Das Volkacher Freibad liegt gerade im winterlichen Dornröschenschlaf. Die Frage ist nur: Wer küsst es wieder wach? Wohlhabend sollte er schon sein, der Prinz, da das Bad ja bekanntermaßen dringend einer Sanierung bedarf. Dazu gab es verschiedene Konzepte: Es gibt die Studie von Fritz-Planung aus dem Jahr 2017, mit einer Erneuerung der Becken in Edelstahl, und das Konzept von Elmar Datzer vom Förderverein, das auf Ertüchtigung und Erhalt der keramischen Ausführung setzt.
Im Oktober nun waren Experten der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen beauftragt, den Zustand des Freibads unter die Lupe zu nehmen, um eine möglichst unabhängige Kostenschätzung abzugeben. Das Ergebnis ist eine 50-seitige Studie, die der Redaktion bereits vorliegt. Deren vielleicht wichtigste Erkenntnis: Eine Sanierung des Bades für drei Millionen Euro, wie sie Elmar Datzer ehremamtlich für den Förderverein ausgearbeitet hatte, halten die Experten nicht für realistisch. Sie schätzen die Kosten für die Beckensanierung auf rund 4,2 Millionen Euro. Für eine Stellungnahme waren sie am Freitag nicht zu erreichen.
Neue Edelstahlrinnen
Die Gutachter gehen davon aus, dass die Becken neu verfliest werden, die kaputten Beckenköpfe abgeschnitten und durch neu aufgesetzte Edelstahlrinnen ersetzt werden. Zudem sind laut dem Gutachten in allen Becken neue Wassereinströmungen notwendig, um eine Wasserqualität nach heutigem Standard zu gewährleisten. Notwendig seien zudem "betontechnologische Analysen". Damit gemeint sind Probebohrungen, die zeigen sollen, in welchem Zustand das Fundament der Becken ist.
Zusammenfassend schreiben die Experten, dass eine Kernsanierung der Beckenanlage erforderlich sei, wenn der Freibadbetrieb in Volkach langfristig weitergeführt werden soll. Sie empfehlen: "Für einen nachhaltigen, wartungsreduzierten Freibadbetrieb (hier die Beckenanlagen) sind Konstruktionen oder Beckenauskleidungen mit Edelstahl zu favorisieren." In dem Zusammenhang wird auf die Studie des Ingenieurbüros Fritz Planung GmbH von 2017 verwiesen, deren Kostenschätzung für die Edelstahl-Variante von gut 4 Millionen Euro für ein Kombi-Becken und bis zu 5,7 Millionen Euro für beide Becken auf den aktuellen Stand gebracht werden sollte. Wichtig zudem für die Vergleichbarkeit: Die Fritz-Studie hatte die Erneuerung der Gebäude inklusive Sanitärbereich einbezogen, die Experten der Gesellschaft für das Badewesen nur die technischen Anlagen.
Ratschlag: Wasserfläche verkleinern
Abschließend wird in dem neuen Gutachten zu einer "bedarfsgerechten Neuorientierung der Beckenlandschaft" geraten. Bei durchschnittlichen Besuchszahlen von bis zu 35 000 Badegästen im Jahr solle man über eine Verkleinerung der Wasserfläche und die Konzeption einer neuen Beckengeometrie nachdenken.
Reichlich Denkaufgaben gibt es somit für den Runden Tisch, der sich am kommenden Freitag, 13. Dezember, im Rathaus trifft. Stadtrat, Verwaltung und Mitglieder des Fördervereins setzen sich da zusammen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Bürgermeister Peter Kornell sagte auf Nachfrage, er wolle sich erst bei diesem Termin zu dem Gutachten äußern. Die wichtigsten Fragen für die große Runde dürften sein: Kann das Freibad im Sommer 2020 öffnen, und wenn ja, welche Becken? Und falls der Stadtrat sich für eine Sanierung und die damit verbundenen Schulden entscheidet: Welche Variante soll es werden?