Er ist das Wunderkind der Elektronischen Musikszene. Mit seinem Song "Forever" hat es der Sechstklässler aus Iphofen vor Kurzem in die Bayern-3-Radioshow "Hits, Hits, Hits" geschafft. Im Gespräch erzählt er von seiner Lust, eigene Musik zu machen und seinem großen Traum, DJ zu sein.
Newcomer aus Iphofen auf Bayern 3
"Gleich klappt euch der Kiefer runter. Was für eine Überraschung ist unser Bayern-Demo in dieser Woche!", sagt der Bayern-3-Moderator Björn Strößner gleich zu Beginn der Radioshow. Jeden Mittwoch werden vom Sender vielversprechende Neulinge vorgestellt. Im Juli schafft es Levi Eras aus Iphofen mit seinem Song "Forever" in die Radioshow.
Weil auch seine Eltern den Song "richtig gut" finden, bewirbt sich Levi ganz spontan. "Dann hab ich erst einmal nichts mehr gehört von Bayern 3", sagt Levi. Einen Tag vor der Ausstrahlung dann die freudige E-Mail: Sein Lied geht auf Sendung.
Was Levi Eras musikalisch drauf hat, überrascht auch den Radiomann: "sehr eingängig und mit lauter netten, kleinen Einfällen", beschreibt er Levis Elektro-Song. "Das hat schon beim ersten Hören echt Spaß gemacht."
Als Björn Strößner sieht, wie alt Levi ist, hat es ihn "vom Stuhl gerissen", sagt er in der Show. "Wow, in Iphofen im Landkreis Kitzingen sitzt ein Zwölfjähriger und schmeißt so ein cooles Ding in die Welt raus."
Auf Youtube und Spotify als Levi Eraxx
Den Sechstklässler und seine Eltern hat das gefreut. Die Youtube-Aufrufe seiner Songs sind seitdem gestiegen. Doch für Levi war das nicht das erste Mal in der Bayern-3-Show. Seinen Song "Future" hatte er auch schon eingereicht. "Der wurde wohl auch gespielt, weil er plötzlich über 1700 Aufrufe auf Youtube hatte, aber sicher bin ich mir nicht."
Seine Songs veröffentlicht Levi auf seinem Youtube-Kanal und seiner Webseite www.Levieraxx.com, aber auch auf Spotify kann man ihm folgen. Im Netz nennt er sich Levi Eraxx. Auf die Frage, was sein Berufswunsch sei, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: "DJ werden. Ich will Musik machen, auflegen und Konzerte spielen."
Sein Ziel: In die Fußstapfen des weltbekannten DJs und Musikproduzenten Martin Garrix treten. Der niederländische DJ hat zuletzt mit Frontsänger Bono und Gitarrist The Edge der Band U2 den offiziellen Song der Fußball-EM 2020 veröffentlicht. Als "DJ LE" will auch Levi eines Tages in großen Hallen und Klubs auflegen.
Musik machen im Corona-Lockdown
Begonnen hat alles im Frühjahr 2020, im ersten Corona-Lockdown. "Ich wollte einfach das Gleiche machen, wie Martin Garrix und Alan Walker. Weil mir ihre Musik gefällt. Also habe ich gegoogelt." Im Internet lädt Levi das Musikprogramm runter, mit dem auch seine großen Vorbilder Musik machen. Mit Youtube-Tutorials bringt sich der Schüler das Produzieren selber bei.
Seitdem macht er so gut wie jeden Tag Musik am Laptop – also elektronische Musik ohne Gesang, die komplett am Computer entsteht. Seine Songs sind eingängige, tanzbare Dance-Nummern, wie bei David Guetta. Aber auch schnelle Techno-Nummern, wie sein Lied "Tik Tak".
"Einen Song mit coolen Tönen oder Bässen, die richtig gut passen, fertigzumachen – das macht Spaß." Besonders freut er sich, wenn sich die Melodie auch so anhört, wie er sie sich vorher vorgestellt hat. "Das ist meistens der Fall", sagt er selbstbewusst. "Manchmal ist es auch so, dass der Drop, also der Refrain, ein bisschen anders wird, als ich ihn mir vorgestellt habe. Aber das ist auch okay."
Levis Song "Forever" hat Hit-Potenzial
Seinen Song "Forever" hat Levi in nur wenigen Stunden erschaffen: "Ich hatte gleich eine Idee für die Melodie und habe das Lied dann an einem Stück durchgezogen", sagt der Zwölfjährige rückblickend.
Normalerweise braucht er mehrere Tage für einen Song. Immer wieder tüftelt er an einem Song, oft an mehreren Songs gleichzeitig: "Einige Lieder fange ich an und arbeite so lange, bis ich nicht mehr so viele Ideen habe. Dann mache ich an einer anderen Melodie weiter", erzählt Levi. Für ein Lied braucht er mehrere Stunden, "je nachdem wie aufwendig es ist." Die Melodien hat er aber "meistens schon im Kopf".
Seine Musik entsteht am Laptop im Kinderzimmer: "Ich versuche nur die Melodie, die ich im Kopf habe, nachzubauen. Eigentlich mache ich nur eigene Bausteine und füge sie zusammen", sagt er bescheiden.
Was sich nach ein paar Klicks am Laptop anhört, ist viel komplexer. Die Melodien komponiert er selbst. Dazu spielt er Töne am virtuellen Klavier ein, zieht sie auf verschiedene Tonspuren, setzt diese zusammen und mixt sie mit vorgefertigten Beats. "Ich probier meistens ein bisschen rum und spiel was ein. Dann suche ich die zweite Hand, die dazu passt, spiele es durch und nehme es auf", erklärt Levi.
Für das heimische Produktionsstudio wünscht er sich noch ein Midi-Keyboard, von dem er seine Beats und Melodien direkt ins Musikprogramm einspielen kann.
Erste Komposition mit neun Jahren
Sein musikalisches Talent kommt nicht von ungefähr. Seit der zweiten Klasse spielt Levi Klavier. Eigene Lieder wollte er "schon immer machen". Vor der Elektro-Musik hat er bereits mit acht Jahren "eigene Melodien vor sich her geklimpert und Songs von Coldplay nachgespielt", erzählt seine Mutter. Mit neun Jahren komponiert er seine erste eigene Melodie am Klavier.
Das klassische Instrument komme ihm auch als DJ zu Gute: "Wenn man ein Instrument spielt, kann man Songs leichter produzieren. Ich weiß ja, wie sich die Töne anhören. Hätte ich kein Klavier gespielt, hätte ich wohl auch keine Songs selber gemacht."
DJ LE ist bereit für die Bühne
Dass Levi leidenschaftlich gerne Elektro-Musik macht, ist kein Geheimnis mehr. Nach seinem Radioauftritt hat sein Musiklehrer seinen Song im Unterricht gespielt.
Seine Freunde finden das so gut, dass sie von ihm lernen wollen: "Mit einigen habe ich schon zusammen Musik gemacht und morgen kommt ein Freund vorbei, der sich fürs Auflegen interessiert. Dem zeige ich, wie das Programm funktioniert."
Für Levi kann es gerne so weiter gehen. Aber auflegen vor Menschen würde er auch gerne mal. Bisher habe das die Corona-Pandemie nicht zugelassen. Nach seinem Radioauftritt könnte sich das ändern.