Für junge Menschen ist Corona oft ganz weit weg. Das trifft eher die älteren, gesundheitlich angeschlagenen, so dachte auch unser Gesprächspartner, der anonym bleiben will. Dass es ihn als jungen, kerngesunden Mann mit gerade einmal 26 Jahren erwischen könnte, daran verschwendete er kaum einen Gedanken.
"Ich hatte null Berührung damit in meinem Umfeld. In meinem Bekanntenkreis hatte ich im Frühjahr mal von zwei Leuten gehört, die es hatten. Ich kannte es höchstens aus dem Fernsehen." Bis ihn der Covid-19-Virus tatsächlich erwischte. Und nicht nur bei ihm, als Folge auch bei seiner Freundin, sowie bei Familienangehörigen, schlug das Virus ein.
Völlig unterschiedlich seien hier die Verläufe ausgefallen. "Da war von gar keinen Symptomen, bis hin zur Intensivstation alles dabei", blickt er gut drei Wochen später zurück. Hinter ihm und der Familie liegen drei Wochen, in denen ziemlich alles auf den Kopf gestellt wurde, Tage zwischen Hoffen, aber auch Bangen.
Zustand verschlechterte sich
So richtig begann alles an einem Sonntag Mitte Oktober, als der junge Mann aus Wiesentheid (Lkr. Kitzingen) morgens mit Kopf- und Gliederschmerzen aufwachte. "Ich hatte das Gefühl, dass sich eine Grippe anbahnt. Ich überlegte noch, ob ich Fußball spiele, hab das aber dann Gott sei Dank abgesagt", schildert er. Tagsüber verschlechterte sich der Zustand, in der nächsten Nacht kam Fieber hinzu. Das kannte er so nicht, bis dato sei er pumperlgesund gewesen, kaum mal länger als einen Tag krank wegen einer Erkältung.
Montagmorgen folgte der Besuch beim Hausarzt, Untersuchung, es könnte vielleicht mehr als eine Grippe sein. Der 26-Jährige wurde, wie auch seine Freundin, die mittlerweile ähnliche Anzeichen spürte, auf Corona getestet. Das letztlich positive Testergebnis sollte drei Tage später eintreffen.
Vorsorglich in Quarantäne
Der Arzt hatte beiden vorsorglich zur Quarantäne geraten. Dem folgten sie, etwas anderes hätte eh keinen Sinn gemacht. "Mir ging es miserabel, ich hatte um die 40 Grad Fieber. Jede Bewegung fiel schwer", so der 26-Jährige. Bei der Freundin habe sich derselbe Verlauf eingestellt, nur jeweils um einen halben Tag verspätet.
Der Alltag veränderte sich von da an völlig. Etwa 16 Stunden am Tag schlafen, oder dösen, selten ein Gang auf den Balkon, weil sogar das unglaublich anstrengte. Regelmäßig lüften stand zudem noch an. Sonst sei da nicht viel möglich gewesen. "Lesen ging die erste Woche gar nicht, auch Fernsehen kaum. Ich hatte brutale Kopfschmerzen und keine Konzentrationsfähigkeit", erzählt er. Dabei blieb es nicht. Nach drei Tagen hatte sich der Geschmacks- und Geruchssinn verabschiedet.
Dass er gemeinsam mit der Freundin in Quarantäne steckte, habe manches erleichtert. "Jeder hatte mal ein Hoch, gefolgt von mehreren Tiefs, wir konnten uns gegenseitig etwas helfen. Ging es dem einen etwas besser, kochte der mal Tee", berichtet es der Wiesentheider. Bis dato konnten beide über die Familie versorgt werden, die Lebensmittel vor die Wohnung stellte.
Sofort Hilfe angeboten
Dieser Service war mit dem positiven Testergebnis der beiden dann auch vorbei, denn von nun an mussten Familie und der engste Freundeskreis in Isolation. Es lief das bekannte Szenario an, die Kontakte wurden zurück verfolgt.
Zum Glück konnte sich der 26-Jährige auf seinen Freundeskreis verlassen. "Das war schon klasse. Auch flüchtige Bekannte haben sich gemeldet und Hilfe angeboten, zum Beispiel zum Einkaufen", schaut er zurück. Dazu tat der Lieferservice vom Supermarkt seinen Dienst auch mal außerhalb der eigentlichen Zeiten.
Bei den Betroffenen wuchs die Unsicherheit, das Fieber ließ einfach nicht nach, die Gedanken begannen zu kreisen: "Wenn du den fünften Tag in Folge 40 Fieber hast, dann überlegst du schon. Soll ich vielleicht doch den Krankenwagen rufen, oder nicht?" Ärztliche Hilfe rief er an Tag sechs doch, als beim Husten auch noch Blut mit herauskam. Recht schnell sei der Bereitschaftsdienst bei ihm gewesen und half.
Treppensteigen: komplett fertig
Aufwärts ging es erst ab dem achten Tag, als das Fieber sank und die Schmerzen nachließen. Fernsehen, oder Lesen, wurde für eine kurze Zeit möglich. An Tag neun folgte der erste Gang ins Freie, eine Runde laufen im Garten, das war's auch schon. "Nach fünf Minuten war ich wieder in der Wohnung, ich war komplett fertig." Schon die Treppe habe gereicht.
Tag für Tag besserte sich schließlich der Zustand, langsam.
In der ganzen Zeit blieb die Sorge um die Angehörigen, von der Oma bis zum Kleinkind, dass sich jemand bei ihm angesteckt habe, den es vielleicht noch schlimmer erwischt. "Da macht man sich schon seine Gedanken." Woher er das Virus letztlich habe? Jedenfalls nicht von einer Feier, das wisse er. Auch am Arbeitsplatz habe man versucht, die Hygieneregeln einzuhalten. Trotzdem fing er sich die Viren irgendwie.
Drei Wochen später
Drei Wochen nach dem Ausbruch blickt der junge Wiesentheider auf seinen momentanen Zustand. Geschmack und Geruch seien wieder zurück, aber noch nicht völlig. Ähnlich ergehe es ihm beim Atmen. Beim Spaziergang brauche er nach einem Kilometer eine Pause. "Das fühlt sich eher an, als wäre ich 76, und nicht 26 Jahre alt", beschreibt er.
Woran er es extrem merke, sei die Konzentration. Etwa nach einer Stunde lasse diese deutlich nach, nicht so wie zuvor. Der 26jährige schaut positiv nach vorne. Eine Ungewissheit sei zwar da, Angst vor Spätfolgen habe er jedoch nicht. "Ich weiß nicht, wie lange ich warten muss, bis ich wieder der alte bin."
Früher hatte ich mal mit Mitte 20 einen schweren Verlauf von Pfeifferschem Drüsenfieber: Drei Wochen Fieber und grippe-ähnliches Krankheitsbild, danach noch viele Wochen lang chronisch schlapp. Erst nach einem halben Jahr wieder richtig fit. Ob die Mainpost damals meine Krankheitsgeschichte gebracht hätte ? Ich glaube kaum, denn damals waren die Zeiten noch normaler, ohne dass gleich Panik geschürt wurde.
Ja, Corona ist eine ernstzunehmende Krankheit mit im Einzelfall schweren Verläufen. Und nein, es ist keine Pest, Cholera oder Ebola.
Ich finde es daher sehr unsachlich, wie manche Hyänenartig über "Steve67" herfallen, nur weil der die richtigen Fragen und Einwände bringt.
Leider haben sich die Zeiten geändert
Und genau das wollte ich mit meiner Antwort zum Ausdruck bringen
Jo, so beginnen Artikel die man mit Interesse liest und sich gut verkaufen lassen. (Und auch solche Berichte gibt es)
Um einschätzen zu können wie gefährlich oder ungefährlich Corona ist, taugt ein Bericht über einen einzelnen Fall eh nie. Egal welches Alter, Verlauf oder sonstiges es im jeweiligen Beispiel geht. Dazu sollte mann dann auf die Gesamtzahlen und Statistiken schauen. Und dies nicht nur in Deutschland, sondern Weltweit. Gerne im Vergleich zu Schweden, die zuerst mit sehr wenig Maßnahmen reagiert haben, um eine Vorstellung zu bekommen, wie es in Deutschland ohne Maßnahmen aussehen könnte.
Ich habe zudem das Gefühl, das man Ihnen bei anderen Vorkomnissen gar nicht genügend über einzelne Fälle berichten kann und Sie dort, darüber die Gefährlichkeit herzuleiten versuchen.
Oder täusche ich mich?
Haben Sie registriert, dass es bereits erste Kliniken gibt, die Engpässe auf ihren Intensivstationen haben?
Also erzählen Sie nichts von "bedauerlichen Einzelfällen" - weil das einfach so nicht stimmt!
Und zu Ihrem Beispiel mit Ihrem Drüsenfieber - da weiß man, dass es ansteckend ist - und man weiß, dass es ausbricht! Wer sich ansteckt, wird krank - liegt im Bett - und kann damit schon andere gar nicht mehr anstecken.
Das ist bei Corona eben leider anders - wer sich ansteckt, wird nicht immer krank - aber er kann IMMER andere anstecken (und dann eben auch Leute erwischen, die dann einen schweren Verlauf haben)!
Leider ist das mittlerweile ab und zu nötig, damit auch der letzte Depp versteht, daß so eine Infektion kein Pappenstiel ist und das es jeden, jederzeit treffen kann.