
Mehrere Fliegen mit einer Klappe hat der Fastnacht-Verband Franken (FVF) mit seinem Narren-Casting geschlagen. Die organisierten Narren gaben Bühnentalenten aus Franken endlich wieder die Möglichkeit für einen Live-Auftritt. Zugleich sichteten sie die Fastnachtsszene auf der Suche nach neuen Gesichtern für Fernsehformate zusammen mit dem Bayerischen Rundfunk, und schließlich erhielten die Akteure eine Bewertung ihres Auftritts – ein Coaching unter vier Augen.
Der FVF hatte für Donnerstagabend zusammen mit der Fastnachtredaktion des Bayerischen Rundfunks in die Kitzinger Fastnachtakademie geladen. Dort hat der Verband eine Bühne mit Ton- und Lichttechnik zur Verfügung, so dass er für professionelle Auftrittsbedingungen sorgen konnte. Auf den Aufruf des FVF hatten sich rund 25 Fasenachter aus den drei fränkischen Bezirken gemeldet.

Nicht nur räumlich deckte die Schar der Akteure ein breites Spektrum ab, auch die Darbietungen zeigten eine große Spannweite: Klassische Büttenreden folgten auf Sketche, Dialektvorträge kontrastierten mit lupenreinem Hochdeutsch, ausgefeilte Vorträge mit teils improvisierten Darbietungen. Und auch die Riege der Darsteller reichte von unerfahrenen Debütanten bis zu Fasenachtern mit langjähriger Bühnenerfahrung oder gar echten Profis. Ihr Alter: zwischen Anfang 20 und Ende 70.
Spannend für die Veranstalter waren die Inhalte der Vorträge, denn vorab war völlig unklar, mit was die Narren in die Bütt steigen würden. So standen bekannte Figuren der Fastnacht wie zankende Ehepaare, der Protokoller oder der Narr neben Promi-Imitator, Comedian und Multiinstrumentalist.
Nicht bei allen sprang der Funke über

Schließlich wussten nur wenige gleichermaßen mit Inhalt, Darbietung und Bühnenpräsenz zu überzeugen. Nicht bei jedem sprang der Funke über, und mancher mag sich auch in Ton oder Aussagen vergriffen haben. Für die Veranstalter kein Beinbruch: Sie hatten vorab keine Erwartungen und ließen sich überraschen.
Vielversprechend waren die Auftritte von Michael Meisenzahl aus Karlstadt (Lkr. Main-Spessart), Birgit Schreiber und Klaus Bollwein aus der Rhön, Rene Bamberger aus Bundorf (Lkr. Haßberge), Susanne Wölfling aus Schraudenbach (Lkr. Schweinfurt) und Lukas Zachmann aus Dingolshausen (Lkr. Schweinfurt). Sie waren entweder originell und akribisch vorbereitet oder boten aufgrund langjähriger Erfahrung eine gute Präsentation.
"Wir wollten möglichst viele Fasenachter sehen, kennen lernen und bestenfalls für eine künftige Zusammenarbeit gewinnen", sagte FVF-Präsident Marco Anderlik. Die positive Resonanz bei den Akteuren habe ihn überrascht. Am Ende war er sich mit dem BR einig, dass man zwei bis vier Teilnehmern die Chance geben will, sie professionell zu begleiten und mit ihnen an ihren Programmen zu feilen.
Mit Coaching bis zum Fernseh-Auftritt

"Vortragsform, Bühnenpräsenz, Stimme, ein roter Faden in der Darbietung und die Konzentration auf pointierte Witze" sind laut Anderlik Inhalte des Coachings. Dazu bietet zum Beispiel die Fastnachtakademie in Kitzingen den Rahmen mit Büttenredner-Seminaren, geleitet von Profis der "Fastnacht in Franken". Vielleicht führt das sogar bis zu einem Auftritt in einer der großen Fastnachtssendungen des BR.
Der Fernsehsender hat sich das Ziel gesetzt, "die schönen Erwartungen der Zuschauer zu erfüllen und trotzdem überraschend zu bleiben", wie Rüdiger Baumann von der BR-Fastnachtredaktion sagte. Sprich: Die Sendungen sollen immer wieder bekannte Größen des fränkischen Faschings präsentieren, aber entweder in wechselnden Rollen oder ergänzt durch neue Talente. Die Talentsuche in Kitzingen war für die Veranstalter jedenfalls gelungen, so dass sie an eine Wiederholung des Castings denken.