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Markt Einersheim
Insolvenzverwalter will Investor für die Fritsch-Gruppe finden
Das vorläufige Insolvenzverfahren ist eröffnet: Der Bäckereimaschinenbauer Fritsch steht vor einer tiefgreifenen Umstrukturierung. Die ersten Kaufinteressenten klopfen an.
In der Markt Einersheimer Mehrzweckhalle fand eine Mitarbeiterversammlung der Fritsch-Gruppe statt. Die Verantwortlichen baten die Belegschaft darum, auch während der vorläufigen Insolvenz an einem Strang zu ziehen.
Foto: Michael Mößlein | In der Markt Einersheimer Mehrzweckhalle fand eine Mitarbeiterversammlung der Fritsch-Gruppe statt. Die Verantwortlichen baten die Belegschaft darum, auch während der vorläufigen Insolvenz an einem Strang zu ziehen.
Andreas Brachs
 und  Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:36 Uhr

Am Mittwochmorgen hat das Amtsgericht Würzburg für die Markt Einersheimer Unternehmensgruppe Fritsch das vorläufige Insolvenzverfahren eröffnet. Der Bäckereimaschinenbauer war im vergangenen Jahr in finanzielle Schwierigkeiten geraten; eine Sanierung aus eigener Kraft scheint unmöglich.

Nachricht kommt für die Belegschaft überraschend

Für einen Großteil der Fritsch-Belegschaft kam die Nachricht  völlig überraschend. Dies bestätigen Beschäftigte, mit denen die Redaktion im Anschluss an die Mitarbeiterversammlung am Mittwochnachmittag gesprochen hat; sie möchten allerdings anonym bleiben. Übereinstimmend berichten sie, dass der Insolvenzverwalter, Dr. Hubert Ampferl (Würzburg), der einen guten Eindruck hinterlassen habe, nicht von Kündigungen gesprochen habe. Im Gegenteil: Er habe mitgeteilt, dass sich die Mitarbeiter in den kommenden drei Monaten keine Sorgen machen müssten. Von April bis Juni werden die Gehälter und Löhne aus dem Insolvenzgeld bezahlt. 

Ihr sei allerdings klar, dass es am Ende wohl nicht ohne Entlassungen abgehen werde, berichtet eine Mitarbeiterin des Unternehmens. Die Stimmung während der Versammlung in der Mehrzweckhalle in Markt Einersheim beschreibt sie als "sehr ruhig, fast totenstill".

Während einer Mitarbeiterversammlung am Mittwoch erfuhr die Belegschaft der Unternehmensgruppe Fritsch von der vorläufigen Insolvenz.
Foto: Michael Mößlein | Während einer Mitarbeiterversammlung am Mittwoch erfuhr die Belegschaft der Unternehmensgruppe Fritsch von der vorläufigen Insolvenz.

Die Belegschaft sei dazu aufgefordert worden, weiter engagiert im Unternehmen mitzuarbeiten. Der Betriebsratsvorsitzende Volker Bobach habe davon gesprochen, dass mit Bekanntgabe der vorläufigen Insolvenz wenigstens die Zeit der Gerüchte vorüber sei.

Ein weiterer Mitarbeiter berichtet, dass die angespannte Finanzlage des Unternehmens seit Jahresbeginn bekannt gewesen sei. Unter anderem habe sich Fritsch bei einem Großprojekt finanziell verhoben, das in der inflationären türkischen Lira abgerechnet worden sei. 

Vorläufiger Insolvenzverwalter verbreitet Zuversicht

Der vorläufige Insolvenzverwalter Hubert Ampferl, der die Versammlung leitete, erklärt auf Anfrage der Redaktion als Ziel, die Betriebsstandorte und die Beschäftigung zu erhalten. Dazu müsse man einen geeigneten Investor finden. Da Fritsch ein renommiertes Unternehmen mit weltweiten Vertriebswegen und Kunden sei, das überdies in seinem Spezial-Maschinenbau über hohes Know-how verfüge, hätten jetzt bereits erste Kaufinteressenten angefragt.

Um eine Übernahme durch einen solchen Investor zu ermöglichen, erklärt Ampferl, sei es notwendig, zum 1. Juli die Insolvenz zu eröffnen, denn erst dann könne der Geschäftsbetrieb übergeben werden. Bis dahin gelte es, den operativen Betrieb zu ordnen, Banken, Lieferanten, Kunden und Mitarbeiter bei der Stange zu halten. Ampferl gibt sich optimistisch: "Ich bin absolut überzeugt, einen Investor für Fritsch zu finden."

Mit diesen Zielen geht auch die Gewerkschaft konform. Der Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Würzburg, Norbert Zirnsak, hofft, dass es gelingt, Standorte und Beschäftigung zu erhalten.  Dazu habe sich der Betriebsrat die fachanwaltliche Hilfe der Kanzlei Heese & Nied, Würzburg, geholt. Das sei auch nötig, "denn die Beschäftigten haben jetzt ganz viele und auch existenzielle Fragen", erklärt Zirnsak. 

 
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