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Volkach
Es tut sich was an der Unfallkreuzung der Volkacher Umgehungsstraße – doch mit dem Kreisverkehr hat das nur indirekt zu tun
Der geplante Kreisel bei Volkach macht Fortschritte. Doch es gibt noch ein lebendiges Hindernis, das dem Baubeginn im Wege stehen könnte.
Macht die quirlige Zauneidechse dem Kreisverkehr an der Volkacher Umgehung den Garaus?
Foto: Ferdinand Heilgenthal ( Archivfoto) | Macht die quirlige Zauneidechse dem Kreisverkehr an der Volkacher Umgehung den Garaus?
Hanns Strecker
 |  aktualisiert: 31.03.2025 02:32 Uhr

Das Staatliche Bauamt hat Wort gehalten. Vor einem halben Jahr erklärte Rüdiger Köhler, der stellvertretende Leiter dieser Behörde, gegenüber unserer Zeitung, dass die Bauarbeiten für den Kreisverkehr an der Volkacher Umgehungsstraße Ende 2025 beginnen könnten. Tatsächlich sieht es aktuell danach aus. 

Baufahrzeuge des Bauamtes sind angerückt, teilweise wurde die Staatsstraße gesperrt, die Straßengräben wurden gesäubert und gemäht. Ingenieure nahmen Messungen vor und schlugen Markierungsstäbe in den Boden.

Lange Diskussionen über die Entschärfung der Gefahr

Hier und da ließen sich die ersten Neugierigen aus der direkten Nachbarschaft blicken. "Geht's tatsächlich los mit dem Kreisel?", fragte ein Anlieger. In seinem Gedächtnis haben sich schwere Unglücke eingebrannt, die über viele Jahre in diesem Kreuzungsbereich passierten. Er erinnert sich auch an die schier endlosen Gespräche über eine Lösungsmöglichkeit, zu der die politischen Verantwortlichen sich zuerst nicht durchringen konnten. Ampel oder Kreisel? Oder vielleicht Sichtschutzzäune?

Wieder und wieder ereignen sich an der Volkacher Unfallkreuzung schwere Verkehrsunfälle. Hier kamen mehrere Rettungswagen und der Rettungshubschrauber zum Einsatz.
Foto: Hanns Strecker ( Archivfoto) | Wieder und wieder ereignen sich an der Volkacher Unfallkreuzung schwere Verkehrsunfälle. Hier kamen mehrere Rettungswagen und der Rettungshubschrauber zum Einsatz.

Immer spielte die Finanzierung eine Rolle. Mindestens eine Million Euro an Kosten stand zur Debatte. Dann die Entscheidung: Es soll ein Kreisverkehr gebaut werden. Doch wann?

Wann Baubeginn sein wird, ist noch immer unklar. Der Grund dafür ist ein etwa handflächengroßes Tier: die Zauneidechse. Sie steht unter strengem Naturschutz und wurde zweimal als das Reptil des Jahres ausgezeichnet. In der Fachsprache wird sie "Lacerta agilis" genannt. So schwierig wie die Aussprache dieses Namens ist die Vorhersage, wann denn nun der Bau des Kreisels gestartet werden kann.

Die aktuellen Baumaßnahmen haben jedenfalls noch nichts mit dem Kreuzungsumbau zu tun.  Erst wurde der Boden großflächig ganz kurz abgemäht. Dann wurden Areale mit 30 Zentimeter hohen Plastikfolien eingezäunt. Deren Sinn: Die Echse soll durch das Abmähen des Bodens vergrämt werden. 

