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Volkach
Eva Lutz aus Volkach: Ein Atelier auf dem Land zwischen Berliner Fashion Week und Shoppingsender
Die erfolgreiche Designerin aus Volkach spricht über Mode, ihre Karriere und ihr Leben. Was sich 2021 veränderte, als der TV-Sender QVC bei ihr anklopfte.
Eva Lutz (in orange) bei der Vorstellung ihrer neuen Kollektion bei QVC zusammen mit den beiden Models Tash (links) und Christine (rechts) und Moderator Frank Schäberle.
Foto: Sarah Kaldewey | Eva Lutz (in orange) bei der Vorstellung ihrer neuen Kollektion bei QVC zusammen mit den beiden Models Tash (links) und Christine (rechts) und Moderator Frank Schäberle.
Nadine Wiget
Nadine Wiget
 |  aktualisiert: 23.08.2024 02:40 Uhr

"Mode muss Spaß machen", sagt Eva Lutz und strahlt dabei. Von ihrer Liebe und Leidenschaft für die Mode hat sie auch mit 65 Jahren noch kein bisschen verloren. In ihrem Atelier auf ihrem Gutshof Strehlhof bei Volkach, umgeben von Entwürfen, Stoffmustern und Kleidungsstücken, fühlt sie sich zu Hause. Hier sprudelt es nur so vor Kreativität, wenn sie zusammen mit ihrer Assistentin Sarah Kaldewey, die übrigens schon bei ihr gelernt hat, ihre Kollektionen unter dem Label "Eva Lutz" für den Shoppingsender QVC entwirft.

Die Kooperation hat die Designerin vor knapp drei Jahren begonnen, nachdem sie wenige Jahre zuvor ihr bekanntes Modelabel Minx verkauft hatte. Dieses hatte sie 35 Jahre lang gemeinsam mit ihrem Mann sehr erfolgreich auf dem Strehlhof geführt, in der Spitze mit 80 Mitarbeitern. So liefen berühmte deutsche Models wie Franziska Knuppe für die Minx Fashion Show während der Berlin Fashion Week über den Laufsteg und wurden dabei von der Crème de la Crème der deutschen Prominenz in der ersten Reihe wie Boris Becker oder Nena bewundert. Für ihre Mode wurde Lutz 2019 sogar mit dem "Best of Fashion Award" ausgezeichnet.

Designerin Eva Lutz entwirft seit 2021 unter ihrem Label 'Eva Lutz' exklusiv für den Shoppingsender QVC.
Foto: Ingo Peters | Designerin Eva Lutz entwirft seit 2021 unter ihrem Label "Eva Lutz" exklusiv für den Shoppingsender QVC.

Ihre Erfolgsgeschichte begann vor über 50 Jahren in ihrer Heimatstadt Aub bei Würzburg. Dort wuchs sie gemeinsam mit ihren vier Geschwistern auf und nähte schon mit zwölf Jahren ihre erste eigene Kleidung auf der Nähmaschine ihrer Mutter. "Es hat mir von Anfang an Spaß gemacht", erzählt die 65-Jährige.

Von der Pike auf: Schneiderlehre und Studium

Mit 15 Jahren hat sie dann Hemden für ihre Brüder genäht und auch schon erste Aufträge von anderen Leuten angenommen. Damit stand für sie fest: "Das will ich von der Pike auf lernen." Also hat sie eine Schneiderlehre gemacht und anschließend in München Design studiert.

Nach ihrem Abschluss arbeitete Lutz neun Monate bei Basler Fashion in Aschaffenburg, bevor sie 1981 in die neu gegründete Firma Minx in Würzburg einstieg. Ein Jahr später übernahmen sie und ihr Lebensgefährte Hanns Arnold, seit 1988 ihr Ehemann, und Mit-Inhaber Peter Lehmann die Unternehmensführung und verlegten den Firmensitz auf den Strehlhof. Während Lutz für die Entwürfe zuständig war, kümmerten sich die beiden Herren um alles Kaufmännische, die Produktionsprozesse und den Vertrieb.

Eva Lutz zeigt eine Auswahl ihrer neuen Kollektion für QVC.
Foto: Nadine Wiget | Eva Lutz zeigt eine Auswahl ihrer neuen Kollektion für QVC.

1989 gründeten sie zusätzlich die Marke Sallie Sahne und boten damit auch Mode in größeren Konfektionsgrößen an. Für Eva Lutz ist Diversität in der Mode enorm wichtig. "Meine Mode ist für alle Frauen", betont sie. Aus diesem Grund hat sie bei der Berlin Fashion Week 2016 als eine der ersten Designerinnen überhaupt Curvy Models (Größe 44 plus) und ein Best Ager Model (40 Jahre plus) engagiert und gilt damit als eine der Vorreiterinnen in der Modebranche.

Eva Lutz vor ihrem Atelier im Strehlhof bei Volkach. 
Foto: Nadine Wiget | Eva Lutz vor ihrem Atelier im Strehlhof bei Volkach. 

