das genauso. Das Aus von Dettelbach sei auch Folge der politischen Entscheidungen. Viele Landwirte hätten aufgegeben, weil ständig neue Auflagen kommen, selbst gut gehende Betriebe, so Haubenreich. In den letzten Jahren hätten sich die Zahl der Betriebe in der Region und die Stückzahlen der Vermarktung stark reduziert. „Da darf man die Augen nicht verschließen“ - auch wenn die Entscheidung, die Märkte in Dettelbach nicht mehr abzuhalten, für die Landwirte im Landkreis Kitzingen mit Wehmut verbunden sei. Dettelbach sei lange ein guter Marktstandort gewesen, die Anfahrt ideal. Doch das genügt heute nicht mehr. „Man muss nach vorne blicken und Auswege suchen”, erklärt Haubenreich.

BBV: „Ein logischer Schritt“

Wilfried Distler, Geschäftsführer des Bauernverbandes in Kitzingen, ist nicht überrascht vom Rückzug des Rinderzuchtverbandes aus Dettelbach. „Das war ein logischer Schritt.” Das Problem sei der Strukturwandel, sagt auch er. Je weniger Landwirte es gibt, desto weniger Verkäufer kämen zu den Märkten. Damit werden diese uninteressant für die Käufer. Er sieht das Aus für Dettelbach mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Um den Standort tue es ihm leid. Zugleich erwartet er trotz des höheren Aufwands für die Anfahrt der Landwirte aus dem Landkreis Kitzingen nach Ansbach positive Effekte. Nicht nur preislich. Je kleiner das Angebot bei einem Markt ist, desto weniger werde auf die Qualität der Tiere geachtet. Wenn die bislang in Dettelbach versteigerten Tiere nun auf dem Markt in Ansbach angeboten werden, steige das dortige Angebot. „Das wirkt sich auf die Tierqualität aus und ist gut für Beschicker und Käufer“, sagt Wilfried Distler.

Ab dem 10. Februar wird die Versteigerung der Kälber nicht mehr alle drei Wochen in Dettelbach stattfinden, sondern alle zwei Wochen in Ansbach. Das Großvieh bleibt noch ein bisschen länger in der Frankenhalle, aber auch damit ist nach dem 1000. Markt Schluss. Wann genau der Jubiläumsmarkt stattfinden wird, steht noch nicht fest. Ehehalt peilt den Juni an. Und wie genau der runde Geburtstag gefeiert wird, ist auch noch offen. „Es ist ein trauriges Jubiläum. Aber wir wollen es halbwegs vernünftig über die Bühne bringen.“

Lebendige Feuerwehrgeschichte       -  Klaus Wanner war mit seinen Tieren von Anfang an bei den Märkten in Dettelbach dabei. Der Wässerndorfer Landwirt gehört zu den erfolgreichsten Züchtern der Region. 2017 wurde er als Züchter des Jahres ausgezeichnet.
Foto: Gerhard Krämer (Archiv) | Klaus Wanner war mit seinen Tieren von Anfang an bei den Märkten in Dettelbach dabei. Der Wässerndorfer Landwirt gehört zu den erfolgreichsten Züchtern der Region. 2017 wurde er als Züchter des Jahres ausgezeichnet.
 
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