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Laub
Hochwasser in Laub: Kampf mit Schäden, Versicherungen und Behörden
Im Prichsenstädter Stadtteil haben einige Bürger noch große Mühen mit den Folgen des Hochwassers von Anfang Juli. Ein Gang durch das betroffene Dorf.
Bilder vom Hochwasser am 9. und 10. Juli in Laub, hier der Eingangsbereich der Natura Akademie.
Foto: Leisten | Bilder vom Hochwasser am 9. und 10. Juli in Laub, hier der Eingangsbereich der Natura Akademie.
Andreas Stöckinger
Andreas Stöckinger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 19:54 Uhr

Das Hochwasser, das am 9. und 10. Juli auch Teile des Landkreises Kitzingen unter Wasser setzte, wirkt in Laub noch Wochen nach dem Ereignis nach. Dort war die Schwarzach, ein sonst unauffällig durch den Ort ziehendes Flüsslein, weit über ihre Ufer getreten. Große Teile Laubs standen danach unter Wasser.

Drei Wochen später laufen in manchen Kellern und Häusern die Trockengeräte nach wie vor, um die Feuchtigkeit wieder aus den Mauern zu bringen. Manche Anlieger hat es übel erwischt: die beiden Sägewerke etwa, zwei Familienbetriebe im kleinen Prichsenstädter Stadtteil, oder die Anwesen von Michael Leisten und Klaus Weickert. Mit dem Frust, der sich bei ihnen aufgestaut hat, fordern sie: Es müsse endlich etwas zum Schutz getan werden.

Ein einziger brauner See war der Innenhof der Natura Akademie im Prtichsenstädter Stadtteil Laub.
Foto: Leisten | Ein einziger brauner See war der Innenhof der Natura Akademie im Prtichsenstädter Stadtteil Laub.

Zu den Hochwasser-Geschädigten gehören Michael und Gertrud Leisten. Auf ihren Grundstücken an der Schwarzach in der Ortsmitte haben sie von 1995 an die Natura Akademie für Gesundheit und Soziales aufgebaut. Die Hochschule und staatlich anerkannte Bildungseinrichtung für Naturheilkunde ist ein Aushängeschild im 250-Einwohner-Dorf und lockt seither viele Studierende an.

Pläne für Anbau davongeschwommen

Wenige Stunden vor dem Unwetter war die Genehmigung zum Bau eines weiteren Gebäudes eingetroffen, doch diese Pläne sind mit dem Hochwasser erst einmal davongeschwommen. Im Schulungsgebäude stand das gesamte Erdgeschoss unter Wasser; im Hof lag der Schlamm.

Das Wasser wurde erwartet. Sandsäcke lagen bereits aufgeschichtet, die Türen und Fenster waren abgedichtet. Es nutzte letztlich nichts. Teilweise rann das Wasser sogar durch die Mauern, erzählen die Betroffenen. Nun müssen im Erdgeschoss alle Böden raus, die Wände bis auf eine Höhe von fast einem Meter ebenso.

Gertrud Leisten zeigt auf den beschädigten Eingangsbereich zu ihrem Gebäude, das zur Akademie in Laub gehört. Boden und Wände wurden bereits ausgebaut.
Foto: Andreas Stöckinger | Gertrud Leisten zeigt auf den beschädigten Eingangsbereich zu ihrem Gebäude, das zur Akademie in Laub gehört. Boden und Wände wurden bereits ausgebaut.

Noch schlimmer sieht es in dem zur Akademie gehörenden Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite aus. Das einst als Stall genutzte Gebäude wurde 2014 renoviert, um weitere Seminarräume zu schaffen. Wohlweislich wurde damals der Boden sogar um einen Meter Höhe aufgefüllt. Aber auch das nutzte nichts und Wasser drang ein.

Insgesamt sind es 450 Quadratmeter in den Gebäuden, die Michael Leisten und seine Frau erneut sanieren müssen. Das frustriert. "Die Wochen danach waren schlimm", sagt er im Rückblick. Erst der Kampf gegen das Wasser – dann die Frage, wie es weiter geht. Das Umorganisieren der laufenden Seminare, des Unterrichts bis Ende Juli, forderte ihn. Dazu kamen die Auseinandersetzungen mit den Versicherungen und anderen Stellen, neue Planungen, die schwierige Suche nach Baufirmen, die schnell helfen können. Das alles habe ihn ziemlich zermürbt, gesteht Michael Leisten.

Aufräumen statt Ferien

An Ferien ist für das Ehepaar nun nicht zu denken. Auf- und ausräumen, anpacken, dass die Akademie mit den Schulungen bis Mitte September wieder läuft – das zählt jetzt. Gerade zwei Container für den Schutt habe man ergattert, sagt Gertrud Leisten, und auch Trockner seien Mangelware.

Woanders neu anzufangen, das war auch eine Option, aber sie ist inzwischen vom Tisch. Künftig wollen die Leistens Vorkehrungen treffen, um sich noch besser zu wappnen vor der nächsten Flut der Schwarzach. Dazu hoffen sie auf die Unterstützung von Behörden und Politik. Bislang fühlen sie sich allein gelassen. Es werde geredet, aber nichts passiere, meint Gertrud Leisten.

