zurück
Kitzingen
Fall von Wilderei machte bundesweit Schlagzeilen: Wie ein Jäger um seinen Ruf und seinen Jagdschein kämpft
Bei der Jagd auf Wildschweine soll ein 34-Jähriger Reviergrenzen verletzt haben. Vor Gericht weist er alle Vorwürfe von sich. Doch aus der Schusslinie ist der Mann noch längst nicht.
Ein 34-Jähriger ist vor dem Kitzinger Amtsgericht der Jagdwilderei angeklagt (Symbolbild). Es geht um viel für den leidenschaftlichen Jäger.
Foto: Patrick Pleul, dpa | Ein 34-Jähriger ist vor dem Kitzinger Amtsgericht der Jagdwilderei angeklagt (Symbolbild). Es geht um viel für den leidenschaftlichen Jäger.
Sigfried Sebelka
Siegfried Sebelka
 |  aktualisiert: 29.01.2025 02:40 Uhr

"Die Jagd ist mein Leben." Das sagte der 34-Jährige mehrfach bei einem Verfahren vor dem Amtsgericht in Kitzingen. Allerdings könnte dieses Leben bald vorbei sein. Ausgerechnet dem Jäger wirft die Anklage Jagdwilderei vor. Wird er verurteilt, droht nicht nur eine Geldstrafe, sondern auch der Verlust des Jagd- und Waffenscheins. Das aber will der Mann, der Mitpächter eines Reviers im Landkreis ist, verhindern. Er weist alle Vorwürfe zurück, fühlt sich als "Opfer".

Der Vorfall am Abend des 24. Januar 2023 an der Grenze der beiden Reviere machte bundesweit in Jägerkreisen die Runde. Die Anklage wirft dem Mann vor, ohne Berechtigung auf dem Gelände seines Nachbarreviers Jagd auf Wildschweine gemacht zu haben. Einen Frischling und eine Sau soll er außerhalb seines Reviers erlegt, geborgen und für rund 350 Euro an einen Kollegen verkauft haben. Eine dritte Sau wurde später tot im Nachbarrevier entdeckt – ein Fall von Jagdwilderei.

Für den Revierjäger riecht alles nach Jagdwilderei

Die Probleme begannen, als die dritte Sau mit Lungendurchschuss in der Nähe einer Jagdhütte des Nachbarn gefunden wurde. Im Revier wurden zudem Schleif- und Schweißspuren (Blut und Gewebe) entdeckt, dazu fünf Patronenhülsen auf einem Weg. Der zuständige Revierjäger fragte bei den Nachbarn nach, ob gejagt worden sei. Als diese verneinten, war für ihn klar: Die Schüsse waren in seinem Revier abgegeben worden. Alles roch nach Jagdwilderei.

Die Polizei wurde eingeschaltet. Nach einem anonymen Anruf kam man dem 34-Jährigen als Schützen auf die Spur. Sein Haus wurde durchsucht. Der Jäger fand sich auf der Anklagebank wieder und präsentierte dort seine Version der Geschichte.

Er habe mit einem Kollegen Jagd auf Füchse gemacht. Dann aber meldete die Wildkamera über das Handy ein Wildschwein in seinem zweiten Revier. Die beiden fuhren hin. Der 34-Jährige stieg mit seiner Waffe aus, erwischte wenig später einen Frischling und eine 50-Kilo-Sau. Weitere Schüsse hatten offenbar eine dritte Sau verletzt, die aber nicht zu finden war. Er stellte vor Gericht noch einmal klar: Die Schüsse habe er im eigenen Revier abgegeben. "Das schwöre ich bei allem was mir heilig ist." Zudem passten die gefundenen Patronenhülsen nicht zu der Munition, die er benutzt habe.

Die tote Sau an der Jagdhütte erklärte er damit, dass er das Tier zwar getroffen haben könnte. Das aber sei – zunächst ohne Blut zu verlieren – weiter gelaufen und erst später zusammengebrochen. Eine Version, die sein Verteidiger als erfahrener Jäger für "sehr gut möglich" hielt.

Der Angeklagte wittert eine Intrige des Revier-Nachbarn

Warum er dann die telefonische Frage nach einer Jagd verneint habe? Das begründete er mit den "angespannten Verhältnissen" zwischen den Revier-Inhabern. Die seien "nicht ganz einfach". Dass er die Jagd auf Sauen verschärft habe, nehme ihm der Nachbar übel. Der veranstalte einmal im Jahr eine Drückjagd für Bekannte und Geschäftspartner. Da fehlen dann offenbar die von dem 34-Jährigen gejagten Sauen. Er sei schon öfter in schlechtes Licht gerückt worden, sagte er. Von "Lügen und Neid" sprach der Mitinhaber seines Reviers und von "Jägern, die sich das Zuckerbrot nicht gönnen".

Der Verteidiger berichtete von starkem Belastungseifer beim Revierjäger und der Polizei. Verdächtigungen machten die Runde. Eine davon: Die Hülsen wurden seinem Mandanten unterschoben.

Richterin Ilka Matthes brachte mit Blick auf die vielen Unklarheiten und den eher geringen Schaden eine Einstellung des Verfahrens ins Spiel. "2400 Euro, und die Sache ist erledigt." Davon riet der Verteidiger seinem Mandanten ab. Er sei sich sicher, dass dann das Landratsamt Probleme mit dem Jagd- und Waffenschein mache. Einzige Lösung: ein Freispruch.

Der ist aber noch weit weg. Jetzt soll ein Gutachter klären, ob die Hülsen tatsächlich aus den Waffen des Jägers stammen. Wenn das Ergebnis vorliegt, gibt es einen neuen Termin. Die Richterin ging davon aus, dass es am Ende knallen wird. Auf welcher Seite, blieb offen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Kitzingen
Siegfried Sebelka
Angeklagte
Landratsamt Kitzingen
Polizei
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Matthias Rothkegel
    Wird da die Waffenbesitzkarte mal wieder mit dem Waffenschein verwechselt?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Georg Ries
    Das ist leider an der Tagesordnung 👎🏼
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten