Sein Vorgänger, Robert Scheller, hat seinem Nachfolger große Fußstapfen hinterlassen. Dennoch hat Markus Binzenhöfer eigene Ideen, auf die er als Leiter des Egbert-Gymnasiums Münsterschwarzach (EGM), an dem er selbst Schüler war, Wert legen möchte. Dies wird im Interview deutlich.
Frage: Sind Sie aufgeregt vor Ihrem "ersten Schultag" als Direktor?
Markus Binzenhöfer: Ja. Ich bin schon lange als Lehrer an der Schule, aber der erste Schultag als Direktor ist trotzdem noch einmal etwas Neues. Da werde ich den Fünftklässlern sagen: Ihr seid aufgeregt, und ich bin es auch.
Seit wann stand für Sie fest, dass Sie Direktor werden sollen?
Binzenhöfer: Der Abt hat Gott sei Dank frühzeitig gefragt, ob ich mir das vorstellen kann, damit ich auch Zeit zum Überlegen habe. Entschieden habe ich mich dann vor eineinhalb Jahren.
Sie waren selbst Schüler am EGM. Haben Sie dadurch eine besondere Bindung zu der Schule?
Binzenhöfer: Ja, ganz klar. Ich habe die Schule nicht nur als Schule erlebt, sondern wirklich als Lebensraum. Das war für mich in meiner Jugendzeit Anlaufstation für geistige Auseinandersetzung, aber auch für das Kreative. Ich war damals in der Schülerband und ich habe Theater gespielt. Ich weiß noch, als ich als Fünftklässler das erste Mal die Bühnentechnik entdeckt habe. Das war faszinierend und in dem Bereich habe ich mich dann auch engagiert. Für mich war das keine Stunde zu viel, die ich in der Schule war. Ich war oft über die Unterrichtszeit hinaus dort, habe hier auch das Orgelspielen gelernt.
Was ist das Besondere am EGM, warum wollten Sie gerade an dieser Schule Direktor werden?
Binzenhöfer: Ich habe mich als Lehrer schon gefreut, dass ich hierher kommen durfte, weil die Schule einfach über den Lehrstoff hinaus so viele Möglichkeiten bietet. Zudem hat die Schule den Schülern immer signalisiert: Wir freuen uns über gute Leistungen, die sind wichtig, aber wir freuen uns auch, wenn Menschen das, was in ihnen steckt, zur Entfaltung bringen. Schule heißt auch menschliches Miteinander. Das sieht man auch daran, dass Ehemalige gelegentlich wieder an die Schule zurückkommen und etwas auf die Beine stellen. Gerade hört man in der Aula Ehemalige, die für die Wiederaufführung eines Musicals proben.
Warum denken Sie, sind Sie besonders geeignet für die Stelle des Direktors?
Binzenhöfer: Es gibt ja keine Stellenbeschreibung für den Direktor, jede Person bringt ihre Fähigkeiten mit. Ich habe ein Bild davon, was die Schule ausmacht und auch davon, wie das Kloster, das die Schule prägt, denkt und funktioniert. Also kann ich sicherlich diesen Geist einbringen. Das ist mir bei der Gestaltung der Schule auch wichtig. Außerdem arbeite ich gerne mit Menschen und möchte in gemeinsamen Gesprächen zu guten Ergebnissen kommen. Das sind die Fähigkeiten, die ich besonders einbringen kann.
In welchem Stil werden Sie die Schule leiten?
Binzenhöfer: Der Teamgedanke ist mir sehr wichtig. Wir sind ja in der Schulleitung nicht nur ein Mann, sondern jetzt sogar vier. Ich habe die Schulleitung breiter aufgestellt, so dass im Team der Schulleitung einzelne Aufgabenfelder verteilt werden. Br. Jeremia (Schwachhöfer) kümmert sich als mein Stellvertreter um Schulorganisation, die Sanierung und die Verbindung zum Schulträger. Herbert Müller ist mit der Leitung des Tagesheims und der Schulentwicklung weiterhin in der Schulleitung. Neu kommt Martin Pohl in die Schulleitung. Er ist für die Projektkoordination zuständig, weil wir so viele Projekte und Zusatzaktivitäten anbieten. Es ist eine Vision von mir, dass sich dieser Kreis sogar noch erweitert um Lehrer, die in ihren Bereichen besonders fit sind.