Bei ihrer Mode achtet die Designerin vor allem auf Qualität und Nachhaltigkeit. "Jedes Kleidungsstück muss sich gut anfühlen und bequem sein, sodass man es gerne den ganzen Tag trägt", erklärt sie. Um dies zu gewährleisten, reist sie nach wie vor regelmäßig auf Stoffmessen, um dort ihre neuen Stoffe auszusuchen.

Nachhaltige Lieblingsteile

"Ich bin ein sehr haptischer Mensch und muss die Stoffe anfassen und fühlen. So merke ich sofort, ob ein Stoff hochwertig und bequem ist." Solche Stoffe seien aufgrund ihres Herstellungsprozesses auch nachhaltiger als günstige, so Lutz weiter. "Darüber hinaus ist es mein Ziel, Lieblingsteile zu kreieren, die meine Kundinnen über Jahre hinweg anziehen." Auch das sei ein wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit. Deshalb entwerfe sie Kleidungsstücke, die nicht "überdekoriert", sondern reduziert, klassisch und nicht zu grell sind, und die man immer wieder anders kombinieren kann.

Diesen Stil hat sie 35 Jahre lang bei Minx beibehalten und auch jetzt bei ihrem Label Eva Lutz für QVC. Aber warum dieser Wechsel? "Minx war eine super Zeit. Wir haben viel bewegt, viel erreicht und hatten ein tolles Team", schwärmt sie. "Aber es war natürlich auch anstrengend." Daher stand für die beiden immer fest, die Firma irgendwann zu verkaufen. Und als dann das Angebot kam, haben sie es gerne angenommen.

Eva Lutz entwirft ihre Kollektionen für ihr eigenes Label.
Foto: Nadine Wiget | Eva Lutz entwirft ihre Kollektionen für ihr eigenes Label.

2021 klopfte dann der TV-Sender QVC an Lutz' Tür. Obwohl sie anfangs etwas skeptisch war, hat sie sich mit den Geschäftsführern zusammengesetzt. Nach vielen langen Gesprächen und der Zusage für die Umsetzung ihrer Linie und nachhaltige Qualität hat sie schließlich eingewilligt – und es bis heute nicht bereut.

Die Verkaufszahlen stimmen: Vertrag verlängert

"Ich war überrascht von der Qualität bei QVC", sagt sie. "Außerdem finde ich es gut, dass QVC übrig gebliebene Ware nicht verbrennt oder entsorgt, sondern im Sale weiterhin verkauft." Im Unterschied zu ihrer Tätigkeit bei Minx, wo sie neben dem Entwerfen auch viel Organisatorisches übernommen hatte, könne sie sich nun auf das konzentrieren, was sie ihr Leben lang gerne macht: Mode designen. Um alles andere kümmere sich QVC.

Vorstellen darf sie ihre neue Kollektion dann aber selbst live im Fernsehen. Auch das mache ihr viel Spaß, weil das Team und die Atmosphäre dort so toll seien, freut sich die 65-Jährige. "Natürlich ist es auch schön, direkt Feedback von meinen Kundinnen zu bekommen." Und weil das so positiv sei und auch die Verkaufszahlen stimmten, hat sie ihren Vertrag gerade erst wieder verlängert.

Eva Lutz bei der Vorstellung ihrer neuen Kollektion bei QVC zusammen mit den beiden Models Tash (links) und Christine (rechts).
Foto: Sarah Kaldewey | Eva Lutz bei der Vorstellung ihrer neuen Kollektion bei QVC zusammen mit den beiden Models Tash (links) und Christine (rechts).

Eine Kollektion zu entwerfen, dauert bei Eva Lutz ungefähr drei Monate und bedeutet intensive Arbeit: von der Vorbereitung über die Entwürfe bis hin zur "heißen Phase", in der die Entscheidungen getroffen, das heißt Farben und Schnitte korrigiert werden. Dass es ihr weiterhin Spaß macht, sieht man und spürt man. Inspirieren lässt sie sich überall: auf Fashion Shows, Ausstellungen oder der Straße. "Außerdem habe ich ein Feeling dafür, wie es in der Mode weitergeht und was sich verändert", erklärt sie.

Für ihr "kreatives Zentrum" brauche sie allerdings auch mal Ruhe. Und genau deshalb ist sie immer im Strehlhof geblieben. "Ich brauche zwar auch die Stadt und hole mir meine Inspirationen auch gerne in den Modemetropolen dieser Welt, doch das Landleben liebe ich einfach", sagt sie. Die Ruhe und die Natur seien für sie ein wichtiger Ausgleich zum stressigen Job, ebenso wie Joggen, Yoga, Malen und Reisen.

"Das Landleben liebe ich einfach!"
Eva Lutz über den Ausgleich zu einem stressigen Job

Aber das Wichtigste sind für Eva Lutz ihre Familie und Freunde, mit denen sie viel Zeit verbringt. Mit ihrem Mann hat sie eine Patchworkfamilie mit vier Kindern und acht Enkelkindern. Zwei ihrer Enkelinnen nähen bereits auch schon fleißig. Und wer weiß – vielleicht tritt ja eine in die großen Fußstapfen ihrer berühmten Oma?

 
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