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Volkach
Helm und Handschuhe bei 37 Grad: Wie sich Feuerwehr-Einsätze bei Gluthitze anfühlen
Auf dem Weg zum Flächenbrand: volle Schutzmontur, oft keine Klimaanlage, geschlossene Fenster im Einsatzwagen "Wir sind leidensfähig", sagt der Sprecher der Volkacher Feuerwehr.
Heiß, heißer, Feuerwehr: Einsatzkräfte der freiwilligen Wehr Volkach löschen mit benachbarten Wehren einen Flächenbrand zwischen Eichfeld und Dimbach im Kreis Kitzingen. In der Sommerhitze entzünden sich Äcker leicht, etwa beim Dreschen. 
Foto: Robin Tschischka | Heiß, heißer, Feuerwehr: Einsatzkräfte der freiwilligen Wehr Volkach löschen mit benachbarten Wehren einen Flächenbrand zwischen Eichfeld und Dimbach im Kreis Kitzingen.
Gisela Rauch
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:31 Uhr

Früher Nachmittag, draußen hat es 37 Grad, kein Wölkchen in Sicht, die Luft steht. Selbst in T-Shirt und Shorts ist diese Sommerhitze schwer erträglich. Aber es hilft ja nichts: Wenn Einsatz ist, ist Einsatz. Und deshalb zieht der Volkacher Feuerwehrmann Moritz Hornung bei flirrender Hitze eilends seine Schutzhose und seine Schutzjacke an, zwängt sich in schwere Sicherheitsstiefel mit Stahlkappe, stülpt den Helm über den Kopf und streift noch Handschuhe über: "Hitze hin, Hitze her. Wir tragen immer unsere persönliche Schutzausrüstung, das ist Vorschrift", sagt der 25 Jahre alte Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr Volkach.    

Bei offenen Fenstern im Einsatzwagen würden die Einsatzkräfte den Funk nicht hören

Gerade ist bei der Wehr ein Notruf eingegangen: Im Mainkanal zwischen Volkach und Gerlachshausen im Landkreis Kitzingen werde eine Person vermisst. Mit 14 Kollegen macht sich Hornung schnellstens auf den Weg: mit Privatautos zum Feuerwehrhaus, von dort mit den Fahrzeugen der Feuerwehr ans Wasser. Wer in voller Schutzausrüstung bei 37 Grad ins Auto steigt, würde sich über eine Klimaanlage freuen.

Moritz Hornung, 25, ist der Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr Volkach.
Foto: Silvia Gralla | Moritz Hornung, 25, ist der Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr Volkach.

Aber nur die ganz neuen Wagen der Volkacher Feuerwehr haben diesen Luxus: Der Wagen, in dem die Feuerwehrleute an diesem Hitzetag unterwegs sind, hat keine: "Stammt halt noch von 2008, der Wagen." Nicht einmal die Fenster runterkurbeln können die Feuerwehrleute: "Das Martinshorn wäre sonst zu laut, dann könnten wir den Funk nicht mehr hören", sagt Hornung.

Die Fahrt zum Einsatzort ist schon eine stramme Herausforderung

Hitzetechnisch betrachtet ist schon die Fahrt zum Einsatzort eine stramme Herausforderung, der Einsatz am Main ist es erst recht: Die Feuerwehrler inspizieren vom Auto aus die Uferböschungen des Mainkanals. Fünf von ihnen steigen ins Mehrzweckboot und suchen zwei Stunden in der prallen Sonne das Wasser ab nach einem Mann, der beim Sprung von der Brücke gesichtet wurde und dann verschwand.

Nach zwei Stunden wird der Einsatz abgebrochen: "Falscher Alarm!", sagt Hornung. Der Brückenspringer hatte wohl unverletzt und selbständig das Wasser verlassen. Für die 15 Einsatzkräfte war der Einsatz trotzdem fordernd. Gegen die Hitze könne man nicht viel tun, außer zu trinken, sagt Hornung. Kaltgetränke seien in den Feuerwehrautos vorrätig: "Aber wir sind leidensfähig, natürlich halten wir das aus."

