
Nur noch kalt in der Firma duschen, ungeheizte Büro- und Verkaufsräume: So sollen einzelne Unternehmen in der aktuellen Energiekrise versuchen, Heizkosten zu sparen. Die enorm gestiegenen Gas- und Stromkosten belasten auch Firmen in der Region massiv. Aber solch drastische Maßnahmen konnte hier niemand bestätigen. Gespart wird, wo es möglich ist. Zum Beispiel bei Franken Guss.
Rot und orange glüht das Metall auf. Es ist klar: Hier wird viel Energie eingesetzt. Josef Ramthun, Geschäftsführer der Gießerei, achtet noch mehr als früher darauf, dass gespart wird. Die Firma ist Zulieferer der Automobilindustrie, für E-Mobilität sogar Alleinlieferant.

Benötigt wird bei Franken Guss Koks zum Schmelzen des Metalls, Gas für die Heizung und das Verflüssigen von Aluminium, außerdem Strom unter anderem für Licht – angesichts der Branche und der großen Betriebsfläche nicht zu knapp. 100 Gigawattstunden für Koks und noch einmal jeweils 50 Gigawattstunden für Gas und Strom verbraucht das Unternehmen im Jahr. Obwohl Koks nicht von Lieferproblemen wie bei russischem Gas betroffen ist, hat sich laut Ramthun der Preis ebenso wie bei Strom verdreifacht. Allein der gestiegene Strompreis werde das Jahresergebnis in Kitzingen um rund fünf Millionen Euro drücken. Er hofft dennoch auf ein leicht positives Ergebnis. Auf Dauer gehe das auf keinen Fall. "Damit ist man nicht mehr über Wasser", sagt er.
Energie zu sparen ist für Ramthun nichts Neues. Jedes Jahr habe man mit neuen Projekten versucht, Kosten und CO2-Ausstoß zu senken. So seien die Schmelzaggregate umgebaut worden, wodurch viel weniger Koks verbraucht werde. Die Beleuchtung wurde auf LED umgestellt. Derzeit werde daran gearbeitet, die Abwärme der Druckluft-Kompressoren, mit denen Maschinen bewegt werden, noch effektiver zu nutzen. Ein alter Erdöl-Tank wurde wieder gefüllt – für Notfälle. Solarpaneele auf die riesigen Dachflächen zu setzen geht nicht. Das gebe die Statik der historischen Gebäude nicht her.
Ramthun freut sich über die warme Witterung. Erst seit gut vier Wochen muss geheizt werden. Die Temperatur ist auf 19 Grad Celsius limitiert worden: in Sozialbereichen und Verwaltungsgebäuden, auch in Ramthuns Büro. "Da zieht man eben mal eine dickere Jacke an", sagt er und lächelt. Bei der Belegschaft gebe es "großes Verständnis" dafür.

Auch in anderen Firmen wird es kühler. Im Globus-Baumarkt ist laut Presseabteilung die Raumtemperatur "minimal" gesenkt und die Beleuchtung reduziert worden, so dass "eine angenehme Einkaufsatmosphäre" erhalten bleibe. Bei Kaufland in Kitzingen wird ebenfalls die Temperatur gesenkt – um wie viel, dazu gab es auch von dieser Pressestelle keine Auskunft. Kühlschränke beispielsweise seien in Filialen wie in Kitzingen mit Türen und Glasschiebedeckeln ausgestattet worden, um Energieverlust zu begrenzen.
Bei der Firma Fehrer, ebenfalls Zulieferer der Automobilindustrie, werden die Heizungen "nachts und am Wochenende auf ein Niveau heruntergeregelt, das ein Einfrieren des Systems ausschließt", wie das Unternehmen mitteilt. Die Firma Leoni benötigt Gas vor allem für Heizung und Warmwasser. In Kitzingen planen Ingenieurinnen und Ingenieure die nächste Generation von Bordnetzen für die Automobilindustrie. Die Gaspreise habe man auf dem Schirm, teilt Pressesprecher Gregor le Claire mit. Und: Man stelle regelmäßig alles auf den Prüfstand.

Bei Franken Guss wird aktuell die Fertigung "komprimiert": durch "Blockstillstände" der gesamten Firma für eine Schicht oder tageweise. Reservepfannen zum Transport des flüssigen Materials werden nicht mehr "unter Feuer" gehalten. Lieber wird eine Verzögerung riskiert. Immerhin sei der Gasverbrauch im Vergleich zu 2021 um 25 Prozent gesenkt worden. Ramthun ist sich jedoch sicher: Was er tun kann, reicht nicht. "Wir brauchen eine funktionierende Gaspreisbremse", sagt er. "Es geht um den gesamten Mittelstand in Deutschland." Die gestiegenen Kosten an die Kunden weiterzugeben ist nicht so einfach. Derzeit stehe man in Verhandlungen mit Kunden, bestätigt zum Beispiel Ursula Theiss von der Firma Fehrer.
Denn eines ist klar: solche Preise hält keine Firma lange aus, und im Zweifelsfall ziehen sie dorthin, wo die Energie günstig ist. Wie die Türkei vielleicht.