Früher Nachmittag, draußen hat es 37 Grad, kein Wölkchen in Sicht, die Luft steht. Selbst in T-Shirt und Shorts ist diese Sommerhitze schwer erträglich. Aber es hilft ja nichts: Wenn Einsatz ist, ist Einsatz. Und deshalb zieht der Volkacher Feuerwehrmann Moritz Hornung bei flirrender Hitze eilends seine Schutzhose und seine Schutzjacke an, zwängt sich in schwere Sicherheitsstiefel mit Stahlkappe, stülpt den Helm über den Kopf und streift noch Handschuhe über: "Hitze hin, Hitze her. Wir tragen immer unsere persönliche Schutzausrüstung, das ist Vorschrift", sagt der 25 Jahre alte Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr Volkach.
Bei offenen Fenstern im Einsatzwagen würden die Einsatzkräfte den Funk nicht hören
Gerade ist bei der Wehr ein Notruf eingegangen: Im Mainkanal zwischen Volkach und Gerlachshausen im Landkreis Kitzingen werde eine Person vermisst. Mit 14 Kollegen macht sich Hornung schnellstens auf den Weg: mit Privatautos zum Feuerwehrhaus, von dort mit den Fahrzeugen der Feuerwehr ans Wasser. Wer in voller Schutzausrüstung bei 37 Grad ins Auto steigt, würde sich über eine Klimaanlage freuen.
Aber nur die ganz neuen Wagen der Volkacher Feuerwehr haben diesen Luxus: Der Wagen, in dem die Feuerwehrleute an diesem Hitzetag unterwegs sind, hat keine: "Stammt halt noch von 2008, der Wagen." Nicht einmal die Fenster runterkurbeln können die Feuerwehrleute: "Das Martinshorn wäre sonst zu laut, dann könnten wir den Funk nicht mehr hören", sagt Hornung.
Die Fahrt zum Einsatzort ist schon eine stramme Herausforderung
Hitzetechnisch betrachtet ist schon die Fahrt zum Einsatzort eine stramme Herausforderung, der Einsatz am Main ist es erst recht: Die Feuerwehrler inspizieren vom Auto aus die Uferböschungen des Mainkanals. Fünf von ihnen steigen ins Mehrzweckboot und suchen zwei Stunden in der prallen Sonne das Wasser ab nach einem Mann, der beim Sprung von der Brücke gesichtet wurde und dann verschwand.
Nach zwei Stunden wird der Einsatz abgebrochen: "Falscher Alarm!", sagt Hornung. Der Brückenspringer hatte wohl unverletzt und selbständig das Wasser verlassen. Für die 15 Einsatzkräfte war der Einsatz trotzdem fordernd. Gegen die Hitze könne man nicht viel tun, außer zu trinken, sagt Hornung. Kaltgetränke seien in den Feuerwehrautos vorrätig: "Aber wir sind leidensfähig, natürlich halten wir das aus."
Da kommt die freiwillige Wehr an ihr Limit: Flächenbrand löschen bei Rekordhitze
Die Grenze ihrer Leidensfähigkeit – und Leistungsfähigkeit – erreichen aber auch die jüngsten und fittesten Feuerwehrleute, wenn bei der aktuellen Sommerhitze Flächenbrände gelöscht werden müssen. Wie Anfang Juli im Osten von Volkach, als zwischen Dimbach und Eichfeld Äcker in Flammen standen. Als die Volkacher Wehr zum Einsatz gerufen wird, hat der starke Wind das Feuer auf dem Feld so angefacht, dass schon sechs Hektar Acker brennen.
"Im Gegensatz zum Einsatz auf dem Main können wir in einer solchen Situation natürlich nicht mal zwischenzeitlich die Jacken ausziehen oder den Helm abnehmen", erklärt Hornung. "Kann ja immer sein, dass einer auf dem Feld stolpert und in die Glut fällt." Zur vollen Schutzausrüstung bei einem Feldbrand gehören üblicherweise zwar keine schweren Atemschutzgeräte, aber FFP3-Masken.
