Herbert Lorey ist ein politischer Neuling. Der 58-jährige Wiesentheider kandidiert für die Partei Unabhängige für bürgernahe Demokratie bei der Bundestagswahl 2021 im Wahlkreis Schweinfurt, zu dem auch der Landkreis Kitzingen gehört. Lorey steht auf Platz drei einer fünf Kandidaten umfassenden Bundesliste der Kleinpartei, die in sieben Bundesländern antritt. Lediglich in Bayern und in Brandenburg können Wähler Erst- und Zweitstimme an die Unabhängigen vergeben. Was sind seine Ziele und Motive?
Politisch kam Lorey bislang nicht über die Gemeinde hinaus
Für den 58-Jährigen aus Wiesentheid ist eine solche Kandidatur Neuland. Politisch interessiert sei er schon immer gewesen, sagt Lorey, jedoch nicht wirklich aktiv. In Erscheinung trat er in der Vergangenheit lediglich als Kandidat für die Christliche Wählergemeinschaft (CWG) bei den Wahlen zum Gemeinderat in seinem Heimatort. Ein Mandat hatte er noch nicht. Mehr habe ihn bisher nicht gereizt.
Das änderte sich vor einigen Monaten. Auf die Unabhängigen ist der Maschinenbauer nach gründlicher Recherche im Internet gestoßen. Deren Kernpunkte wie Bürgerbeteiligung und aktive Mitbestimmung sind exakt Herbert Loreys Ding. Das möchte er – nicht nur von oben regiert zu werden. Seine Ziele: viel mehr Volksbegehren auf Bundesebene und dass der Bürger ähnlich wie in der Schweiz auch bei Gesetzen mitbestimmen darf.
Wichtig aus seiner Sicht ist, dass die Wähler ihre Erststimme einer kleineren Gruppierung geben. Nur damit könne man verhindern, dass der Bundestag noch größer werde.
Die Vorarbeiten kosteten den Bewerber viel Zeit
Lorey vertiefte sein Interesse an der Politik, kam mit den Verantwortlichen ins Gespräch und entschloss sich im Frühjahr, bei der Bundestagswahl im Wahlkreis Schweinfurt zu kandidieren. Damit ging für Lorey die Arbeit erst los. Vieles musste organisiert werden, was jede Menge Zeit kostete – nicht so einfach, das alles neben dem Beruf zu bewältigen. "Ich hätte es mir einfacher vorgestellt. Es geht ja nur darum, dass man überhaupt gewählt werden darf."
Nötig war eine Aufstellungsversammlung, und schließlich galt es, Klinken zu putzen. Herbert Lorey sammelte Unterschriften im Ort und in der Umgebung, die sein Vorhaben mittragen. 50 Unterstützer waren nötig, um zugelassen zu werden. Dabei halfen auch seine Söhne, wenn auch nicht alle drei davon begeistert waren, wie er zugibt.
Lorey ordnet sich in der politischen Mitte ein
Auf die Frage, wie er sich politisch verorten würde, antwortet er: "Genau in der Mitte." Lorey stört Vieles an der "großen" Politik, an den etablierten Parteien. Er fühle sich von ihnen "nicht angesprochen und nicht berücksichtigt". Überhaupt zweifelt er, ob die Berufspolitiker noch einen Blick für den normalen Bürger haben. Zu vieles laufe schief; das habe gerade die Corona-Pandemie deutlich aufgezeigt. Gerade deshalb sei "mehr Mitsprache das A und O".
Gute und schlechte Seiten habe jede der großen Parteien; da wolle er keine explizit nennen. Jedoch: "Was die Regierenden jetzt versprechen, hätten sie längst umsetzen können." Ob er Laschet, Scholz oder Baerbock favorisiert, da hält sich Lorey bedeckt.
Stadt und Land müssten gleich berücksichtigt werden, lautet seine Überzeugung. Klimaschutz hält Lorey, der am Ortsrand nahe an der Natur lebt, für zentral. Wenn Schaden verursacht werde, müsse das gerecht eingepreist werden. Das dürfe aber nicht zu Lasten des "kleinen Mannes" gehen.
Kandidatur ohne Plakate und Versammlungen
Eine Hürde für Loreys Kandidatur ist, dass er keine finanzielle Unterstützung hat, so wie die etablierten Parteien. Wahlplakate oder Versammlungen werde es von ihm nicht geben. Die Unabhängigen seien gerade dabei, einen Werbespot für das Fernsehen zu drehen. Dazu wollen sie verstärkt über soziale Medien und die Presse auf sich aufmerksam machen.
Lorey selbst will künftig mehr Präsenz zeigen, um für sich und seine Anliegen zu werben, obwohl es nicht sein Ding sei, im Mittelpunkt zu stehen. Natürlich weiß er, dass seine Aussichten, gewählt zu werden, sehr begrenzt sind. Darum geht es ihm auch nur bedingt: "Ich sehe mich und die Unabhängigen als eine Alternative. Meine Hoffnung ist, dass die Leute sich informieren und auf die Unabhängigen aufmerksam werden."