
Thomas Riehl ist Obstanbau-Berater beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen sowie ehrenamtlicher Geschäftsführer der Fränkischen Obstbauern und hat den Kennerblick auf das fränkische Obst. Deshalb die Frage: Wie steht's dieses Jahr um die Obsternte?
Thomas Riehl: Bedingt durch die sehr kühle Witterung im April und Mai startet die Freilandernte ungewöhnlich spät. Im Vergleich 2020 sind wir über zwei Wochen hinten dran. Im Gegensatz zur eher trockenen Frühjahrswitterung der vergangenen Jahre sind heuer während der Fruchtentwicklung der Erdbeeren ausreichend Niederschläge gefallen. Allerdings hatten die Obstbauern auch dieses Jahr wieder mit mehreren Spätfrösten zu kämpfen.

Riehl: Die dürften sich etwa auf dem Vorjahresniveau bewegen, etwa 3,50 Euro pro Schale.
Riehl: In Franken werden Erdbeeren auf etwa 500 Hektar angebaut. Davon entfallen 300 Hektar auf Unterfranken.
Riehl: Nur frische, vollausgereifte Früchte schmecken wirklich gut. Da die Transportwege zum Verbraucher kurz sind, können fränkische Erdbeeren im optimalen Reifezustand gepflückt werden. Neben den geschmacklichen Vorzügen sind natürlich auch die höheren Sozial- und Produktionsstandards regionaler Erdbeeren hervorzuheben.
Riehl: In Südeuropa werden andere Erdbeersorten als in Franken angebaut. Die Zuchtziele sind bei diesen Sorten in erster Linie Haltbarkeit bzw. Festigkeit. Häufig bleibt allerdings dann dabei die Komponente Aroma auf der Strecke. Erdbeeren sollte man mit allen Sinnen genießen. Ich denke schon, dass die Unterschiede auch mit verbundenen Augen zu erkennen wären.
Riehl: Etwa zehn Prozent der deutschen Erdbeer-Anbaufläche erfolgt derzeit unter Folientunneln. Die Tendenz ist steigend.
Riehl: Der Verbraucher hat durch diese Anbauverfahren die Möglichkeit, regionale Erdbeeren bereits ab Ende April zu bekommen. Das ist der einzige Weg, der Importware aus Südeuropa und Nordafrika in diesem Zeitraum etwas entgegenzusetzen. Solche Abdeckungen schützen die Erdbeeren aber auch vor Spätfrost, Starkregen oder Hagel. Ereignisse, die im Rahmen des Klimawandels zunehmen. Bestimmte Krankheiten sind im Tunnel weniger problematisch. Dadurch können Pflanzenschutzmaßnahmen eingespart werden. Weiterhin bieten Folientunnel die Möglichkeit des gezielten Einsatzes von Nützlingen zur Schädlingsbekämpfung.
Riehl: Die Erdbeere ist noch eine verhältnismäßig junge Frucht. Sie stammt auch nicht, wie man vielleicht vermuten könnte, von der heimischen Walderdbeere ab, sondern ist als zufällige Kreuzung aus zwei amerikanischen Wilderdbeersorten 1750 in Amsterdam entstanden. Der erwerbsmäßige Anbau von Erdbeeren in Deutschland begann erst um das Jahr 1840.
Riehl: Erdbeeren mögen humusreiche, aber nicht zu schwere Böden. Frühestens nach vier bis fünf Jahren wieder Erdbeeren auf der gleichen Fläche anbauen.
Riehl: Auch die Süßkirschenernte wird heuer mit deutlicher Verspätung beginnen. Frühsorten werden erst ab der zweiten Monatshälfte reifen. Ende Juni wird mit den ersten Himbeeren zu rechnen sein. Bedingt durch die kühle Frühjahrswitterung erwarten wir bei den Süßkirschen eine mengenmäßig durchschnittliche Ernte. Für die Zeit der Kirschenreife hoffen wir auf sonniges Wetter ohne Niederschläge. Dann dürften hier sehr gute Qualitäten zu erwarten sein.
Riehl: Im Juli reifen dann neben Himbeeren auch Heidelbeeren, Brombeeren und andere Beerenobstarten. Auch Kirschen dürfte es den ganzen Monat über noch geben. Die ersten Zwetschgen erwarten wir dieses Jahr ab Mitte Juli.
Riehl: Die im Vergleich zum Vorjahr um rund zwei Wochen spätere Reife wird sich auch bei der Ernte von Äpfeln und Birnen fortsetzen, die etwa Mitte August beginnen und bis Ende Oktober andauern wird. Hier bleibt zu hoffen, dass wir im weiteren Saisonverlauf vor Unwetterereignissen wie Hagel verschont bleiben.