Da kommt die freiwillige Wehr an ihr Limit: Flächenbrand löschen bei Rekordhitze

Die Grenze ihrer Leidensfähigkeit – und Leistungsfähigkeit – erreichen aber auch die jüngsten und fittesten Feuerwehrleute, wenn bei der aktuellen Sommerhitze Flächenbrände gelöscht werden müssen. Wie Anfang Juli im Osten von Volkach, als zwischen Dimbach und Eichfeld Äcker in Flammen standen. Als die Volkacher Wehr zum Einsatz gerufen wird, hat der starke Wind das Feuer auf dem Feld so angefacht, dass schon sechs Hektar Acker brennen.

Schutzausrüstung plus FFP3-Maske: Einsatzkräfte der Volkacher Feuerwehr löschen einen Feldbrand. 
Foto:  Robin Tschischka | Schutzausrüstung plus FFP3-Maske: Einsatzkräfte der Volkacher Feuerwehr löschen einen Feldbrand. 

"Im Gegensatz zum Einsatz auf dem Main können wir in einer solchen Situation natürlich nicht mal zwischenzeitlich die Jacken ausziehen oder den Helm abnehmen", erklärt Hornung. "Kann ja immer sein, dass einer auf dem Feld stolpert und in die Glut fällt." Zur vollen Schutzausrüstung bei einem Feldbrand gehören üblicherweise zwar keine schweren Atemschutzgeräte, aber FFP3-Masken.

60 Einsatzkräfte beim Flächenbrand: ein Knochenjob

Feuerwehrschläuche über die Ackerflächen zu ziehen, mit Maske, in voller Montur und unter glühender Sonne – ein "Knochenjob", sagt Hornung. Zumal bei diesem Brand der Wind ständig drehte und die 26 Einsatzkräfte aus Volkach und weitere 34 Einsatzkräfte aus Stadelschwarzach, Münsterschwarzach, Dimbach und Eichfeld sich ständig neu positionieren mussten, um nicht voll den Rauch abzukriegen.

"Die Rauchentwicklung war zwischenzeitlich so extrem, dass der mobile Löschangriff mit Hilfe des Volkacher Tanklöschfahrzeuges immer wieder abgebrochen und von anderer Stelle erneut begonnen werden musste", schreibt Hornung später in seinen Bericht. Zwei der insgesamt 60 Einsatzkräfte erleiden bei dem Einsatz eine leichte Rauchvergiftung und müssen für ein paar Stunden ins Krankenhaus.

Körperliche Höchstleistung - auch für Jüngere

Aber auch die übrigen Feuerwehrleute sind fix und alle. "So ein Einsatz fordert körperlich schon extrem", sagt der 25-Jährige. "Das ist körperliche Höchstleistung. Nach so einem Tag kann man grade noch duschen und ins Bett fallen." Weil Löscharbeiten bei Rekordhitze wirklich an die Substanz gehen, werden üblicherweise bei den Wehren die Leute bei längeren Einsätzen ausgetauscht.

Außerdem werde darauf geachtet, wer an vorderster Front kämpft: "Der Zugführer teilt die Mannschaften auf die Fahrzeuge auf, der Fahrzeugführer hat dann auch die Entscheidungsbefugnis, die Jobs nach Leistungsfähigkeit zu vergeben", sagt Hornung.  Bei einem Brandeinsatz bei Gluthitze beordere man sicher nicht ausgerechnet den ältesten nach vorn. "Hier kennen sich die Leute, da weiß man, was einer oder eine leisten kann und setzt sie den Fähigkeiten gemäß ein. Es gibt auch Kameraden, die können kein Blut sehen und wären etwa bei einem Unfall direkt am Fahrzeug nicht zu gebrauchen. Aber das können die besten Strategen sein."