Wir haben die Laudatio auf Ihren Vorgänger, Robert Scheller gehört. Was möchten Sie nach ihrer Amtszeit über sich hören?
Binzenhöfer: Das Wichtigste wäre mir, wenn Schüler und Mitarbeiter nachher sagen, dass es mir gelungen ist, das besondere Talent, das in jedem steckt, herausholen zu können. Pater Anselm Grün hat ein Buch geschrieben mit dem Titel "Menschen führen, leben wecken". Das ist auch mein Motto.
Welche Partnerschaften, Projekte oder Angebote der Schule werden Sie fördern?
Binzenhöfer: Wir haben bereits in den vergangenen beiden Jahren neue Akzente eingebracht. Seit dem Vorjahr hat jede fünfte Klasse Chor- und Theaterunterricht fest im Stundenplan. Ab der sechsten Klasse dürfen sie dann selbst wählen. Fördern möchte ich auch die benediktinische Unterrichtseinheit. In jedem Fach werden in einer ausgewählten Jahrgangsstufe etwa drei Stunden in Verbindung mit der Abtei unterrichtet. Der Wirtschaftslehrer verknüpft die Handelspolitik zum Beispiel mit dem fairen Handel der Abtei. Das soll im kommenden Schuljahr anlaufen. Zudem sind mir unsere Partnerschaften, beispielsweise mit Hanga in Afrika, wichtig. Schülerzeitung, Erasmus-Projekte und das Voltigieren werden es auf jeden Fall weiterhin geben.
Was wird die größte Herausforderung sein für Sie in den nächsten Jahren?
Binzenhöfer: Die Digitalisierung und die Sanierung der Schule, die noch über drei Jahre laufen wird, sind die größten, äußerlich wahrnehmbaren Aufgaben für mich. Auch wird es eine große Aufgabe sein, junge Lehrkräfte, die in den Kreis kommen, gut zu integrieren. Die Tendenz heute, sich ablenken zu lassen oder den bequemeren Weg zu gehen, ist sehr groß. Ich möchte erreichen, dass die Schüler ihr Talent erkennen und Lust bekommen, daraus etwas zu machen, auch wenn es Anstrengung kostet.
Wie wird sich die Schule durch den Neubau verändern?
Binzenhöfer: Wir bekommen räumliche Möglichkeiten, die wir vorher nicht hatten, allein die Naturwissenschaften erhalten einen eigenen Trakt für sich. Auch die Gebäudeteile werden neu geordnet, das heißt, es wird große Klassenzimmer mit Neuausstattung geben.
Die Digitalisierung ist in aller Munde, kommt durch den Neubau auch etwas davon am EGM an?
Binzenhöfer: Wir werden überall W-Lan haben. Das gibt uns die Möglichkeit, jedes Klassenzimmer mit digitaler Präsentationstechnik für die Lehrkräfte auszustatten. Über die passende Medienausstattung der Schüler denken wir derzeit nach. Dabei ist uns immer wichtig: Medien sind das Mittel, nicht der Endzweck.
Die Schüler kennen Sie als Musikliebhaber. Was hören Sie gerne in Ihrer Freizeit?
Binzenhöfer: Am Wochenende oder in den Ferien brauche ich die Oper, weil ich in einer guten Opernaufführung tatsächlich nur bei der Oper bin. Ich bin ein großer Wagner-Fan, das ist kein Geheimnis.
Kann die Schule in den nächsten Jahren wieder auf Musicals aus Ihrer Feder hoffen?
Binzenhöfer: Das wünsche ich mir. Im Moment betreue ich ein P-Seminar, bei dem ich Stücke beisteuern werde. Ich muss schauen, wie es zeitlich funktioniert. Aber ich habe es mir schon vorgenommen, weil ich diese kreative Beschäftigung brauche. Sie gibt mir eher Kraft, als dass sie mir welche nimmt.