Durch ihn wurde die Mainschleifen zu einem Quitten-Mekka: Marius Wittur, Erfinder des Astheimer Quittenlehrpfades, kümmert sich um die gelbe Frucht auf seinem Quittenhof in Untereisenheim. In diesen Tagen beginnt die Ernte. Wie war das Quittenjahr? Und welches spannende Projekt wartet noch im Oktober? Dazu die Freitags-Fragen.
Marius Wittur: Die Trockenperioden und Megaernten in den letzten Jahren haben den Gehölzen viel Überlebensenergie abverlangt, sodass sie sich heuer relativ gut wieder regenerieren konnten. Das hängt zum einen damit zusammen, dass es im Frühjahr nicht so trocken war wie in anderen Jahren, weniger Fruchtansatz gebildet wurde, die Hitzeperioden nicht so lang am Stück waren und das es tatsächlich im Sommer immer mal wieder an der Mainschleife geregnet hat. In diesem Jahr fielen die Spätfröste direkt in die Quittenblüte. Im Mai war also absehbar, dass es im Herbst nur eine sehr bescheidene Ernte geben wird.
Wittur: Jetzt am Wochenende werden die Quitten ihre physiologische Reife erreichen.
Wittur: Ich rechne in den letzten Jahren überhaupt nicht mehr in Mengeneinheiten. Das Schöne an den Erfahrungen in all den Jahren als Quittenbauer ist, dass man gelassener wird. Letztlich fällt nur noch ins Gewicht, dass die Qualität stimmen muss.
Wittur: Wir können in etwa von gut 1000 Quittenbäumen an der Mainschleife ausgehen. Zählt man dann noch die Biodiversität meiner Quitten- Arche mit, dann haben wir hier weit über 100 Quitten-Arten. Auch hier fällt bei der Quitte weniger die Zahl der Bäume ins Gewicht als vielmehr ihr Alter. Denn gerade junge Gehölze und mittelalte Kulturen unterliegen noch stark der Auslese, ob sie sich nämlich tatsächlich auch langfristig hier behaupten können. Deshalb ist es ja auch so beeindruckend am Quittenlehrpfad in Astheim zu sehen – den ich 2007 angelegt habe – wie dort um die hundertjährige Regionalsorten bereits so vielen Jahrzehnten mit einer atemberaubenden Vitalität getrotzt haben.
Wittur: Die Quitte kommt mit anhaltender Trockenheit relativ gut zurecht. Obwohl sie zu den Flachwurzelern zählt, vermag die Quitte auch mit einem geringen Wasserangebot noch gut auszukommen.
Wittur: Im Herbst, wenn die Quitten nach und nach das Duften anfangen, dürfen Sie mich so etwas nicht fragen, denn da frage ich mich, ob das, was ich mit den Quitten anstelle, überhaupt im Verhältnis zu dem steht, was die Quitten mit mir anstellen. Ich vermoste die quittengelben Zauberfrüchte zu Quittensaft, Wein, Secco und einer alkohlfreien Perlquitte und verkaufe auch Früchte in Bio Qualität an andere Verarbeiter. Aber was die Quitte mit mir macht, ist sicher viel aufregender: Ich liebe sie einfach!
Wittur: Einerseits mussten viele Führungen in Astheim am Lehrpfad abgesagt werden. Andererseits kontaktierten mich in den letzten Monaten viele ältere Quittenliebhaber, die mir gerade wegen der Pandemie sagen wollten, dass sie in ihrem Leben unbedingt nochmal den Quittenlehrpfad besuchen wollten.
Wittur: ...ja, Mitte Oktober wird im Haus der Quitte, das direkt in der Altstadt von Volkach liegt, eine Ausstellung zur "Kulturgeschichte der Quitte – vom Kaukasus bis nach Franken" eröffnet. Die Museumswissenschaftlerin Ulrike Pierl hat hier ein deutschlandweit einmaliges Kleinod für Quittenfans erschaffen und ich freue mich riesig darauf, dass das in der Flur verstreute Quittenmekka rund um die Mainschleife nun auch unter einem zentralen Dach für die Öffentlichkeit erlebbar gemacht werden kann.