Bei aller Belastung: Das Ehrenamt ist erfüllend

Extrem fordernd, manchmal auch gefährlich: Warum haben sich Moritz Hornung und seine Kameradinnen und Kameraden von der Wehr genau für dieses Ehrenamt entschieden, das an die Substanz gehen kann? "Weil es erfüllend ist. Es ist, bei aller Anstrengung, ein gutes Gefühl, nach einem Einsatz zu wissen, dass man geholfen hat", sagt der Volkacher.

 
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  • clubfan2@gmx.de
    und trotzdem werden noch Zigarettenkippen
    aus fahrenden Autos geworfen...

    solche "Menschen" sollten sich das bei der Feuerwehr mal anschauen
    bei einem Einsatz
    in Uniform
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  • flyarcus@gmx.de
    Zitat: Im Mainkanal zwischen Volkach und Gerlachshausen im Landkreis Kitzingen werde eine Person vermisst. meine ernsthafte Frage: für was braucht es dann eine Schutzausrüstung wie Helm, Feuerkittel, Stiefel und Handsschuhe?? Denkt mal nach, ansonsten danke
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  • gowell70@yahoo.de
    Das Feuerwehrauto ist unterwegs, zwar mit dem Auftrag, eine vermisste Person zu finden, aber plötzlich fängts irgendwo an zu brennen, oder ein heftiger Unfall passiert. Und dann: erstmal zurück zur Wache und umziehen?
    Einsatzbereitschaft ist eben grundsätzlich zu betrachten.
    Frage beantwortet?
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  • flyarcus@gmx.de
    Und ist es auch noch möglich, dass plötzlich ein Ufo abstürzt? Die Klamotten können doch im Auto liegen, hab ich doch nicht gesagt, dass sie zu Hause bleiben sollen.
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  • manfred-englert@hotmail.de
    Ich gebe Ihnen recht in Ihren Beobachtungen.
    Ich schätze unsere Wehren sehr und bin heilfroh, daß sich immer wieder Menschen finden, die diesen ehrenamtlichen schweren Diest für unser Wohl ausüben.
    Deshalb wäre es sehr wichtig, in Fällen, in denen es möglich ist, wie z.B. an der Absperrbake/Warnbake bei 35 Grad, wo es nicht brennt und nichts vom Himmel fallen kann, wenigstens zur Erleichterung den Helm abnehmen zu lassen.
    Ich riet das mal einem jungen FW Mann meiner Gemeinde, der jedoch trotz größter Erschöpfung erwiderte: "Vorschrift ist Vorschrift" und behielt den Helm auf.

    Ich würde dieser Vorschrift nicht folgen, eher würde ich den Dienst in der FFW aufgeben.
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  • fabian.roesser@gmx.de
    Stichwort: Versicherungsschutz

    Wenn dem Feuerwehrler im Einsart etwas passiert und es wurde nicht die Dienstkleidung getragen, zahlt keine Versicherung. Hier kann allerdings der Kommandant Erleichterungen anordnen (ohne Helm oder Jacke).
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  • helgas
    Die Versicherung zahlt sogar, wenn du mit Badelatschen in den Innenangriff gehst.
    Muss sie nämlich. Steht im SGB VII.
    Sie holt sich dann zwar im Nachgang evtl Regress, aber das alte Märchen, die Versicherung würde nicht zahlen stimmt einfach nicht.
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  • sebola
    Steht doch im Bericht, dass während des Einsatzes "Marscherleichterung" auf dem Wasser war.
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  • galaben@aol.com
    Ich(58) bin nicht bei der Feuerwehr. Ich habe größten Respekt vor den Leuten und bin froh wenn die Sirene geht das da jemand ist der zu jeder Tages und Nachtzeit ausrückt um zu helfen.
    Vielen Dank Leute
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  • BuergerKar
    a la Feuer und Flamme. Nicht überzogen, sondern realistisch geschriebener Blick ins fränkische Feuerwehrleben. Wäre schön , wenn es den einen oder die andere auch motiviert mitzumachen.
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  • sabbenik@gmail.com
    Vielen Dank an alle die bei der Feuerwehr sind. Das kann man gar nicht oft genug sagen. Ein herzliches Dankeschön an Euch alle!
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