Die Schreckensbilder der Hochwasserkatastrophe von Mitte Juli sind noch allgegenwärtig. Die Fragen, die sich viele stellten: Wie konnte das passieren mitten im sicheren Deutschland? Und: Wird man sich an solche Bilder gewöhnen müssen? Für die Grünen im Kitzinger Stadtrat ist klar: "Auch Kitzingen mit seinen Ortsteilen könnte es treffen." Wenn in der Regel friedliche Gewässer wie Sicker, Esbach, Bimbach, Rödelbach oder Main bei Starkregen zu reißenden Strömen wachsen, seien auch die an den Hängen gelegenen Siedlungsgebiete bedroht.
Stadt und Wasserwirtschaftsamt sollen deshalb gemeinsam nach Schwachstellen in der Stadt und den Ortsteilen suchen und mögliche Lösungen für solch neuralgischen Punkte aufzeigen. Einen von den Grünen eingebrachten Antrag hat der Stadtrat einstimmig befürwortet. Der Staat fördert die 180 000 Euro teure Studie zum "Sturzflutrisikomanagement" mit bis zu 75 Prozent.
Jeder soll wissen, was er bei Starkregen tun kann
Mehrheitlich zugestimmt hat der Stadtrat auch dem Grünen-Antrag, ein Handlungskonzept zu entwerfen und notwendige Maßnahmen zum Schutz gegen Hochwasser und Starkregen zu ergreifen. Bei Bürgerversammlungen soll den Menschen aufgezeigt werden, wie sie selbst ihren Beitrag leisten könnten.
Bei Starkregenereignissen reiche das örtliche Kanalnetz oft nicht aus, um Überschwemmungen zu vermeiden. Deshalb müsse das überschüssige Wasser bereits gestoppt und kanalisiert werden, ehe es auf bewohntes Gebiet trifft, heißt es bei den Grünen. Sie fordern, Gefahrenkarten für besiedelte Bereiche zu erstellen, wie sie etwa das Potsdamer Geoforschungszentrum entwickelt habe. Daraus ließen sich die konkrete Hochwassergefährdung für einzelne Standorte und das individuelle Überschwemmungsrisiko bei Starkregen ableiten. Diesen Vorstoß hat der Stadtrat mit 17 zu 13 Stimmen abgelehnt.
Auch die Grünen-Initiative, dass die Verwaltung in ausgewiesenen Überschwemmungsgebieten keine Pläne mehr für Neubauten verfolgen soll, wurde mit neun zu 21 Stimmen klar abgelehnt. Erweiterungen im Hochwassergebiet wie aktuell im Fall des Verpackungsherstellers Reka wären andernfalls so gut wie ausgeschlossen, hieß es aus Reihen des Stadtrats. Weite Teile des Stadtgebiets, so auch der größte Teil Etwashausens, könnten nicht mehr bebaut werden.
Elementarversicherung kostet die Stadt 150 000 Euro
Schließlich forderten die Grünen zu prüfen, ob für städtische Immobilien wie Schule, Bauhof oder Verwaltungsgebäude eine Elementarversicherung existiert, die für Schäden bei Starkregenereignissen eintritt. Laut Bauamtschef Oliver Graumann wurde dies bereits geprüft. Die jährlichen Beiträge belaufen sich nach seinen Angaben auf etwa 150 000 Euro. Deshalb verzichte die Stadt auf eine solche Versicherung.