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Großlangheim
Fränkisches Lokal ohne Alkohol auf der Karte – kann das gutgehen? Die neue Pizzeria in Großlangheim probiert es aus
Der neue Wirt von "Pizza Capri" hat ein besonderes Konzept: Ahtsham Omar verkauft weder Schweinefleisch noch Alkohol. Und doch gibt es eine Chance für das Feierabendbier.
Ahtsham Omar ist der neue Wirt in der Großlangheimer Pizzeria 'Pizza Capri'. Er bietet dort nun Gerichte ohne Schweinefleisch an und verkauft keinen Alkohol.
Foto: Melissa Sauer | Ahtsham Omar ist der neue Wirt in der Großlangheimer Pizzeria "Pizza Capri". Er bietet dort nun Gerichte ohne Schweinefleisch an und verkauft keinen Alkohol.
Melissa Sauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:49 Uhr

Noch ist die Pizzeria "Pizza Capri" in Großlangheim eine Baustelle. Draußen prangt der Name des vorherigen Restaurants "Zum Hadi" auf dem Schild an der Hauswand, drinnen wird die Einrichtung zur Ablage von Pizzakartons genutzt. Bis zur Eröffnung des Restaurants bietet der Wirt Ahtsham Omar Pizzen, Nudelgerichte, Snacks und Salate zum Liefern und Abholen an. Gleichzeitig wird die Gaststube renoviert. Der 43-Jährige schätzt, dass er seinen Laden in zwei bis drei Monaten eröffnen kann.

Er selbst lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Kitzingen. 2012 ist die Familie aufgrund religiöser Spannungen in ihrer Heimat Pakistan nach Deutschland gekommen. So erzählt er es, wenn man ihn an einem sonnigen Nachmittag in seiner Pizzeria an der Hauptstraße besucht. Ahtsham und seine Familie gehören der islamischen Religionsgemeinschaft Ahmadiyya Muslim Jamaat an. Zwar stelle die in ihrer Heimatstadt Rabwah (offiziell Chenab Nagar) in der Provinz Punjab mit 90 Prozent der Bevölkerung die Mehrheit. Doch könne ihre Glaubensrichtung für sie in anderen Regionen zum Problem werden. "Wenn meine Kinder dann in anderen Städten studieren wollen, kann es sehr gefährlich werden", sagt Ahtsham.

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Um der Gefahr zu entgehen, sah der gelernte Fotograf nur einen Ausweg: seine drei Firmen verkaufen und mit der Familie nach Deutschland ziehen. Beim Gespräch in der Pizzeria erinnert er sich an schöne Zeiten. In Pakistan habe er viel Geld besessen und seiner Familie nach eigener Aussage ein luxuriöses Leben bieten können. Doch seinen Entschluss bereue er keineswegs. "Geld ist nicht wichtig, Leben ist wichtig."

Von Pakistan nach Großlangheim zurück in die Selbstständigkeit

Die Entscheidung, ein eigenes Restaurant zu eröffnen, sei ihm nicht leichtgefallen. Zuvor hatte er  unter anderem als Pizzabäcker beim regionalen Lieferservice "Pizza Taxi" und in der Flugzeugabfertigung am Luftdrehkreuz Frankfurt gearbeitet. Im Landkreis Kitzingen lebte die Familie bereits von 2012 bis 2018. Als die Corona-Pandemie kam, wuchs der Wunsch seiner Kinder, zurück in den Landkreis Kitzingen zu ziehen.

Einen neuen Wirt hat die Pizzeria 'Pizza Capri' in der Großlangheimer Ortsmitte. Gerade wird das Lokal hergerichtet. In zwei, drei Monaten soll alles fertig sein.
Foto: Barbara Herrmann | Einen neuen Wirt hat die Pizzeria "Pizza Capri" in der Großlangheimer Ortsmitte. Gerade wird das Lokal hergerichtet. In zwei, drei Monaten soll alles fertig sein.

Dann der Glücksgriff: Ein Freund von ihm kaufte das Haus in Großlangheim und bot ihm an, dort seine Pizzeria aufzumachen. Der Name "Pizza Capri" fiel Ahtsham Omar sofort ein: Genau so hieß seine Lieblingspizza in London, belegt mit Chicken Tandoori.

Fleischliebhaber kommen in der Pizzeria trotzdem auf ihre Kosten

Dass der 43-Jährige kein Schweinefleisch verkauft, dürfte seine Gäste nicht weiter stören, da die Fleischliebhaber mit Pute, Rind und Truthahnschinken trotzdem versorgt sind. Doch ob die ortsansässigen Franken auf das Feierabendbier oder einen Wein beim Abendessen verzichten wollen, ist die nächste Frage. Die Antwort: müssen sie nicht unbedingt.

Zwar möchte der Pakistaner aus religiösen Gründen keinen Alkohol verkaufen, doch ist er bereit für einen Kompromiss: "Die Leute können ihr Bier selbst mitbringen." Dafür würde er keinen Aufpreis verlangen, und das störe ihn auch nicht. Der Fokus seiner Einnahmen liege sowieso eher auf dem Essen. Bedenken habe er nicht, dass er durch die Abwesenheit alkoholischer Getränke auf der Karte weniger Umsatz machen wird. "Ich habe hier viele Freunde, die auch aus Pakistan kommen."

Muslime könnten sich in seiner Pizzeria zu 100 Prozent sicher sein, kein Schwein in ihrem Essen und keinen Alkohol in ihren Getränken vorzufinden. Auch wolle er künftig pakistanische Gerichte in seine Auswahl aufnehmen. Sein persönlicher Favorit auf der aktuellen Karte: die Pizza BBQ.

 
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  • Michael Wolfrum
    Lieber Karlheinz Stummer,
    was für ein Unfug. Ich kenne dutzende arabische Restaurants, die keinen Alkohol und kein Schweinefleisch anbieten und trotzdem sind die immer voll. Und in einem vegetarischen Restaurant bekommt man gar kein Fleisch und trotzdem 'überleben' diese zwinkern
    Eher bedenklich finde ich die Möglichkeit, seinen Alkohol selbst mitbringen zu dürfen. Wie sich das wohl auf das Ambiente auswirken wird, wenn auf den Tischen dann die Plastik-Bierflaschen der Discounter rumstehen? Ich werde mir das sicher mal ansehen, wenn das Lokal geöffnet wird. Ansonsten esse ich Pizza einfach lieber beim Italiener, griechisch beim Griechen und beim Pakistaner eben pakistanisch.
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  • Karlheinz Stummer
    "Ich kenne dutzende arabische Restaurants". - Der Satz war gut.
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  • Karlheinz Stummer
    Ein Unternehmen hat sich den Kundenwünschen anzupassen und nicht umgekehrt. Dies wird der Gastronom schnell merken, wenn er während der Öffnungszeit alleine in seinem Lokal steht.
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