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Kitzingen
E-Bikes im Landkreis Kitzingen: Sind Pedelecs gefährlich oder doch nur Fahrräder?
Gerade im Sommer zieht es viele an den Mainradweg. Immer öfter sind auch E-Bikes zu sehen. Was Sie zum Umgang mit den Elektro-Fahrrädern wissen müssen.
Plötzlich geht das Fahrrad-Fahren viel schneller: E-Bikes helfen dabei, zügig voran zu kommen. Das müssen die Fahrerinnen und Fahrer allerdings auch kontrollieren können. 
Foto: Silvia Gralla | Plötzlich geht das Fahrrad-Fahren viel schneller: E-Bikes helfen dabei, zügig voran zu kommen. Das müssen die Fahrerinnen und Fahrer allerdings auch kontrollieren können. 
Tabea Goppelt
 |  aktualisiert: 10.02.2024 13:46 Uhr

Auf dem Mainradweg sind sie anzutreffen, teils in kleinen Gruppen. Auch in der Stadt gibt es immer mehr Exemplare zu sehen: Die E-Bikes boomen – und der Boom hält an. Was bedeutet das für den Landkreis Kitzingen mit seinen beliebten Radtouren, die regelmäßig zahlreiche Touristen anziehen? Führt das zu mehr Unfällen? Und gibt es vielleicht sogar Gefahren beim E-Bike-Fahren? Harald Hufnagel, Sachbearbeiter Verkehr bei der Polizeiinspektion Kitzingen und Werner Rensinghoff, Vorsitzender des ADFC Kreisverbands Kitzingen, klären auf und geben Tipps für den richtigen Umgang mit dem E-Bike.

Gleich vorweg: E-Bike ist nicht gleich E-Bike. In diesem Artikel geht es um sogenannte Pedelecs, also Fahrräder mit Tretunterstützung bis 25 km/h.

Der Radweg entlang des Mains ist auch im Landkreis Kitzingen beliebt. Harald Hufnagel von der Polizei Kitzingen findet, dass E-Bike-Fahrer dort gut auf den Verkehr achten. 
Foto: Holger Leue | Der Radweg entlang des Mains ist auch im Landkreis Kitzingen beliebt. Harald Hufnagel von der Polizei Kitzingen findet, dass E-Bike-Fahrer dort gut auf den Verkehr achten. 

Was sind die Gefahren beim E-Bike-Fahren?

"Man muss die Pedelecs auch beherrschen" – das sagen die beiden befragten Experten gleich mehrmals. Die Räder seien schwerer und man könne schneller fahren, sagt Rensinghoff. "Jetzt fahre ich ohne Motorunterstützung meine 15 bis 18 Stundenkilometer maximal, und da muss ich schon gut drauf sein", sagt der 70-Jährige. Wer weniger Fahrrad fahre, habe eine noch niedrigere Wohlfühlgeschwindigkeit – und könne beim Umstieg auf das Fahrrad mit Motorunterstützung sehr leicht verführt werden, schneller zu fahren als bisher. "Dieser Geschwindigkeitszuwachs und eventuell eine andere Bremstechnik, die heftigeres Bremsen erlaubt, muss erst wieder geübt werden", sagt Rensinghoff. 

Gibt es Strecken, auf denen E-Bike-Fahren verboten ist?

"Fahrradwege dürfen nicht nur benutzt werden, sondern wenn sie blau ausgeschildert sind, müssen sie benutzt werden", sagt Hufnagel. E-Bikes bis zu 25 km/h müssen also auf den Radweg. Die bis zu 45 km/h schnellen E-Bikes dürfen Radwege wiederum normalerweise nicht benutzen; für die gelten jedoch insgesamt ganz andere Regeln. 

Gibt es Gefahrenstellen im Landkreis Kitzingen?

"Das kann man so speziell nicht sagen", findet Hufnagel. Generell dort, wo es Unebenheiten gibt, beispielsweise könnte das auf betonierten Weinbergswegen der Fall sein. Rensinghoff vom ADFC kennt ein paar Strecken, wo es kritisch werden könnte. Zwischen Kitzingen und Mainstockheim sei der Radweg am Main plötzlich nur noch 1,20 breit. "Da müssen sich die Fußgänger, Fahrradfahrer, Kinderwägen, Mofafahrer durch die Engstelle quälen", sagt er. Und an der Unterquerung der Westumgehung zwischen Mainbernheim und Iphofen sei der Gegenverkehr auf dem Radweg sehr schwer zu sehen.

Halten sich E-Bike-Fahrende an die Verkehrsregeln? 

E-Bike-Fahrer auf dem Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen verhalten sich Hufnagel zufolge durchschnittlich wie jeder Radfahrer. Bei den Touristen auf dem Mainradweg sei die Verkehrsmoral noch besser. "Das liegt allein da dran, dass sie die Örtlichkeiten nicht kennen und vorsichtiger sind – aber ich kann das nicht an Zahlen festmachen", sagt Hufnagel. Rensinghoff schätzt die Fahrweise der meisten als vernünftig ein: "Nicht jeder Pedelec-Fahrer fährt letztlich das, was er fahren könnte."