60 Einsatzkräfte beim Flächenbrand: ein Knochenjob
Feuerwehrschläuche über die Ackerflächen zu ziehen, mit Maske, in voller Montur und unter glühender Sonne – ein "Knochenjob", sagt Hornung. Zumal bei diesem Brand der Wind ständig drehte und die 26 Einsatzkräfte aus Volkach und weitere 34 Einsatzkräfte aus Stadelschwarzach, Münsterschwarzach, Dimbach und Eichfeld sich ständig neu positionieren mussten, um nicht voll den Rauch abzukriegen.
"Die Rauchentwicklung war zwischenzeitlich so extrem, dass der mobile Löschangriff mit Hilfe des Volkacher Tanklöschfahrzeuges immer wieder abgebrochen und von anderer Stelle erneut begonnen werden musste", schreibt Hornung später in seinen Bericht. Zwei der insgesamt 60 Einsatzkräfte erleiden bei dem Einsatz eine leichte Rauchvergiftung und müssen für ein paar Stunden ins Krankenhaus.
Körperliche Höchstleistung - auch für Jüngere
Aber auch die übrigen Feuerwehrleute sind fix und alle. "So ein Einsatz fordert körperlich schon extrem", sagt der 25-Jährige. "Das ist körperliche Höchstleistung. Nach so einem Tag kann man grade noch duschen und ins Bett fallen." Weil Löscharbeiten bei Rekordhitze wirklich an die Substanz gehen, werden üblicherweise bei den Wehren die Leute bei längeren Einsätzen ausgetauscht.
Außerdem werde darauf geachtet, wer an vorderster Front kämpft: "Der Zugführer teilt die Mannschaften auf die Fahrzeuge auf, der Fahrzeugführer hat dann auch die Entscheidungsbefugnis, die Jobs nach Leistungsfähigkeit zu vergeben", sagt Hornung. Bei einem Brandeinsatz bei Gluthitze beordere man sicher nicht ausgerechnet den ältesten nach vorn. "Hier kennen sich die Leute, da weiß man, was einer oder eine leisten kann und setzt sie den Fähigkeiten gemäß ein. Es gibt auch Kameraden, die können kein Blut sehen und wären etwa bei einem Unfall direkt am Fahrzeug nicht zu gebrauchen. Aber das können die besten Strategen sein."
Bei aller Belastung: Das Ehrenamt ist erfüllend
Extrem fordernd, manchmal auch gefährlich: Warum haben sich Moritz Hornung und seine Kameradinnen und Kameraden von der Wehr genau für dieses Ehrenamt entschieden, das an die Substanz gehen kann? "Weil es erfüllend ist. Es ist, bei aller Anstrengung, ein gutes Gefühl, nach einem Einsatz zu wissen, dass man geholfen hat", sagt der Volkacher.
aus fahrenden Autos geworfen...
solche "Menschen" sollten sich das bei der Feuerwehr mal anschauen
bei einem Einsatz
in Uniform
Einsatzbereitschaft ist eben grundsätzlich zu betrachten.
Frage beantwortet?
Ich schätze unsere Wehren sehr und bin heilfroh, daß sich immer wieder Menschen finden, die diesen ehrenamtlichen schweren Diest für unser Wohl ausüben.
Deshalb wäre es sehr wichtig, in Fällen, in denen es möglich ist, wie z.B. an der Absperrbake/Warnbake bei 35 Grad, wo es nicht brennt und nichts vom Himmel fallen kann, wenigstens zur Erleichterung den Helm abnehmen zu lassen.
Ich riet das mal einem jungen FW Mann meiner Gemeinde, der jedoch trotz größter Erschöpfung erwiderte: "Vorschrift ist Vorschrift" und behielt den Helm auf.
Ich würde dieser Vorschrift nicht folgen, eher würde ich den Dienst in der FFW aufgeben.
Wenn dem Feuerwehrler im Einsart etwas passiert und es wurde nicht die Dienstkleidung getragen, zahlt keine Versicherung. Hier kann allerdings der Kommandant Erleichterungen anordnen (ohne Helm oder Jacke).
Muss sie nämlich. Steht im SGB VII.
Sie holt sich dann zwar im Nachgang evtl Regress, aber das alte Märchen, die Versicherung würde nicht zahlen stimmt einfach nicht.
Vielen Dank Leute