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Kitzingen
Gibt es in Kitzingen bald eine Montessori-Grundschule?
Der Verein Montessori Kitzingen möchte eine Grundschule eröffnen. Am 30. April informiert der Verein online über das Konzept, den Standort und den Fahrplan bis zur Eröffnung.
In Kitzingen soll eine Montessori-Grundschule eröffnet werden. Der Verein Montessori Kitzingen stellt am 30. April das Projekt in einer Online-Veranstaltung vor (Symbolbild).
Foto: dpa/Hájek Ondøej | In Kitzingen soll eine Montessori-Grundschule eröffnet werden. Der Verein Montessori Kitzingen stellt am 30. April das Projekt in einer Online-Veranstaltung vor (Symbolbild).
Maria Faiß
Maria Pfister
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:10 Uhr

"Hilf mir, es selbst zu tun" – das ist er bekannteste Grundsatz der italienischen Pädagogin Maria Montessori (1870 bis 1952). Und nach dieser Maxime möchte der im März 2020 gegründete Verein Montessori Kitzingen eine Grundschule in der Kreisstadt eröffnen. "Unsere Vision ist es, in den nächsten Jahren ein komplettes Montessori-Bildungshaus aufzubauen – mit einem Kinderhaus und einer weiterführenden Schule", erklärt Mitinitiatorin Verena Meierott. Bisher habe der Verein vor allem Immobilien in der Stadt besichtigt. Am 30. April, um 17 Uhr stellt der Verein sich und sein Projekt vor.

Im Verein haben sich Eltern aus Kitzingen und Umgebung zusammengeschlossen. Die geplante Montessort-Schule soll die Schullandschaft im Landkreis ergänzen. Meierott sehe definitiv den Bedarf einer neuen Schule. "Ein bisschen Eigennutz ist natürlich auch dabei. Denn alle im Verein haben Kinder im Schulalter", sagt sie. Sie selbst hat einen Sohn, der die erste Klasse besucht. Wenn die Regierung die geplante Öffnung zum Schuljahr 2022/23 genehmigt, werde auch er die Schule besuchen. Ziel des bisher zehnköpfigen Vereins ist, dass die Kinder ganz individuell nach der Pädagogik von Maria Montessori lernen können. 

Lernen nach einem inneren Bauplan

Nach Montessori entwickle sich der Mensch nach einem inneren Bauplan. "Das Kind soll möglichst störungsfrei nach diesem inneren Bauplan aufwachsen", erklärt Johannes Jung. Der akademische Direktor des Lehrstuhls für Pädagogik an der Uni Würzburg ist Experte für alternative Bildungsformen. Bei der Montessori-Pädagogik werde ohne direkte Instruktionen, Verbote und übertriebene Erklärungen gearbeitet. "Kinder bekommen hierbei selbsterklärende Materialien und können diese nach ihrer eigenen Wahl und Tempo bearbeiten", sagt er. Noten und genaue Erklärungen der Lehrkraft gebe es klassischerweise nicht. 

In Montessori-Schulen wird klassenübergreifend gelernt, denn Montessori war der Auffassung, dass sich Kinder untereinander besser verstehen und voneinander lernen können. "Empirisch ist es schwierig nachzuweisen, ob diese Pädagogik besondere Vor- oder Nachteile hat", sagt Jung. Die einzelnen Klassen seien nicht vergleichbar genug. Laut Jung haben Kinder von Montessori-Schulen aber keine Bildungsdefizite. 

Johannes Jung ist Professor für Grundschulpädagogik und Didaktik. Außerdem ist er akademischer Direktor des Lehrstuhls für Pädagogik an der Uni Würzburg.
Foto: Gunnar Bartsch | Johannes Jung ist Professor für Grundschulpädagogik und Didaktik. Außerdem ist er akademischer Direktor des Lehrstuhls für Pädagogik an der Uni Würzburg.

Für welche Kinder eignet sich diese Schulform?

Jung berichtet, dass mittlerweile auch Regelschule Ideen der Montessori-Pädagogik übernommen haben und auch Montessori-Schulen haben sich angepasst. "Einige verfolgen zum Beispiel nicht mehr strikt das Prinzip, dass Lehrkräfte Dinge nicht erklären", weiß Jung. Eltern müssten sich trotzdem überlegen, ob ihr Kind mit der sehr freien Lernart zurechtkommt.

"Ob diese Form der Pädagogik für ein Kind geeignet ist, hängt stark von dessen Voraussetzungen ab", sagt der Pädagoge. Selbstständige und organisierte Kinder könnten durchaus profitieren. Diese trauen sich an Aufgaben, die sie noch nicht können. "Für ängstliche Kinder, die mit Misserfolg schlechter umgehen können, bietet sie sich weniger an", merkt Jung an. Denn das Lösen von unbekannten Aufgaben stelle für sie oftmals eine Hürde da und für diese Kinder sei der Lernzuwachs nur gering. Manche Kinder seien von der Menge an Materialien auch überfordert.

Wie sieht der geplante Unterricht aus?

"Unsere zukünftigen Pädagogen und Lernbegleiter geben nur so viel Hilfe wie nötig", erklärt Meierott die Vorstellungen des Vereins. Die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit stünden im Fokus. "Dabei berücksichtigen wir das individuelle Entwicklungstempo der Kinder", sagt sie. Außerdem werde jahrgangsübergreifend und ohne Noten oder Frontalunterricht gelehrt. 

In Marktbreit gibt es bereits einen Montessori-Kindergarten. Im Schulbereich möchte der Kitzinger Verein nun mit der Grundschule beginnen. "Wir fangen mit der Grundschule an und möchten, dass unsere Schülerinnen und Schüler irgendwann in der weiterführenden Montessori-Schule weitermachen können", sagt Meierott. Bis es diese in Kitzingen gebe, könnten die Kinder nach der vierten Klasse auf eine Regelschule wechseln. Das ist möglich, weil sich die Montessori-Schulen an den bayerischen Lehrplan für Grundschulen halten.

Weitere Infos zur Infoveranstaltung am 30. April gibt es auf der Website www.montessori-kitzingen.de.

 
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