Nach zwölf Jahren als Bürgermeisterin von Wiesenbronn und vollem Einsatz für die Gemeinde ist es für Doris Paul nun der richtige Zeitpunkt aufzuhören: "Wir haben in diesen zwölf Jahren einiges auf den Weg gebracht und manches in die Wege geleitet, was noch umgesetzt werden muss. Der Tisch ist gedeckt", sagt sie über ihre Amtszeit.
Unter dem Strich sei es für sie eine schöne Zeit gewesen, "da ich die Gelegenheit hatte, meine Heimatgemeinde mitzugestalten, was aber nicht heißt, dass dieser Einsatz auf die Bürgermeisterzeit begrenzt ist".
Weg ins Bürgermeisteramt war in die Wiege gelegt
Sie zitiert eine Mitbürgerin, die sich dafür bedankte habe, dass die Bürgermeisterin ihr Leben auf Wiesenbronn eingestellt habe, "was ich immer geradlinig und ohne mich zu verbiegen versucht habe". Da ihr Vater Gemeinderat, ihr Onkel Hans Hüßner Bürgermeister und ihre Mutter Ortsbäuerin war, wurde ihr der Weg ins Bürgermeisteramt quasi in die Wiege gelegt.
Grundsätzlich gelte für sie der Grundsatz, an das Gute im Menschen zu glauben: "Aber man muss auch damit rechnen, dass nicht alle so vorgehen." Das habe sich auch in den Gemeinderatssitzungen gezeigt, wo sie manches hinnehmen musste. "Querschläger" kamen auch von Bürgern in Form von anonymen Briefen.
Als Bürgermeisterin habe sie gelernt, dass man sich nicht so wichtig nehmen dürfe. "Corona bietet auch die Chance, sich zurück zu besinnen", bemerkt sie zu diesem aktuellen Thema.
Die Weiterentwicklung des Dorfes hatte sie stets im Blick. Nach der Dorferneuerung, die Hans Hüßner in die Wege geleitet und dessen Nachfolger Gerhard Müller fortgeführt hatte, war es für Doris Paul ausschlaggebend, in das Programm der Städtebauförderung zu kommen. Das gelang ihr auch, als alle Abrechnungen für die Projekte der Dorferneuerung – Weinlabyrinth, Eich, Flachsbrechhaus, Ortsrundgang, Seegarten und weitere Unternehmungen – über die Bühne waren.
Städtebauförderung bietet Chance für große Projekte
Die finanzielle Unterstützung durch die Städtebauförderung sieht sie als Chance, große Projekte in die Wege zu leiten und die Bürger bei der Neugestaltung von Fassaden mit Beträgen bis zu 20 000 Euro zu unterstützen. Davor gab es die Förderung der Gemeinde mit bis zu 8000 Euro, die es weiterhin für Anwesen gibt, die nicht zum Bereich der Städtebauförderung gehören.
Die ermöglicht den Umbau des Anwesens hinter dem Rathaus zum Bürgerhaus, eine barrierefreie Wohnanlage in der Kleinlangheimer Straße sowie die Umgestaltung des Kirchbergs inklusive des Parkplatzes und Seegartens.
Der neue Gemeinderat wird sich nicht nur mit diesen Projekten befassen müssen, sondern auch mit der Kläranlage, die das bisherige Gremium und die Bürgermeisterin seit längerer Zeit beschäftigt. Sie sieht den Anschluss an die Kitzinger Kläranlage als die beste Lösung und hofft darauf, dass auch Castell in diese Richtung tendiert und dann eine gemeinsame Leitung der beiden Gemeinden nach Kitzingen führt.
Für Paul war der offene Umgang miteinander wichtig
Das zu geringe Interesse der Wiesenbronner an der Mitarbeit in Arbeitskreisen bedauert sie umso mehr, da es ihr auch immer darum ging, offen miteinander umzugehen. Das Wohlergehen der Menschen in ihrem Heimatort lag ihr nicht nur während ihrer Zeit als Bürgermeisterin am Herzen, sondern "das war für mich immer wichtig".
In Corona-Zeiten ist sie darauf bedacht, dass auch Leute versorgt werden, die nicht die Möglichkeit haben, Supermärkte anzufahren. So kann man jetzt in ihrem "Hofladen" Pakete mit Obst und Gemüse, aber auch Eier, Nudeln, Wurst und weitere Lebensmittel bestellen und abholen. Wenn sich die Möglichkeit ergebe, den früheren Krämerladen zu pachten, würde Doris Paul zuschlagen und so dafür sorgen, dass es Lebensmittel vor Ort gibt.