
Es sind Schlagzeilen, die momentan die Runde machen. Erdbeerproduzenten mancher Bundesländer können ihre Ernte nicht absetzen und sehen sich sogar gezwungen, die Felder umzupflügen. "Wir ernten", betonen dagegenJochen Müller (Obsthof Müller Modlos) und Claus Schmitt (Schmitt´s Obstgarten Reichenbach). Gepflügt werde erst, wenn die Saison fertig ist, sagt Schmitt, der auch Vorsitzender der unterfränkischen Obstanbauer ist. Sie hoffen trotz aller Schlagzeilen auf eine gute Ernte .
Die Erdbeerernte läuft in der Region gerade an. Man ist zuversichtlich, dass der langjährige Kundenstamm die lokal produzierten Früchte schätzt und den Höfen treu bleibt. Die Probleme jedoch, die die Produzenten anderswo zu diesen drastischen Schritten treibt, sind auch in der Rhön nicht ganz fremd. Denn insgesamt gibt es auf dem Erdbeermarkt ein Angebot, das die Nachfrage übersteigt, erklärt Claus Schmitt.
Der Modloser Erdbeerproduzent Jochen Müller zeigt sich optimistisch. "Wir sind sehr gut gestartet". Die Beeren stehen gut da. Gerade gebe es noch keine Absatzschwierigkeiten. Jochen Müller hat den Eindruck: "Die Leute gehen zufrieden nach Hause". Aber man beobachte die Situation.
Das Preisgefüge liege auf dem des Vorjahres. Da man aber einen Großteil der Früchte über das Selbstpflücken absetze, sei dies derzeit zu verkraften, erklärt Müller. Denn dadurch werden Lohn- und Verpackungskosten auf einem niedrigeren Niveau gehalten. Die Erdbeeren des Hofes werden zu einem Teil auch von Saisonkräften gepflückt, direkt vermarktet oder über langjährige regionale Partner vertrieben; dieser Handel bewähre sich. Die Saison geht bis zu zehn Wochen. Dank früher, mittlerer und später Sorten ist es mittlerweile möglich, die Erntezeit deutlich zu verlängern.
Claus Schmitt ist ebenso zuversichtlich. Er rechnet mit einem normalen Verlauf. Weil die Erdbeerzeit in Reichenbach aber gerade erst startet, wagt er noch keine genaue Prognose. Als grundsätzliches Problem sieht er, dass bundesweit - ähnlich wie beim Spargel - mehr Angebot als Nachfrage vorhanden sei. Außerdem hat er den Eindruck, dass die Leute nicht mehr so viel Geld zur Verfügung haben und sich mitunter das Besondere nicht mehr gönnen. Claus Schmitt und Jochen Müller vertrauen aber darauf, dass die lokalen Erdbeeren bei den Landkreisbürgern weiterhin wegen ihrer Qualität gerne gekauft und gepflückt werden. Die Regionalität in Verbindung mit der Direktvermarktung oder dem Selbstpflücken hat sich bislang für die zwei Erdbeerproduzenten bewährt. Zur Regionalität gehört, dass die Leute das Gesicht kennen, von dem sie ihre Produkte beziehen, meint Claus Schmitt.
Mit den Preisen der Importware können die heimischen Erdbeer-Produzenten nicht konkurrieren. Dieser Preisdruck trifft aber nach Einschätzung der lokalen Erdbeerbauern vor allem die deutschen Erdbeerproduzenten, die ihre Früchte ausschließlich über die Lebensmittelketten vertreiben. Es gibt Gegenden in Deutschland, wo nur für den Lebensmittelhandel angebaut werde. Dazu gehören die beiden Betriebe aus dem Landkreis nicht.
Trotzdem gehen Entwicklungen an den lokalen Anbauern nicht unbemerkt vorbei. Die Gründe dafür seien ausgesprochen komplex, meint Schmitt. Ein Punkt seien neben den bereits Genannten Punkten Vorgaben von politischer Seite, die Betriebe zu teilweise hohen Investitionen zwingt, um sie erfüllen zu können. Das führt zu einem zusätzlichen Druck, dem die Betriebe standhalten müssen.