zurück
Kitzingen
Das müssen Erdbeer-Freunde über die diesjährige Ernte wissen
Freitags-Fragen: Wie sieht die Erdbeerernte in Unterfranken aus? Wie steht's um die Preise? Und was ist von Folientunneln zu halten? Fragen an den Fachberater Thomas Riehl.
Leckere Zeiten: Fränkische Erdbeeren gibt es derzeit für um die 3,50 Euro pro Schale.
Foto: Sebastian Kahnert, dpa | Leckere Zeiten: Fränkische Erdbeeren gibt es derzeit für um die 3,50 Euro pro Schale.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 13.02.2024 23:19 Uhr

Thomas Riehl ist Obstanbau-Berater beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen sowie ehrenamtlicher Geschäftsführer der Fränkischen Obstbauern und hat den Kennerblick auf das fränkische Obst. Deshalb die Frage: Wie steht's dieses Jahr um die Obsternte? 

Frage: Die Haupternte bei den Erdbeeren beginnt – was lässt sich über das aktuelle Erdbeer-Jahr sagen?

Thomas Riehl: Bedingt durch die sehr kühle Witterung im April und Mai startet die Freilandernte ungewöhnlich spät. Im Vergleich 2020 sind wir über zwei Wochen hinten dran. Im Gegensatz zur eher trockenen Frühjahrswitterung der vergangenen Jahre sind heuer während der Fruchtentwicklung der Erdbeeren ausreichend Niederschläge gefallen. Allerdings hatten die Obstbauern auch dieses Jahr wieder mit mehreren Spätfrösten zu kämpfen.

Thomas Riehl.
Foto: Riehl | Thomas Riehl.
Was lässt sich über die Preise sagen?

Riehl: Die dürften sich etwa auf dem Vorjahresniveau bewegen, etwa 3,50 Euro pro Schale.

Wie viele werden in Franken/Unterfranken angebaut?

Riehl: In Franken werden Erdbeeren auf etwa 500 Hektar angebaut. Davon entfallen 300 Hektar auf Unterfranken.

Was zeichnet die fränkische Erdbeere aus?

Riehl: Nur frische, vollausgereifte Früchte schmecken wirklich gut. Da die Transportwege zum Verbraucher kurz sind, können fränkische Erdbeeren im optimalen Reifezustand gepflückt werden. Neben den geschmacklichen Vorzügen sind natürlich auch die höheren Sozial- und Produktionsstandards regionaler Erdbeeren hervorzuheben.

Würden Sie bei einer Blindverkostung mit einer südeuropäischen Erdbeere die Fränkin erkennen?

Riehl: In Südeuropa werden andere Erdbeersorten als in Franken angebaut. Die Zuchtziele sind bei diesen Sorten in erster Linie Haltbarkeit bzw. Festigkeit. Häufig bleibt allerdings dann dabei die Komponente Aroma auf der Strecke. Erdbeeren sollte man mit allen Sinnen genießen. Ich denke schon, dass die Unterschiede auch mit verbundenen Augen zu erkennen wären.

Wie hoch ist der Anbau unter Folientunnel – und wie sieht hier generell die Entwicklung aus?

Riehl: Etwa zehn Prozent der deutschen Erdbeer-Anbaufläche erfolgt derzeit unter Folientunneln. Die Tendenz ist steigend.

Wie beurteilen Sie diese Anbaumethode?

Riehl: Der Verbraucher hat durch diese Anbauverfahren die Möglichkeit, regionale Erdbeeren bereits ab Ende April zu bekommen. Das ist der einzige Weg, der Importware aus Südeuropa und Nordafrika in diesem Zeitraum etwas entgegenzusetzen. Solche Abdeckungen schützen die Erdbeeren aber auch vor Spätfrost, Starkregen oder Hagel. Ereignisse, die im Rahmen des Klimawandels zunehmen. Bestimmte Krankheiten sind im Tunnel weniger problematisch. Dadurch können Pflanzenschutzmaßnahmen eingespart werden. Weiterhin bieten Folientunnel die Möglichkeit des gezielten Einsatzes von Nützlingen zur Schädlingsbekämpfung.

Wo kommt die Erdbeere eigentlich her und seit wann lebt sie bei uns?

Riehl: Die Erdbeere ist noch eine verhältnismäßig junge Frucht. Sie stammt auch nicht, wie man vielleicht vermuten könnte, von der heimischen Walderdbeere ab, sondern ist als zufällige Kreuzung aus zwei amerikanischen Wilderdbeersorten 1750 in Amsterdam entstanden. Der erwerbsmäßige Anbau von Erdbeeren in Deutschland begann erst um das Jahr 1840.

Ein Tipp für alle, die selber Erdbeeren anbauen?

Riehl: Erdbeeren mögen humusreiche, aber nicht zu schwere Böden. Frühestens nach vier bis fünf Jahren wieder Erdbeeren auf der gleichen Fläche anbauen.

Was wird sonst noch im Juni geerntet – und was ist da zu erwarten?

Riehl: Auch die Süßkirschenernte wird heuer mit deutlicher Verspätung beginnen. Frühsorten werden erst ab der zweiten Monatshälfte reifen. Ende Juni wird mit den ersten Himbeeren zu rechnen sein. Bedingt durch die kühle Frühjahrswitterung erwarten wir bei den Süßkirschen eine mengenmäßig durchschnittliche Ernte. Für die Zeit der Kirschenreife hoffen wir auf sonniges Wetter ohne Niederschläge. Dann dürften hier sehr gute Qualitäten zu erwarten sein.

Der Blick auf den Juli...

Riehl: Im Juli reifen dann neben Himbeeren auch Heidelbeeren, Brombeeren und andere Beerenobstarten. Auch Kirschen dürfte es den ganzen Monat über noch geben. Die ersten Zwetschgen erwarten wir dieses Jahr ab Mitte Juli.

Und noch der Blick auf das restliche Erntejahr....

Riehl: Die im Vergleich zum Vorjahr um rund zwei Wochen spätere Reife wird sich auch bei der Ernte von Äpfeln und Birnen fortsetzen, die etwa Mitte August beginnen und bis Ende Oktober andauern wird. Hier bleibt zu hoffen, dass wir im weiteren Saisonverlauf vor Unwetterereignissen wie Hagel verschont bleiben.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Kitzingen
Frank Weichhan
Anbau
Erdbeeren
Hagel
Kirschen
Landwirtschaft
Niederschlag
Starkregen
Zwetschgen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top