Gibt es Verstöße wie beispielsweise E-Bike-Fahren unter Alkoholeinfluss? 

"Die Promillegrenze beim E-Bike und Fahrrad ist rein rechtlich gleich gestellt und liegt bei 1,6 Promille", sagt Hufnagel. Einen Fall habe es im vergangenen Jahr bei den E-Bike-Fahrenden gegeben, im Vergleich dazu zwölf Fälle bei den Radfahrerinnen und Radfahrern. Auch ein "frisiertes" E-Bike habe die Polizei bisher hier im Landkreis registriert.

Können Autofahrende die Geschwindigkeit von E-Bikes gut einschätzen?

Hufnagel findet: Ja. "Es ist ja auch nicht weltfremd, dass ein Rennradfahrer die gleiche oder noch höhere Geschwindigkeiten fährt." Rensinghoff dagegen sieht die Gefahr des Übersehen-Werdens: Die Autofahrer hätten Fahrradfahrer als langsame Wesen in Erinnerung. Andersherum räumt er ein: "Wenn man das schnelle Fahrradfahren nicht gewohnt ist, reagiert man auch als E-Bike-Fahrer immer noch langsamer als der Geschwindigkeit angemessen wäre."

E-Bikes im Landkreis Kitzingen: Sind Pedelecs gefährlich oder doch nur Fahrräder?

Wie viele Unfälle gibt es mit E-Bikes im Landkreis? 

"Prinzipiell ist es so: Wenn Unfälle mit dem E-Bike passieren, könnten die theoretisch genauso mit dem Fahrrad passieren", sagt Polizeihauptkommissar Hufnagel. 

Insgesamt wurden der Polizei Kitzingen in den letzten Jahren immer deutlich mehr Unfälle mit Radfahrern als mit E-Bike-Fahrern gemeldet. Allerdings gibt es Hufnagel zufolge auch mehr Radfahrer als E-Bike-Fahrer. Die Zahl der Unfälle mit E-Bikes ist jedoch deutlich angestiegen: Waren es 2108 noch fünf Unfälle, bewegt sich der Landkreis seit 2019 auf einem Niveau von um die 20 Unfälle mit E-Bikes pro Jahr. 

Die häufigste Unfallsituation seien Hufnagel zufolge alleinbeteiligte Stürze, aufgrund einer übersehenen Bordsteinkante beispielsweise oder bei Unebenheiten.  

E-Bikes im Landkreis Kitzingen: Sind Pedelecs gefährlich oder doch nur Fahrräder?

Ist E-Bike fahren gefährlicher als Fahrradfahren?

Fünf Schwerverletzte gab es im Landkreis bei Unfällen mit Pedelecs und sieben bei Radfahrern im Jahr 2021, obwohl insgesamt deutlich weniger Unfälle mit Pedelecs passieren. Trotzdem könne man Hofnagel zufolge nicht schlussfolgern, dass mit dem Pedelec leichter etwas Schweres passieren kann. Für ihn spielt das Alter eine Rolle, das bei verunfallten Pedelec-Fahrenden wesentlich höher liege als bei "normalen" Radfahrerinnen und Radfahrern. "Wenn ein junger Mensch stürzt, hat das kaum die Folgen als bei Stürzen von über 70-Jährigen", sagt Hufnagel. Insgesamt schätzt der Polizist es nicht grundsätzlich als gefährlicher ein, mit dem E-Bike unterwegs zu sein. Es sei vielmehr eine tolle Alternative für ältere Menschen, wieder mobiler zu sein. 

Sicherheitstipps  von ADFC und Polizei

  • Bremsproben machen. Je schneller man Fahrrad fahren kann, umso wichtiger ist das.
  • Sich das neue Fahrrad erklären lassen, egal ob mit Motor oder ohne.
  • Jemanden von außen darauf schauen lassen, ob man richtig sitzt und das Fahrrad passt. Rensinghoff vom ADFC Kitzingen sieht hier auch die Fahrradhändler in der Pflicht.
  • Gilt auch für Fahrradfahrer: Helm tragen.
  • Üben: Die Verkehrswacht Kitzingen bietet ein spezielles Pedelec-Training für Senioren an - es dürfen aber auch jüngere Fahrerinnen und Fahrer teilnehmen. Geübt wird einen Tag lang das Bremsen, Anfahren und Ausweichen. Im Herbst soll es zwei Trainings während der Aktionswochen für Senioren geben. Wenn genug Teilnehmende zusammenkommen, könne auch vorher schon ein Termin vereinbart werden. Bei Interesse kann man sich an sabine.diener@polizei.bayern.de wenden oder einen Brief bei der PI Kitzingen einwerfen.
Quelle: ADFC / PI Kitzingen
 
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