So manche Autorin, mancher Autor wartet jahrelang im stillen Kämmerlein darauf, dass ein großer Verlag anklopft, sie oder ihn entdeckt und auf die Bestsellerlisten dieser Welt katapultiert. Bei Corinna Berz ist das anders. Die Jung-Autorin aus Volkach nimmt ihr Glück selbst in die Hand und publiziert einen Fantasy-Roman komplett in Eigenregie – und das nun schon zum zweiten Mal.
Seit Veröffentlichung ihres Debüt-Romans "Mythalia – Zwischen zwei Welten" Ende 2021 hat Corinna Berz so einiges erlebt: Buchmessen, Online-Lesungen und Treffen mit anderen Autoren und Fans aus der Fantasy-Szene. Was klingt wie eine vom Verlag organisierte PR-Reise, hat die 29-jährige Autorin alles selbst gemanagt. Denn die gelernte Medienkauffrau kennt die Verlagsbranche von Berufs wegen und hat sich ganz bewusst für das Prinzip des Selfpublishing, zu Deutsch Selbstveröffentlichung, entschieden. Sie übernimmt Lektorat, Buchsatz, Verleger- und Druckereisuche sowie die Vermarktung auch bei ihrem zweiten Roman wieder selbst.
Im zweiten Band leiden die Figuren mehr und haben mehr Gefühle
In "Mythalia – Im Auge des Sturms" spinnen sich die Handlungsstränge wieder um die beiden Protagonistinnen Linnea und Marion. Nachdem die fahrende Musikantin Linnea am Ende des ersten Bandes von einer Drachenklaue schwer verwundet worden ist, sind die Ghule, gefährliche Gestaltwandler in Mythalia und Linnea feindlich gesinnt, auf Rache aus. Die Dirne Marion hat ihren Geliebten ermordet, dessen Andenken sie nicht loslässt. In ihrer Zerrissenheit bemerkt sie nicht, wie sie sich selbst verliert und denjenigen von sich stößt, der sie aus tiefstem Herzen liebt.
Der zweite Band der Mythalia-Reihe ist heftiger, leidenschaftlicher – und auch etwas blutiger als Berz' Debüt-Roman. "Meine Charaktere leiden sehr viel mehr, aber sie haben auch sehr viel mehr Gefühle: Es ist von allem ein bisschen mehr", erzählt die Autorin.
Was auffällt, ist Berz' besondere Liebe zum Detail: Wer beim Lesen den Überblick über die vielen verschiedenen Namen und Schauplätze verliert, findet den roten Faden meist schnell in den präzisen Beschreibungen und Skizzierungen wieder. Das schätzen auch die Fans der Jung-Autorin, die sich über jedes Feedback freut. "Beim Lesen der Online-Rezensionen bekomme ich immer das Gefühl: Hey, da ist jemand, der hat wirklich mein Buch gelesen. Das ist einfach toll, da bin ich happy."
Mit dem bisherigen Erfolg der "Mythalia"-Reihe ist Corinna Berz mehr als zufrieden. Etwa 260 Online- und Print-Exemplare hat sie bisher von Band 1 verkauft. "Man erwartet ja nicht, dass man direkt Bestseller wird, sondern muss sich erst mal eine Community aufbauen." Und genau diese Community ist Berz' wichtigstes Marketing-Instrument. Auf der Social-Media-Plattform Instagram ist die Autorin überwiegend unterwegs, um ihre Bücher zu bewerben. Andere Autoren und Influencer helfen gerne beim Verbreiten und Empfehlen.
Überhaupt hat man das Gefühl, dass die Fantasy-Gemeinde eine ganz besondere ist. So hat Berz in Berlin eine Autorenfreundin gefunden, mit der sie fast täglich WhatsApp-Nachrichten und Gedanken zu ihren Büchern tauscht. Auch dass Band 1 der Mythalia-Reihe nun als Hörbuch produziert wird, hat sie letztlich dem Internet zu verdanken. Eine Hobby-Hörbuchproduzentin wurde auf die junge Autorin aufmerksam und bot an, das Buch einzusprechen.
Das große Geld verdient Berz mit ihren Büchern bisher nicht. Die Erlöse aus den Verkäufen investiert sie in Werbung, oder sie deckt damit die Kosten für das Coverdesign. "Schreiben", sagt sie, "bleibt mein Hobby – wenn auch ein teures."
Wer im Selfpublishing-Modus veröffentlicht, hat alle Fäden selbst in der Hand. Er trägt jedoch auch die volle Verantwortung. Ihr Zeitmanagement, so sagt Corinna Berz, habe sich mit Band 2 verbessert. Den Erscheinungstermin sollte man immer so ansetzen, dass genügend Puffer für Unvorhergesehenes bleibt. Und auch die persönliche Schreibpraxis musste nach Veröffentlichung des ersten Bandes professioneller werden. ",Zwischen den Welten‘ habe ich geschrieben, wenn ich Bock dazu hatte. Mit dem zweiten Buch konnte ich mir nicht so viel Zeit lassen – ich musste ja nachschieben."
Aber was ist, wenn der kreative Prozess ins Stocken gerät? "Schreibblockaden darf man nicht verdrängen. Ich denke ja auch in meiner Freizeit dauernd über meine Geschichten nach und dann lösen die sich meist von ganz allein – am besten beim Zähneputzen."
Routinen haben ihr geholfen: schon morgens vor der Arbeit schreiben und auch abends, wenn andere auf der Couch liegen und fernsehen. Und auch eine Handlung stringent zu erzählen will gelernt sein. Während sie anfangs oft einfach drauf losgeschrieben habe, baut sie sich jetzt ein Gerüst mit Handlungssträngen und Ereignissen, an dem sie sich entlanghangelt. Da scheint die Frage nach einem dritten Mythalia-Roman fast hinfällig zu sein. Band 3 ist bereits in Arbeit und soll Mitte 2024 erscheinen.
Erst wenn ein Buch bestellt ist, wird es auch gedruckt
Wer Lust bekommen auf die Mythalia-Bücher bekommen hat, kann die Printausgabe überall, wo es Bücher gibt, bestellen, muss sich aber auf eine Wartezeit von etwa einer Woche einstellen. Print-on-demand heißt das Prinzip, bei dem erst nach Bestellung gedruckt wird. Schneller und einfacher geht es mit einem digitalen eBook, erhältlich zum Beispiel beim bekannten Online-Riesen. "Auch wenn das so eine Glaubensfrage ist – um Amazon kommt man meistens nicht herum, wenn man sein Online-Ranking verbessern will", sagt Corinna Berz.
Und wenn nun doch ein großer Verlag an ihrem stillen Kämmerlein anklopfen und ihr die Bestsellerlisten dieser Welt versprechen würde? "Mythalia ist mein Baby – das würde ich wohl nicht mehr hergeben. Aber ich habe ja noch andere Ideen und Geschichten in der Schublade, die genügend Stoff für große Romane bieten."