
An einem der prominentesten Orte Kitzingens herrscht seit Jahren gähnende Leere. Im Rathaus spricht man von einer Schnittstelle zwischen gründerzeitlichem Villenviertel und Schulzentrum. Bis 2019 stand hier das Frida-von-Soden-Haus, ein in die Jahre gekommenes Alten- und Pflegeheim des Diakonischen Werks. Nach dessen Abriss ging das 4300 Quadratmeter große Grundstück an das Würzburger Blindeninstitut über, das jetzt große Pläne mit dem Areal in der Kanzler-Stürtzel-Straße hat.
Eine großzügige Wohn- und Förderstätte soll in nächster Zeit auf der Brachfläche entstehen und 24 Blinden oder Menschen mit Sehbehinderung und weiteren Beeinträchtigungen eine Heimat bieten. Die Pläne hat Architekt Markus Uhl vom Büro Stahl Lehrmann (Würzburg) gerade dem Bauausschuss des Kitzinger Stadtrats vorgestellt; und dort war man erfreut, dass zum einen die leere Fläche in städtebaulich attraktiver Lage verschwindet und zum anderen schon die zweite Einrichtung dieser Art in Kitzingen entsteht.
Es ist die zweite Kitzinger Förderstätte des Blindeninstituts
Erst im April hat das Blindeninstitut eine ähnlich konzipierte Wohn- und Förderstätte in der Siedlung eröffnet. Sie bietet Platz für 24 Wohnungen und 32 Förderplätze. Bis Herbst soll das Gebäude komplett belegt sein. 15 Millionen Euro hat die Blindeninstitutsstiftung dort investiert, knapp sieben Millionen kamen vom Freistaat Bayern.
Investitionszahlen nannte der Architekt für dieses zweite Projekt zwar nicht, dafür viele andere Details. Der viergeschossige Massivbau in der Kanzler-Stürtzel-Straße soll sich L-förmig um einen begrünten Innenhof ziehen und sich mit seiner zurückhaltenden Architektur in die Umgebung einfügen.
Die Front zur Hauptseite wird sich über rund 46 Meter erstrecken. Auf dem leicht hangartigen Areal liegt der Haupteingang in der Kanzler-Stürtzel-Straße bereits auf Höhe des ersten Obergeschosses. Dort sind – neben einem einladenden Foyer – auch zwei der vier Wohngruppen für je sechs Personen untergebracht. Die beiden anderen Gruppen befinden sich im zweiten Obergeschoss.
Das Gebäude wird nicht aus Holz, sondern aus Beton
Bodentiefe Fenster und verglaste Laubengänge auf den Wohnebenen sollen den Aufenthalt dort so angenehm wie möglich machen. Das dritte Obergeschoss, das zurückgesetzt auf dem Gebäude sitzt, beherbergt Therapieräume. Im Erdgeschoss sind die drei Förderstätten und Verwaltungsräume vorgesehen. Vor dem Gebäude werden Stellplätze für 13 Autos und zwölf Fahrräder geschaffen.
Das Flachdach wird mit Photovoltaikmodulen zur Eigenstromerzeugung genutzt. Überall dort, wo keine Solarpanels liegen, soll es begrünt werden. Aus einer 20 Kubikmeter großen Zisterne wird das Wasser für Bäume und Garten kommen; im Innenhof ist ein Pavillon geplant.
Dass das Gebäude nicht in Holzbauweise errichtet wird, wie im Bauausschuss aus Gründen der Nachhaltigkeit angeregt wurde, sondern massiv in Beton, begründete der Planer vor allem mit dem in solchen Einrichtungen strengen Brandschutz.