Offiziell ist Marek Zelezny Chef des Energieversorgers Licht-, Kraft- und Wasserwerke (LKW) in Kitzingen. Doch in diesen Tagen ist er auch als Krisenmanager, Chaosforscher und Psychologe gefordert. Täglich muss Zelezny sich gerade Fragen stellen und mit Szenarien befassen, die bis vor wenigen Monaten noch undenkbar waren. Flächendeckende und längerdauernde Stromausfälle am Hochtechnologiestandort Deutschland – das war in etwa so wahrscheinlich wie ein Tropensturm in der Arktis. Doch die Folgen des Ukraine-Kriegs und eine Reihe von Anschlägen auf die sogenannte kritische Infrastruktur in Europa haben die Angst vor einem Blackout befeuert. Wie begründet ist diese Angst? Und wie wahrscheinlich, dass das deutsche Stromnetz im kommenden Winter tatsächlich in die Knie geht?
Zelezny steht am Donnerstag im Sitzungssaal des Kitzinger Rathauses, sein Publikum die Mitglieder des Bau- und Umweltausschusses. Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU) hat ihn eingeladen, ist dann aber gar nicht da, weil er die Stadt auf einer Tagung vertreten muss. Der LKW-Chef hat ein paar Folien mitgebracht, "nichts Großes", wie er sagt. Überhaupt will er das Thema nicht größer machen, als es aus seiner Sicht ist. Er spricht davon, dass das deutsche Netz "herausragend gut" sei, dass Strom "einfach" zu handhaben sei und dass es ausreichend Reserven gebe. Warum um Himmels willen, so wird er später gefragt werden, gebe es dann im ganzen Land diese Hysterie und Panikkäufe?
Früher standen Kraftwerke dort, wo der Strom gebraucht wurde
Rund 14.000 Kunden beliefert die LKW mit Strom, der jährliche Netzabsatz liegt bei 140 Gigawattstunden, das sind 140 Millionen Kilowattstunden. 136 Trafostationen verteilen die Energie an Haushalte und Unternehmen. Das klingt einfacher, als es ist. Früher standen Kraftwerke in der Regel dort, wo der Strom verbraucht wurde – riesige Kohlemeiler im Ruhrgebiet, Atomkraftwerke im industriereichen Süden. Sie lieferten zuverlässig und auf kurzen Wegen. Heute stammt fast die Hälfte des deutschen Stroms aus erneuerbaren Quellen, aus dezentralen Solar- und Windparks, die von Wolken und Wind abhängig sind.
Das macht die Sache unkalkulierbar, vor allem wenn konventionelle Kraftwerke schwächeln – weil sie mit Gas betrieben werden wie viele Reservekraftwerke in Bayern, weil ihr Weiterbetrieb nicht geklärt ist wie bei den drei verbliebenen deutschen Kernkraftwerken oder weil sie schon seit Monaten stillstehen wie die Hälfte der Atommeiler in Frankreich, die bei Netzengpässen einspringen. So ist es innerhalb der EU geregelt.
Zelezny sagt: "Solange Kraftwerke in Betrieb sind, haben wir Frequenz im Netz; und solange wir Frequenz haben, ist das Netz stabil." Was aber, wenn alle 14.000 Stromkunden der LKW im Winter zur gleichen Zeit ihre Heizlüfter anwerfen? Wenn zu viele Verbraucher am Netz hängen und zu wenig Energie zur Verfügung steht? Dann würden zunächst alle Kraftwerksreserven aktiviert. Und wenn auch das nicht hilft, käme es zu Notabschaltungen.
Einzelne Kunden, beginnend mit der Industrie, würden für ein oder zwei Stunden vom Netz getrennt. Einen solchen Ernstfall hat es hierzulande bisher noch nie gegeben. Aber in einer Untersuchung im Auftrag der Bundesregierung kommen die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber zu dem Ergebnis, dass die Lage im deutschen Stromnetz in diesem Winter "äußerst angespannt" sein werde.
Droht also der gefürchtete Blackout? Drei Warnstufen sind in diesem Szenario vorgesehen. Bei einem plötzlichen Stromausfall tritt die Sofortlage in Kraft. Bleibt der Strom länger als zwei Stunden weg, sprechen Experten schon von einer Krisenlage, und wenn der Ausfall länger als 24 Stunden dauert, greift die Katastrophenlage. Es wäre die schwierigste aller Situationen, alle Lebensbereiche wären betroffen. Ampeln und Straßenlampen fallen aus, auf den Straßen kommt es zu Chaos, Züge und U-Bahnen bleiben stehen, Ladentüren gehen nicht mehr auf, Fahrstühle bleiben stecken, Bankautomaten funktionieren nicht mehr, Heizungen bleiben kalt, Internet und Mobilfunk brechen zusammen, auch Notrufnummern wären nicht mehr erreichbar.
