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Kitzingen
Flüchtlinge: Aus der Gemeinschaftsunterkunft in die Obdachlosigkeit?
Tausende Ukrainer sind auf der Flucht. Sie werden auch in den Landkreis Kitzingen kommen, doch die Unterkünfte sind voll. Die Landrätin hat eine klare Forderung.
Die Gemeinschaftsunterkunft im Innopark in Kitzingen stößt an ihre Grenzen.
Foto: Ralf Dieter | Die Gemeinschaftsunterkunft im Innopark in Kitzingen stößt an ihre Grenzen.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:02 Uhr

Dass Wohnraum hinten und vorne fehlt, ist längst kein Geheimnis mehr. Für Asylanten ist das besonders bitter: Sie haben auf dem normalen Wohnungsmarkt kaum eine Chance. Wie schwierig die Lage ist, lässt sich an einer einfachen Zahl ablesen: Ende vergangenen Jahres leben in Gemeinschaftsunterkünften und dezentralen Wohnungen in Unterfranken 4775 Menschen, die um Asyl gebeten haben. Darunter sind laut Regierung von Unterfranken 1169 Menschen, die dort gar nicht mehr hingehören: Wer asylberechtigt ist, müsste eigentlich aus den Unterkünften raus. Doch das Umziehen scheitert oft schlichtweg daran, dass keine Wohnung zu finden ist. Die Menschen dürfen übergangsweise dort bleiben und laufen dann unter dem Begriff "Fehlbeleger".

Die voll ausgelasteten Gemeinschaftsunterkünfte treffen jetzt auf eine Situation, die richtig problematisch zu werden droht. Werden die 1169 Asylanten vor die Türen gesetzt, um Platz für anstehende Nachrücker zu haben, landen sie auf der Straße – und werden ein Fall für die darauf gar nicht ausgelegten Obdachlosenunterkünfte. Verstärkt wird diese Entwicklung von der Tatsache, dass anerkannte Asylanten – überwiegend Männer –ihre Familien nach Deutschland holen dürfen. Dieser Familiennachzug könnte also genau in die Obdachlosen-Phase fallen.

Die Suche nach Wohnungen

Bei der Dienstbesprechung der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in der Iphöfer Knauf-Halle wies Landrätin genau auf diese Situation hin und appellierte an die Ortsoberhäupter, noch einmal genau zu schauen, ob es nicht doch noch irgendwo Wohnraum gibt. Kitzingen und Kleinlangheim trügen bisher die Hauptlast, jetzt müssten sich die anderen Gemeinden solidarisch zeigen.

Verschärfen dürfte sich die Lage noch einmal, weil bald schon weitere Hilfesuchende untergebracht werden müssten: Zum einen, so informierte die Landrätin, würden demnächst die Ortskräfte aus Afghanistan eintreffen. Unterfranken, das stehe bereits fest, muss hier 430 Plätze zur Verfügung stellen.

Nichts wie weg: Um ukrainischen Lwiw warten Fahrgäste am Bahnsteig des Bahnhofs. Wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks etwa 368 000 Menschen auf der Flucht.
Foto: Bernat Armangue, dpa | Nichts wie weg: Um ukrainischen Lwiw warten Fahrgäste am Bahnsteig des Bahnhofs. Wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks etwa 368 000 Menschen auf der Flucht.

Und schließlich ist da nun auch noch der Krieg in der Ukraine. Hier ist nicht die Frage, ob Flüchtlinge kommen – sondern wie viele. Auch hier müsse sich der Landkreis vorbereiten, so die Landrätin und schwor die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister auf die sich andeutende Flüchtlingswelle aus dem Kriegsgebiet ein.

Solidaritäts-Resolution

Zumal inzwischen eine Resolution von CSU, Freien Wählern, Grünen, SPD und FDP vorliegt, über die im Kreistag entschieden werden soll. Der Antrag „Solidarität mit der Ukraine“ verurteilt zum einen Putins Angriff auf die Ukraine und das damit verbundene "unermessliche Leid". Zum anderen soll sich der Landkreis verpflichten, Geflüchtete aufzunehmen.

Dazu heißt es in dem Antrag: "Der Landkreis Kitzingen wird Rahmen der europäischen und bundesgesetzlich vorgegebenen Aufgaben Geflüchtete aus der Ukraine aufnehmen und unterstützen. Dabei wird der Landkreis seine Hilfe eng mit ehrenamtlichen Hilfsorganisationen, den Gemeinden und Helferinnen und Helfern abstimmen. Dazu ist der Landkreis bereit, auch Mittel aus dem Kreishaushalt einzusetzen.“

Welche Mittel das sein sollen und in welcher Höhe geht aus der Resolution nicht hervor. Aber: Der Landkreis hat gerade mit seinen Haushaltsberatungen begonnen – es ist also noch Zeit zum Planen.

Wo die Flüchtlinge im Landkreis Kitzingen untergebracht sind

Im Landkreis betreibt die Regierung von Unterfranken die Gemeinschaftsunterkünfte (GU) im Kitzinger Innopark und im Corlette Circle, zudem die Teilgemeinschaftsunterkünfte (TGU) am Oberen Mainkai in Kitzingen und in Kleinlangheim. Dazu ist das Landratsamt Kitzingen für eine dezentrale Unterkunft im Kloster Münsterschwarzach zuständig.
Kitzinger Innopark: Die Zahlen von Ende Dezember zeigen, dass nur dort noch Wohnraum frei ist; 315 von 400 Plätzen sind belegt. Von den 315 Menschen sind 231 männlich, 84 weiblich und 69 unter 18 Jahren, davon 238 Asylsuchende oder Geduldete und 77 sogenannte Fehlbeleger.
Im Corlette Circle leben überwiegend Familien: Von 147 Menschen (94 Asylsuchende und 53 Fehlbeleger) sind 65 männlich und 82 weiblich, gut die Hälfte (76) sind unter 18.
In Kleinlangheim wohnen 84 geflüchtete Menschen.
Teilgemeinschaftsunterkunft (TGU) am Oberen Mainkai: Die dritte Flüchtlingseinrichtung Kitzingens ist aktuell 58 Menschen belegt (41 männlich/17 weiblich/19 unter 18), davon drei Fehlbeleger.
Quelle: BAM
 
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  • Was soll das Gejammer ? Die "Entscheider/innen" sind selbst schuld ! Im Jahr 2015 bei der letzte Flüchtlingswelle, gab es auch in Volkach einige dezentrale Häuser mit Flüchtlingen. Auch in Astheim, mit ca. 800 Einwohnern in 2 Häusern, vom Landkreis angemietet mit ca. 30 Flüchtlingen belegt. Eine kleine Gruppe von Astheimer/innen hat sich um die Betreuung gekümmert. Angefangen von schriftlicher Hilfe bei Behörden, Arbeitssuche,Kindergarten, Schule, Sprachkursen, praktischer Hilfe bei Ärzten bis zum "normalen Alltag" hier bei uns. Wir lasen Zeitung, übten mit den Kindern Spiele, organisierten Fahrräder einschl. technischer Durchsicht durch die Polizei, kochten zusammen und hatten auch viel Spaß zusammen. Kurzum: es klappte eigentlich gut. Noch heute haben einige aus unserer damaligen Gruppe noch Kontakte mit den nunmehr staatlich anerkannten Flüchtlingen. Bis die Flüchtlinge mit Kommando "von oben"dezentral nach Kitzingen verlegt wurden. So wird das nichts - Anonymität geht gar nicht
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