Die Anzeige klingt verheißungsvoll: "Urlaub jetzt! Sie müssen nur noch einsteigen." So bewirbt Auto Birnack aus Iphofen auf einem aktuellen Flyer sein neues Angebot, sich dort einen VW T6 California zu mieten. Den "Traumbulli", wie es der Autohändler mit Werkstatt nennt. Den Traum vom Verreisen mit dem Wohnmobil haben derzeit viele Menschen, Camping boomt nach wie vor.
Doch hat man jetzt überhaupt noch eine Chance, auf die Schnelle ein Fahrzeug oder einen Wohnwagen für den Sommer zu finden? Wir haben uns im Landkreis Kitzingen umgehört und nach den besten Tipps gefragt.
Welche Firmen verleihen Campingfahrzeuge im Landkreis Kitzingen?
Die bekannteste Adresse dürfte Maincamp in Marktbreit sein. Die Firma gehört zu Frankana Freiko in Gollhofen und vermietet Wohnmobile und Wohnwagen in verschiedenen Preisklassen. Darüber hinaus gibt es im Landkreis Kitzingen unter anderem Sonja Most, die seit 17 Jahren in Kitzingen Wohnmobile der Marke Fiat vermietet, sowie den Camping Center Mainfranken in Iphofen. In dem Städtchen kann man seit 2020 bei Auto Birnackden VW T6 California im Urlaub ausprobieren. Seit diesem Jahr neu im Geschäft der Vermieter von Camping-Mobilen ist die Spindler-Gruppe, die auch Standorte in Kitzingen hat. Deren VW-Camper Grand California und California Coast muss man sich allerdings in Würzburg abholen.
Vermieten auch Privatleute ihren Wohnwagen?
Wenn man nicht gerade das Glück hat, sich das Wohnmobil mit den Eltern oder Nachbarn teilen zu können, lohnt sich ein Blick auf die Internet-Plattform PaulCamper. Dort und beispielsweise bei Yescapa vermieten Privatleute ihre Wohnmobile, Wohnwagen oder selbst ausgebaute Fahrzeuge. 2013 gegründet, ist das PaulCamper nach eigenen Angaben heute die größte Plattform für privates Camper-Sharing. Zahlen für die Region nennt Pressesprecherin Katrin Witt: 107 private Camping-Mobile sind in Unterfranken online, davon zwölf im Landkreis Kitzingen.
Jetzt noch kurzfristig ein Wohnmobil für den Sommer mieten, geht das?
Der Blick auf PaulCamper.de zwei Wochen vor den Sommerferien zeigt, dass im Landkreis Kitzingen im Juli nur noch ein Wohnwagen namens Herbert frei wäre. Zieht man den Suchkreis weiter, wird die Auswahl etwas größer, ähnlich die Lage in den Sommerferien. Auch die drei Wohnmobile des Camping Center Mainfranken in Iphofen sind laut Armella Strele in den Sommerferien "weitgehend ausgebucht". Bei Sonja Most in Iphofen gibt's im Juli noch Chancen. Lücken sind laut Mario Bauer noch bei Maincamp zu finden, bei Auto Birnack ab 15. August wieder. Und Rico Schmidt vom Autohaus Spindler sagt, bei ihm stünden die Chancen zum Ende der bayerischen Sommerferien wieder gut: Ab September gibt's noch freie Camper.
Sind die Mietpreise wegen des Campingbooms gestiegen?
Mit dem gemieteten Wohnmobil zu verreisen ist kein Schnäppchen. Die Fiat Ducatos oder Multijets von Sonja Most kosten 76 bis 123 Euro pro Tag, je nach Größe, Saison und Mietdauer. 99 bis 149 Euro sind es für die VW bei Spindler. Bei Maincamp in Marktbreit reichen die Preise saisonunabhängig von 49 bis 65 Euro für einen Wohnwagen bis zu 140 Euro für das größte Wohnmobil pro Tag in der Hauptsaison. Bei PaulCamper vermieten Privatleute im Kitzinger Umkreis ihren Wohnwagen bereits ab 35 Euro, bis zu 170 Euro für ein Wohnmobil reicht das andere Ende der Skala.
Mit welchen Kosten muss ich noch rechnen?
Zu den Mietpreisen hinzu kommt bei den meisten Anbietern noch eine einmalige Servicegebühr plus die Kaution. Gestiegen seien die Preise wegen des Campingbooms aber nicht, schreibt Katrin Witt von PaulCamper. Im Gegenzug habe man ja neue Vermieter gewonnen: 41 haben sich seit Jahresbeginn in Unterfranken auf der Plattform neu angemeldet. Mit einrechnen muss man natürlich noch die Kosten für einen Wohnmobil-Stellplatz oder Campingplatz pro Nacht. Zwar gibt es mittlerweile auch Plattformen wie AlpacaCamping für legales Wildcamping auf Grundstücken von Bauern oder Winzern, doch auch dort zahlt der Camper 5 bis 25 Euro pro Nacht als Gebühr.
Ist der Campingboom bald vorbei, und die Wohnmobile werden günstiger?
Da gehen die Meinungen auseinander. Die Spindler-Gruppe ist erst heuer in das Vermietgeschäft eingestiegen und will das laut Rico Schmidt im "im nächsten Jahr auf jeden Fall größer aufziehen". Die VW-Fahrzeuge sollen zwei Jahre vermietet werden und dann verkauft. Armella Strele vom Camping Center Mainfranken rechnet damit, dass der Boom in zwei bis drei Jahren abflauen wird, aber die Neu-Camper dann Geld in Instandhaltung und Aufrüstung stecken: "Komplett autark sein zu wollen, haben viele Leute jetzt für sich entdeckt." Ähnlich sieht das Mario Bauer: "Für die meisten Rückkehrer ist es eine zusätzliche Option zu verreisen." Sonja Most hingegen glaubt, das Campen sei für Viele nur eine Zwischenlösung. "Manche Neu-Camper wollen Luxus ohne Ende, die sind ihr Hotelzimmer gewöhnt und werden dorthin zurückkehren."
Tipps von Profis für den ersten Campingurlaub
Und was raten die Camping-Profis jenen Kunden, die es noch werden wollen? Katrin Witt verweist auf die Internetseite von PaulCamper, wo viele Tipps für Einsteiger gebündelt sind: Vom richtigen Führerschein über gute Ziele bis hin zur Versicherung. Zudem sei das Wichtigste, "mit Freude und Offenheit in das erste Campingabenteuer zu starten". Mario Bauer von Maincamp empfiehlt, sich das Fahrzeug oder den Wohnwagen vor dem Mietvertrag anzuschauen und reinzugehen: "Man muss sich darin wohlfühlen." Und Sonja Most rät dazu, sich ein Wohnmobil nicht nur fürs Wochenende zu mieten: "Mein Tipp ist, das Campen eine ganze Woche auszuprobieren."