Das "größte Problem", sagt Zelezny, sei jedoch die Abwasserentsorgung, weil auch dafür Strom benötigt werde. Für den LKW-Chef bleibt all das ein Szenario wie aus einem Katastrophenfilm. Er überrascht an diesem Abend mit der Aussage, er sehe beim Strom "keine Anzeichen von Mangel". Die Gefahr eines Blackouts, also eines unkontrollierten Netz-Zusammenbruchs, sei "außerordentlich gering". Und sollte eine Notabschaltung drohen, bleibe genügend Zeit, die Bevölkerung oder Industriebetriebe vorzuwarnen.
Bei der kritischen Infrastruktur bleibt immer ein Restrisiko
"Warum", fragt Stadtrat Timo Markert beinahe ärgerlich, "wird das Thema dann so hochgekocht? Warum wird den Leuten Angst gemacht, dass alle wie verrückt Notstromaggregate kaufen?" Tja, sagt Zelezny, ein Restrisiko bleibe, wie halt immer im Leben. Die gezielten Sabotageakte bei der Bahn oder die mutmaßlichen Anschläge auf die Gas-Pipelines Nord Stream I und II hätten gezeigt, dass es keine hundertprozentige Sicherheit gebe, auch nicht bei der kritischen Infrastruktur.
Wie hoch denn das Risiko eines Hacker-Angriffs auf die Leitwarten der Strombetreiber und das Versorgernetz sei, will Stadtrat Andreas Moser wissen. Zelezny erklärt, die Systeme seien doppelt geschützt, mit einer Firewall und einem Frühwarnsystem. Doch auch hier könne er "nicht ausschließen, dass einer schlauer ist als wir".
Die Herausforderungen für Versorgungsunternehmen wie die LKW sind in den vergangenen Monaten noch einmal spürbar gewachsen, denn zu den geplanten langfristigen Veränderungen wie die Umstellung auf erneuerbare Energiequellen kommt kurzfristig auch noch eine Reihe unkalkulierbarer Risiken. Zelezny sieht sein Unternehmen auch dafür gerüstet. Das, so sagt Bürgermeisterin Astrid Glos, sei doch die wichtigste Botschaft des Abends: den Leuten die Angst zu nehmen.
Täusche ich mich, oder verbreiten nun diejenigen die größte Panik vor einem Blackout, die sich noch vor einem Jahr bei Corona über die "Panikmache" beschwert hatten?
Sie meinen die Lügen die sich allesamt als falsch herausgestellt haben?
Es ist allgemein bekannt, wie man erfolgreich verhinderte das Massenhaft Menschen unnötig sterben.
Man hat dabei mit Sicherheit nicht alles richtig gemacht. Hätte man auf die rechten Panikverbreiter gehört, wäre es allerdings mit Sicherheit schlechter gelaufen.
Ein sehr gutes Maß für die Netzstabilität ist die Anzahl der sog. Redispatch-Maßnahmen, also der Zahl der Eingriffe, um das Netz am Laufen zu halten.
Von Jahr zu Jahr steigt diese Zahl stark an, da die großen Schwungmassen der Großkraftwerke nach deren Abschalten immer geringer werden.
Der letztjährige Rekord lag bei gut 8000 Eingriffen. Bereits jetzt haben wir für 2022 über 10000 Eingriffe.
Lange kann das nicht mehr gutgehen, auch wenn die 3 KKWs noch im Streckbetrieb bleiben.
Wer jetzt immer noch nicht vorsorgt, ist selber schuld und wird zu denen gehören, die nach wenigen Tagen hungrig und durstig durch die Straßen ziehen.
Ein bundesweiter Blackout dürfte mehrere hunderttausend Todesopfer fordern. Denken wir nur an Dialysepatienten, an Patienten mit Sauerstoffvetsorgung, Alte und Pflegebedürftige, Leute, die im Aufzug stecken bleiben, ...
Wer übernimmt dann dafür die Verantwortung?
https://youtu.be/7DvRkj-hAA8
Hier wird nicht einfach abgewiegelt und die Warner werden auch nicht als Spinner bezeichnet. Es sollte sich jede Stadt und jede Gemeinde ein Beispiel daran nehmen.
Bzw die Bewohner!
Braucht man Beatumg oder Sauerstoffgeneratoren ist nach einiger Zeit der Akku aus und die Heime haben deffinitiv KEINE Netzersatzanlage! Die allermeisten auch keine Einspeisepunkte!
Ganz zu schweigen von Heimbeatmungspatienten oder Lungenkranken die zuhause mit einem Sauerstoffgenerator sitzen!
Ein neues Kreuzfahrtschiff verlässt die Meyer Werft – und der Stromkonzern E.on schaltet vorsichtshalber eine wichtige Stromleitung über der Ems ab.