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Kitzingen
Erdbeeren in der Krise, Probleme beim Spargel? Wie ein Experte auf die fränkische Obsternte blickt
Freitags-Fragen: Thomas Riehl erklärt, warum Franken und Obstanbau zusammengehören und wie es generell um die Beeren-Ernte in diesem Jahr steht.
Das Saisonende für Erdbeeren naht. Die Produzenten erlebten ein normales Jahr – Absatzprobleme wie beim Spargel gab es nicht.
Foto: Hauke-Christian Dittrich, dpa | Das Saisonende für Erdbeeren naht. Die Produzenten erlebten ein normales Jahr – Absatzprobleme wie beim Spargel gab es nicht.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:11 Uhr

Thomas Riehl ist Obstanbau-Berater beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg (AELF Kitzingen-Würzburg) sowie ehrenamtlicher Geschäftsführer der Fränkischen Obstbauern und hat den Kennerblick auf das fränkische Obst. Deshalb die Frage: Wie steht's dieses Jahr um die Obsternte?

Frage: Viele Spargelproduzenten sind enttäuscht, weil sie auf ihrer Waren sitzengeblieben sind – sehen Sie diese Gefahr auch bei den Obstbauern?

Thomas Riehl: Die aktuelle Situation betrifft natürlich auch den Obstbau. Die meisten Direktvermarkter berichten derzeit aber von einem normalen Absatz bei Erdbeeren und Kirschen.

Ein Blick auf die Erdbeerernte: Wie ist die Ernte allgemein? Wie viel wird angebaut? Wie lange dauert die Ernte nach? 

Riehl: Durch den sehr warmen Mai hat die diesjährige Erdbeerernte mehr als zwei Wochen früher als im Vorjahr begonnen. Die trockene und heiße Witterung hat zwar Probleme mit Krankheiten verhindert, allerdings ist die Abreife der Früchte zeitweise zu rasant erfolgt. In Bayern sind Erdbeeren, noch vor dem Apfel, die flächenmäßig bedeutendste Obstkultur. In Franken bauen 200 Betriebe auf 500 Hektar Erdbeeren an. Derzeit werden noch letzte Spätsorten geerntet, das Saisonende naht. 

Und wie sieht es mit den Preisen aus?

Riehl: Die Preise lagen während der Saison mit 3,50 bis 4 Euro pro Schale etwa auf Vorjahresniveau.

Thomas Riehl hat als Obstanbau-Berater den Kennerblick auf das fränkische Obst.
Foto: Claudia Kneifel | Thomas Riehl hat als Obstanbau-Berater den Kennerblick auf das fränkische Obst.
Das Ungewöhnlichste, was Sie jemals mit Erdbeeren gemacht haben?

Riehl: Dass ich erstaunlicherweise selbst einen Kuchen gebacken habe.

Welche Erdbeersorte würden Sie empfehlen?

Riehl: Im frühen Bereich Clery, im mittleren Reifezeitraum Sonata und als Spätsorte Malwina.

Wie viele Sorten gibt es?

Riehl: Erdbeersorten gibt es über tausend. Für den Anbau im Hausgarten und Erwerb sind aber in Deutschland auch bestimmt hundert verschiedene Sorten verfügbar.

Wie groß ist die Erdbeer-Anbaufläche, die unter Folientunnel liegen?

Riehl: Der Anbau in Folientunneln hat in den letzten Jahren stark zugenommen und dürfte zwischen zehn und fünfzehn Prozent der gesamten Anbaufläche betragen

Ein Blick auf die Kirschen: Wie ist die Ernte allgemein? Wie viel wird angebaut? Wie lange dauert die Ernte nach? 

Riehl: Die Kirschenernte hat in den ersten Junitagen begonnen. Derzeit werden die qualitativ besonders hochwertigen Spätsorten wie 'Kordia' und danach 'Regina' geerntet. Die Ernte wird bis Mitte Juli beendet sein. Die Trockenheit ist dieses Jahr wieder ein sehr großes Problem für die Obstbauern. Allerdings immer noch besser, als die Starkniederschläge während der Kirschenernte 2021, durch die im Vorjahr ein Großteil der Kirschen aufgrund von Platzen und Fäulnis überhaupt nicht geerntet werden konnte. Im Kirschen- und auch im Zwetschgenanbau ist Franken in Bayern ganz vorne. Mehr als 90 Prozent der Anbauflächen liegen hier.

Und wie sieht es mit den Preisen aus?

Riehl: Die Obstbauern benötigen natürlich wie jeder Unternehmer kostendeckende Preise. Mit Billigangeboten aus Ländern, in denen die Arbeitskräfte am Tag so viel verdienen wie bei uns in einer Stunde, kann man nicht konkurrieren.

Was wird sonst noch Anfang Juli geerntet?

Riehl: Im Moment sind die Beeren los. Also Hauptsaison haben jetzt Himbeeren, Heidelbeeren und Johannisbeeren. Auch hier gibt es ein großes regionales Angebot in Franken.

Was folgt dann noch – und wie sind die Aussichten?

Riehl: Im Verlauf des Juli startet dann auch schon die Zwetschgensaison, die bis September dauert. Danach beginnt die Apfel- und Birnenernte. Die Aussichten auf eine gute Ernte sind hier überall vorhanden. Wichtig wäre, dass jetzt mal ausreichend Nass von oben kommt.

Wie würden Sie das Obstjahr generell beschreiben?

Riehl: Zu wenig Regen, sehr warm. Ansonsten bisher zufriedenstellend.

Es ist also schon wieder zu trocken?

Riehl: Auf jeden Fall!

Wie viele Obstbauern gibt es noch in der Region, und wie ist hier die Entwicklung?

Riehl: Zahlenmäßig kann ich das gar nicht genau beantworten. Neben den Vollerwerbsbetrieben gibt es bei uns in Franken ja sehr viele Nebenerwerbsbetriebe. Nicht selten findet der Obstbau auch in Kombination mit Weinbau oder anderen landwirtschaftlichen Kulturen statt. Insbesondere bei kleineren Betrieben findet sich häufig kein Nachfolger, wenn der bisherige Bewirtschafter altersbedingt ausscheidet. Ein Trend, der leider in allen landwirtschaftlichen Fachsparten zu beobachten ist.

Und zum Schluss ein Werbeblock für das Obst . . .

Riehl: Regelmäßiger Obstverzehr ist gesund, kalorienarm und macht gute Laune. Nach dem Steak vom Grill gehört zum Nachtisch bei der Gartenparty auf jeden Fall ein leckeres Dessert mit Kirschen oder Beerenfrüchten. Einkaufsmöglichkeiten und Rezepte gibt es auf der Seite der Fränkischen Obstbauern unter https://fraenkische-obstbauern.de.

 
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