Einpacken und ausräumen: Michael Leisten (rechts) zeigt Prichsenstadts Bürgermeister René Schlehr den Zustand seiner Räume in der Natura Akademie in Laub.
Foto: Andreas Stöckinger | Einpacken und ausräumen: Michael Leisten (rechts) zeigt Prichsenstadts Bürgermeister René Schlehr den Zustand seiner Räume in der Natura Akademie in Laub.

Vor Ort schaute sich Prichsenstadts Bürgermeister René Schlehr um. Er sicherte ihnen, wie auch den anderen, die Hilfe der Stadt zu. Jedoch, so Schlehr, seien den Kommunen die Hände gebunden, weil sie bei nahezu allem von den übergeordneten Stellen und Ämtern abhängig seien. Vieles dauere dort zu lange, kritisiert er. Ohne eine Genehmigung dürfe die Stadt weder die Schwarzach noch die Bäche ausbaggern, wie mancher fordert, gibt Schlehr zu bedenken. Es müssten nun alle an der Schwarzach anliegenden Gemeinden Vorkehrungen treffen, von Oberschwarzach bis zur Mündung in den Main. Das erfordere große Anstrengungen und viel Geld und könne nur von staatlicher Seite geleistet werden.

Bis auf diese Höhe stand das Wasser in der Garage von Klaus Weickert.
Foto: Andreas Stöckinger | Bis auf diese Höhe stand das Wasser in der Garage von Klaus Weickert.

Auch Klaus Weickert hat dem dringenden Wunsch, dass sich endlich etwas tun müsse. In seinem Anwesen in unmittelbarer Nähe des Gewässers stand das Wasser kürzlich bis zur Kellerdecke, so hoch wie nie zuvor. "2013 hatten wir 50 Zentimeter Wasser im Keller; das konnten wir noch reparieren. Diesmal nicht, beide Heizungen sind wohl hin", sagt er.

"Küche, Büro, Möbel – alles kaputt."
Thomas Seger über die Folgen des Hochwassers

Gerade als er dabei war, am Unglückstag mit der Familie den Keller auszuräumen, sei das Wasser gekommen. "Das war wie eine Welle: Es ist in wenigen Minuten auf einmal um 60 Zentimeter gestiegen." Selbst die massive Türe zu seinem Heizraum habe es aufgedrückt, berichtet er. Nach dem fatalen Wochenende schaufelte Weickert eine Woche lang den Schlamm und den Dreck aus seinem Grundstück. Zum Glück, sagte er, habe ihm sein Arbeitgeber kurzfristig dafür Urlaub zugebilligt.

Wie er sich künftig schützen will? Eine Versicherung kommt für ihn nicht in Frage. Die dazu fälligen mehrere Tausend Euro Prämie pro Jahr dafür könne er sich nicht leisten, gesteht Weickert. "Wir werden so wenig wie möglich in den Keller stellen. Dazu will ich eine Spundwand ans Eingangstor bauen."

Nach dem Hochwasser wurden die beschädigten Maschinen im Sägewerk Seger wieder repariert. Viel Arbeit für den Familienbetrieb.
Foto: Andreas Stöckinger | Nach dem Hochwasser wurden die beschädigten Maschinen im Sägewerk Seger wieder repariert. Viel Arbeit für den Familienbetrieb.

Im Sägewerk der Familie Seger, am Ortsrand in einer Mühle gelegen, ist drei Wochen nach der Flut noch nicht daran zu denken, wieder Holz zu sägen. Senior Helmut Seger musste mit seinen Söhnen Rainer und Thomas erst den Schaden an den Maschinen reparieren.

Sie waren nicht das einzige, was das Wasser beschädigte. "Küche, Büro, Möbel – alles kaputt. Ein Stapler ebenfalls; dazu sind 80 Prozent unserer Maschinen ausgefallen", beschreibt Thomas Seger die Schäden nach dem Hochwasser. Einen Teil der Möbel übernehme die Versicherung, aber für den Rest müsse man selbst aufkommen.

In sichtlich schlechtem Zustand ist auch die Brücke über die Schwarzach. Sie führt zum Sägewerk von Thomas Segers Familie in Laub.
Foto: Andreas Stöckinger | In sichtlich schlechtem Zustand ist auch die Brücke über die Schwarzach. Sie führt zum Sägewerk von Thomas Segers Familie in Laub.

Die weggeschwemmten Bretter und Stämme habe man nur dank der schnellen Mithilfe von Bekannten wieder aufstapeln können. Sichtlich in Mitleidenschaft gezogen wurde die schmale Brücke über die Schwarzach. Sie dient als Zufahrt zum Sägewerk. Thomas Seger zeigt auf ein abgerissenes Geländer, wohl nicht der einzige Schaden an dem Bauwerk.

In Laub und Umgebung habe es schon immer Hochwasser gegeben, meint Thomas Seger. Jedoch nicht so extrem. Dennoch könne man vorbeugen. Er kennt die Umgebung, hat Vorschläge und Ideen, wie man mit kleineren Verbesserungen in der Flur einiges tun könnte. "Es wird endlich Zeit für einen aktiven Hochwasserschutz", meint er. Mit dieser Meinung steht er nicht allein.

 
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