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Hellmitzheim
Neues Baugebiet auf dem Weg: Wie in Hellmitzheim jetzt trotz der Gefahr eines alten Gipsbergwerks Bauplätze entstehen
Auf einer idyllischen Wiese am Ortsrand bricht von Zeit zu Zeit die Erde ein. Was heißt das für das dort geplante Baugebiet und die bestehenden Häuser? Ein Erkundungsversuch.
Über den alten Gips-Tagebau am Ortsrand von Hellmitzheim ist längst Gras gewachsen. Doch der Adelsberg ist weiter in Bewegung, eine Bebauung nur an den Ausläufern des Plateaus möglich.
Foto: Eike Lenz | Über den alten Gips-Tagebau am Ortsrand von Hellmitzheim ist längst Gras gewachsen. Doch der Adelsberg ist weiter in Bewegung, eine Bebauung nur an den Ausläufern des Plateaus möglich.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:28 Uhr

Was hat es zu bedeuten, dass es in Hellmitzheim zu grauer Vorzeit ein Gipsbergwerk gab? Gefährden die Brüche im Untergrund das Vorhaben der Stadt Iphofen, im Nordwesten des Ortes ein kleines Baugebiet auszuweisen? Die Stadt sagt Nein und sieht sich durch ein Fachbüro bestätigt, das im vergangenen Sommer weitläufige "Erkundungsbohrungen" am Adelsberg durchgeführt hat. Dabei stießen die Experten zwar mithilfe modernster Lasermessungen auf vormals unbekannte Hohlräume. Für die Pläne der Stadt hatten die Ergebnisse aber kaum Auswirkungen – und wenn, dann nur am Rande.

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Eine Mail des Bergamts Nordbayern hatte kurz vor Weihnachten ein kleines Beben ausgelöst. Die Behörde, angesiedelt bei der Regierung von Oberfranken in Bayreuth, verhängte mittels Verordnung ein "Betretungs- und Befahrungsverbot zur Gefahrenabwehr" für den Altbergbau "Am Adelsberg", und man musste schon tief in die Spalten und Zeilen des Gedruckten eintauchen, um herauszulesen, was gemeint war.

Tatsächlich galt das Verbot nur für einen Teil des Geländes, nämlich für das "Plateau des Adelsbergs im Bereich der Streuobstwiesen sowie brachliegender Flächen". Die betroffenen Grundstückseigentümer seien "für die Gefahren durch den früheren Bergbau sensibilisiert" worden. Das Betretungsverbot lässt nur wenige Ausnahmen zu, etwa zur Bewirtschaftung der voll alter Obstbäume stehenden Wiesen.

Acht bis zehn Bauplätze will die Stadt Iphofen schaffen

In seiner Mitte Dezember versandten Mail spricht das Bergamt von "besonders risikobehafteten Bereichen". Doch das ist der weitaus kleinere Teil des geplanten Baugebiets, der im schlimmsten Fall "ein bis zwei Bauplätze" betrifft, wie Bürgermeister Dieter Lenzer – aufgeschreckt durch die Berichterstattung dieser Redaktion – damals betonte. Der große Rest des Geländes, auf dem die Stadt acht bis zehn Baugrundstücke erschließen will, liegt westlich des Plateaus und sei von der Sache nicht berührt.

Im Grunde hatten die Untersuchungen bloß bestätigt, was schon die ganze Zeit vermutet worden war: Auch Jahrzehnte nach den Umtrieben im Untergrund ist der Berg nicht zum Stillstand gekommen. 1885 hatte man begonnen, ihm seine Schätze zu entreißen. Gips, das weiße Gold, schürfte hier die ortsansässige Firma Müller, und als sie im Jahr 1957 den Betrieb einstellte, wurde das Bergwerk nur notdürftig verschlossen. Zurück blieben Stollen, Schächte und Hohlräume, die aus Kostengründen nie verfüllt wurden und den Boden instabil machen. "Die Ergebnisse zeigen erstmalig das erhöhte Gefährdungspotenzial durch die großflächige Ausdehnung der Hohlräume im Untergrund", heißt es.

Ein Tagesbruch ist vergleichbar mit einer Gletscherspalte

Von Zeit zu Zeit kommt es auf der darüberliegenden Wiese zu sogenannten Tagesbrüchen, von denen laut Bergamt eine "erhebliche Gefahr für Leben und Gesundheit der Bevölkerung" ausgeht. Ein Tagesbruch kann über Jahre hinweg entstehen – der eigentliche Bruch an der Erdoberfläche tritt dann jedoch ganz plötzlich auf. Man kann sich das Ganze wie bei einer Gletscherspalte vorstellen.

Stadtteilreferent Hans Brummer steht im Mai 2022 am Adelsberg und erklärt mittels einer alten Flurkarte die damals ungewissen Planungen für ein Baugebiet.
Foto: Eike Lenz | Stadtteilreferent Hans Brummer steht im Mai 2022 am Adelsberg und erklärt mittels einer alten Flurkarte die damals ungewissen Planungen für ein Baugebiet.

Der Bürgermeister ist bemüht, die Sache kleinzuhalten, und versichert: Die Häuser, die vor Jahren an den Hängen und Ausläufern des Adelbergs entstanden sind, seien nicht gefährdet. Das Bergamt bestätigt diese Version. "Bebaute Flächen sind nicht betroffen." Und auch im Umfeld der von den Experten scherenschnittartig kartierten "Einschränkungsfläche" sei eine Bebauung möglich. So kann das Baugebiet nun um bis zu zehn Grundstücke wachsen, auf die vor allem junge Leute aus dem Dorf hoffen.

Der im Winter so beliebte Rodelhang bleibt gesperrt

Sie hatten vor zwei Jahren im Stadtrat intensiv für ihr Anliegen geworben und auf den drohenden Wegzug von Einheimischen verwiesen, wenn nicht in absehbarer Zeit ein kleines Baugebiet komme. Das ist nun auf dem Weg, nachdem der Bauausschuss am Montagabend beschlossen hat, die Bauleitplanung dort offiziell wieder aufzunehmen. Gesperrt bleibt laut Bergamt der im Winter so beliebte Rodelhang am Adelsberg. Eine Leserin schreibt allerdings, dass es weiter westlich durchaus noch die Möglichkeit zum Schlittenfahren gebe. Dieser Bereich sei nicht von dem Betretungsverbot betroffen.    

Der Artikel wurde im letzten Absatz dahingehend aktualisiert, dass Schlittenfahren offenbar in einem Teilbereich des Adelsbergs möglich ist.

 
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Kommentare
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  • Friedrich Angene
    Ich wäre als Bürgermeister der Stadt Iphofen strikt gegen eine Baugebietsschaffung in Richtung des ehemaligen Gips-Bergwerkes. Auf die Stadt könnten Haftungsrisiken zukommen die nicht bezifferbar sind. In Hellmitzheim muss versucht werden Bauplätze in Richtung ehem. Fußballplatz zu schaffen. Auch sind Innerorts vorhandene Flächen zur Schaffung von Bauplatzen zu prüfen.
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  • Peter Koch
    Das war kein Gips-Tagebau sondern ein Bergwerk.
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