
Das Staatliche Bauamt hat Wort gehalten. Vor einem halben Jahr erklärte Rüdiger Köhler, der stellvertretende Leiter dieser Behörde, gegenüber unserer Zeitung, dass die Bauarbeiten für den Kreisverkehr an der Volkacher Umgehungsstraße Ende 2025 beginnen könnten. Tatsächlich sieht es aktuell danach aus.
Baufahrzeuge des Bauamtes sind angerückt, teilweise wurde die Staatsstraße gesperrt, die Straßengräben wurden gesäubert und gemäht. Ingenieure nahmen Messungen vor und schlugen Markierungsstäbe in den Boden.
Lange Diskussionen über die Entschärfung der Gefahr
Hier und da ließen sich die ersten Neugierigen aus der direkten Nachbarschaft blicken. "Geht's tatsächlich los mit dem Kreisel?", fragte ein Anlieger. In seinem Gedächtnis haben sich schwere Unglücke eingebrannt, die über viele Jahre in diesem Kreuzungsbereich passierten. Er erinnert sich auch an die schier endlosen Gespräche über eine Lösungsmöglichkeit, zu der die politischen Verantwortlichen sich zuerst nicht durchringen konnten. Ampel oder Kreisel? Oder vielleicht Sichtschutzzäune?

Immer spielte die Finanzierung eine Rolle. Mindestens eine Million Euro an Kosten stand zur Debatte. Dann die Entscheidung: Es soll ein Kreisverkehr gebaut werden. Doch wann?
Wann Baubeginn sein wird, ist noch immer unklar. Der Grund dafür ist ein etwa handflächengroßes Tier: die Zauneidechse. Sie steht unter strengem Naturschutz und wurde zweimal als das Reptil des Jahres ausgezeichnet. In der Fachsprache wird sie "Lacerta agilis" genannt. So schwierig wie die Aussprache dieses Namens ist die Vorhersage, wann denn nun der Bau des Kreisels gestartet werden kann.
Die aktuellen Baumaßnahmen haben jedenfalls noch nichts mit dem Kreuzungsumbau zu tun. Erst wurde der Boden großflächig ganz kurz abgemäht. Dann wurden Areale mit 30 Zentimeter hohen Plastikfolien eingezäunt. Deren Sinn: Die Echse soll durch das Abmähen des Bodens vergrämt werden.

Dafür wurden in einiger Entfernung zur Straße Holz- und Erdhaufen errichtet, in denen die Tierchen Unterschlupf finden. Mehrere Tage waren bis zu sechs Arbeiter vor Ort. Die Areale werden nun zu verschiedenen Zeiten nach Eidechsen abgesucht. Diese werden eingesammelt und direkt in eine Schutzstelle gebracht, hieß es vor Ort. Natürlich nicht von "normalen" Arbeitern, sondern von Biologen, die eigens von der Baubehörde beauftragt werden.

Dazu sagt Johanna Klein, Abteilungsleiterin Straßenbau im Staatlichen Bauamt: "Die Maßnahmen wurden mit der Naturschutzbehörde abgesprochen." Sollten die Biologen im Frühjahr noch Zauneidechsen auf dem Areal finden, können sie die Baufreigabe verweigern. "Und solange wir die Freigabe nicht haben, dürfen wir die Maßnahme nicht ausschreiben", erklärt Johanna Klein weiter. Heißt: keine Freigabe, kein Kreisel.
Dabei haben die Vorbereitungen für den Kreisverkehr laut Johanna Klein ansonsten gut geklappt: Der Grunderwerb ist problemlos abgelaufen. Bezüglich der Planungen habe es auch keine Einwendungen gegeben. Für den Lagerplatz der Baufirma ist eine Fläche im süd-östlichen Bereich der Kreuzung vorgesehen.
Hinsichtlich der Finanzierung hat es mit der Stadt Volkach auch eine Einigung gegeben. Für die Zufahrtsspur aus der Eichfelder Straße, die laut Messungen stark vom städtischen Verkehr beansprucht wird, ist die Stadt zuständig. Bürgermeister Heiko Bäuerlein spricht da von Kosten "von gut 200.000 Euro", zu denen er noch staatliche Zuschüsse erwartet.
Eigentlich wäre der Kreisel also in trockenen Tüchern - wenn es da nicht die Zauneidechse gäbe.
wäre tatsächlich nicht in Gefahr, wenn nicht alle möglichen Menschen es für dringend notwendig halten würden, zu jeder Zeit jeden Ort mit möglichst hoher Geschwindigkeit erreichen zu müssen...
Im Ernst: das Massenaussterben hat mit ca. 150 Arten/ Tag(!!) eine neue Rekordgeschwindigkeit erreicht (s. auch https://www.dw.com/de/kurz-vor-zw%C3%B6lf-menschengemachtes-massenaussterben-beginnt/a-60414366), und es setzt keinesfalls ein Umdenken ein, sondern es wird "weiter so!" gemacht nach dem Motto: "der kleine Kreisel wird es ja wohl nicht rausreißen". Das Blöde ist bloß, es ist ja nicht nur der eine kleine Kreisel, sondern allerorten werden solche Maßnahmen umgesetzt, egal was das für "die Natur" bedeutet. Das Blöde daran wiederum ist bloß, auch "der Mensch" ist Teil "der Natur", und es stellt sich die Frage, wann er mangels notwendiger Lebensgrundlagen selber auf die Aussterbe-Tagesordnung rückt. Aber Hauptsach' mit dem SUV bis dahin gefahren!
Oder?
für die Ausrottung der Eidechse, wenn man sich so das Fortschreiten der Bodenversiegelung anschaut (s. z. B. https://www.lfu.bayern.de/umweltkommunal/flaechenmanagement/bodenversiegelung/index.htm)?
In einem gebe ich Ihnen aber Recht: Würde man das Geld, das für Wünsch-Dir-was-Straßenbau ausgegeben wird (z. B. autobahnähnlicher Ausbau der B 286 = 45 mio € für 4300 m; s. https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/45-millionen-euro-fuer-die-4300-meter-nach-schwebheim-art-10480984) in die Schulgebäude investieren, wäre die Lage auf den dortigen Toiletten sicher besser...