Bauarbeiter ziehen lange Eidechsenzäune im Kreuzungsbereich. Im Hintergrund ein kombiniertes Holz- und Mahdlager für die Zauneidechse
Foto: Hanns Strecker | Bauarbeiter ziehen lange Eidechsenzäune im Kreuzungsbereich. Im Hintergrund ein kombiniertes Holz- und Mahdlager für die Zauneidechse

Dafür wurden in einiger Entfernung zur Straße Holz- und Erdhaufen errichtet, in denen die Tierchen  Unterschlupf finden. Mehrere Tage waren bis zu sechs Arbeiter vor Ort. Die Areale werden nun zu verschiedenen Zeiten nach Eidechsen abgesucht. Diese werden eingesammelt und direkt in eine Schutzstelle gebracht, hieß es vor Ort. Natürlich nicht von "normalen" Arbeitern, sondern von Biologen, die eigens von der Baubehörde beauftragt werden.

Die Zauneidechse – links ein Weibchen, rechts ein Männchen – ist ein possierliches Tier, das den Behörden und Unternehmen viel Kopfschmerzen bereiten kann.
Foto: Ferdinand Heilgenthal ( Archivfoto) | Die Zauneidechse – links ein Weibchen, rechts ein Männchen – ist ein possierliches Tier, das den Behörden und Unternehmen viel Kopfschmerzen bereiten kann.

Dazu sagt Johanna Klein, Abteilungsleiterin Straßenbau im Staatlichen Bauamt: "Die Maßnahmen wurden mit der Naturschutzbehörde abgesprochen." Sollten die Biologen im Frühjahr noch Zauneidechsen auf dem Areal finden, können sie die Baufreigabe verweigern. "Und solange wir die Freigabe nicht haben, dürfen wir die Maßnahme nicht ausschreiben", erklärt Johanna Klein weiter. Heißt: keine Freigabe, kein Kreisel.

Dabei haben die Vorbereitungen für den Kreisverkehr laut Johanna Klein ansonsten gut geklappt: Der Grunderwerb ist problemlos abgelaufen. Bezüglich der Planungen habe es auch keine Einwendungen gegeben. Für den Lagerplatz der Baufirma ist eine Fläche im süd-östlichen Bereich der Kreuzung vorgesehen.

Hinsichtlich der Finanzierung hat es mit der Stadt Volkach auch eine Einigung gegeben. Für die Zufahrtsspur aus der Eichfelder Straße, die laut Messungen stark vom städtischen Verkehr beansprucht wird, ist die Stadt zuständig. Bürgermeister Heiko Bäuerlein spricht da von Kosten "von gut 200.000 Euro", zu denen er noch staatliche Zuschüsse erwartet.

Eigentlich wäre der Kreisel also in trockenen Tüchern - wenn es da nicht die Zauneidechse gäbe.

 
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  • Hans-Martin Hoffmann
    Das Leben der Zauneidechse

    wäre tatsächlich nicht in Gefahr, wenn nicht alle möglichen Menschen es für dringend notwendig halten würden, zu jeder Zeit jeden Ort mit möglichst hoher Geschwindigkeit erreichen zu müssen...

    Im Ernst: das Massenaussterben hat mit ca. 150 Arten/ Tag(!!) eine neue Rekordgeschwindigkeit erreicht (s. auch https://www.dw.com/de/kurz-vor-zw%C3%B6lf-menschengemachtes-massenaussterben-beginnt/a-60414366), und es setzt keinesfalls ein Umdenken ein, sondern es wird "weiter so!" gemacht nach dem Motto: "der kleine Kreisel wird es ja wohl nicht rausreißen". Das Blöde ist bloß, es ist ja nicht nur der eine kleine Kreisel, sondern allerorten werden solche Maßnahmen umgesetzt, egal was das für "die Natur" bedeutet. Das Blöde daran wiederum ist bloß, auch "der Mensch" ist Teil "der Natur", und es stellt sich die Frage, wann er mangels notwendiger Lebensgrundlagen selber auf die Aussterbe-Tagesordnung rückt. Aber Hauptsach' mit dem SUV bis dahin gefahren!

    Oder?
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  • Ulrike Geise
    Zauneidechsen gefährden Menschenleben? Welch ein Unsinn! Das europäische Artenschutzrecht gilt seit fast 30 Jahren und jeder Projektmanager sollte inzwischen verstanden haben, dass der Artenschutz bei Planungen genauso ernst zu nehmen ist wie eine Druckwasser- oder eine Glasfaserleitung. Artenschutz kann bei guter Planung in einem Jahr abgearbeitet werden und die Zeit ist bei jeder Planung drin, denn die dauern von der Idee bis zur Ausschreibung immer länger als ein Jahr. Ausserdem: Die Planungen, die wegen dem Artenschutzrecht nicht genehmigt worden sind, sind vermutlich an einer Hand abzuzählen. Der geplante Kreisverkehr ist völlig unproblematisch und daher gibt es auch jetzt schon Planungssicherheit, die Ausschreibungen ermöglichen sollte. Eigentlich sollte das jedem Kundigen klar sein.
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  • Andrea Rauch
    "Ein paar Zauneidechsen" sind Teil eines großen Ökosystems, ohne das sogar die Wirtschaft, aber vor allem wir Menschen nicht bestehen können. Daher achten auch die Ämter auf die Einhaltung des ArtenschutzGESETZES, sodass bei Baumaßnahmen die Tiere umgesiedelt werden, wenn schon ihr Lebensraum bebaut wird. Wir sind im Zeitplan für den Bau des Kreisels, das ist nur eine Panikmache! Die CSU, deren Fraktion der Autor angehört, hat sich die "Bewahrung der Schöpfung und natürlicher Lebensgrundlagen" in das Grundsatzprogramm geschrieben. Ist das am Ende nur eine Floskel? Ich löse: Ja.
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  • Ulrich Klüpfel
    In Deutschland werden pro Eidechse tausende von Euros ausgegeben. Und wir wundern uns, warum jede Maßnahme immer Jahre dauert und Millionen kostet. Würde man das gleiche Geld für unsere Kinder ausgeben, müssten diese nicht in maroden Schulen unterrichtet werden und auf kaputte Toiletten gehen.
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  • Hans-Martin Hoffmann
    Sie meinen bestimmt - @ Ulrich Klüpfel -

    für die Ausrottung der Eidechse, wenn man sich so das Fortschreiten der Bodenversiegelung anschaut (s. z. B. https://www.lfu.bayern.de/umweltkommunal/flaechenmanagement/bodenversiegelung/index.htm)?

    In einem gebe ich Ihnen aber Recht: Würde man das Geld, das für Wünsch-Dir-was-Straßenbau ausgegeben wird (z. B. autobahnähnlicher Ausbau der B 286 = 45 mio € für 4300 m; s. https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/45-millionen-euro-fuer-die-4300-meter-nach-schwebheim-art-10480984) in die Schulgebäude investieren, wäre die Lage auf den dortigen Toiletten sicher besser...
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  • Joachim Scheuring
    Jetzt holt die Stadt Volkach die Fehler der Vergangenheit ein, da der Bau von Kreisverkehren entlang der Ost-Halbumgehung beim Bau einer Umgehungsstraße mit inkludiert war oder zumindest mit 90% +x im Rahmen der Sonderbaulast gefördert worden wäre. Hier 200.000 €, dazu die Kosten für den Kreisverkehr bei Aldi und irgendwann auch für einen Kreisverkehr an der Kreuzung nach Dimbach. Von den Kosten in Millionenhöhe zur Sanierung der maroden Gaibacher Straße mit neuen Gas- und Wasserleitungen noch gar nicht zu sprechen. Und das schlimmste an der ganzen Sache ist das der massive Verkehr durch die Gaibacher Straße und Gaibach weiterrollt bis in einigen Jahren das Spiel von vorne losgeht. Nur zur Orientierung: Der Bau einer Umgehungsstraße mit Kreisverkehren und Lärmschutz im Osten von Volkach im Rahmen der Sonderbaulast hätte der Stadt im Jahr 2012 ca. 1,6 Mio. € gekostet. Aber da hatten ja einige Stadträte etwas dagegen, sodass die bereits beschlossene Maßnahme wieder auf Eis gelegt wurde.
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