Wir haben alles auf den Weg gebracht, was sich der anspruchsvolle Rad-Tourist wünscht." Bei der Vorstellung der Radweg-Broschüre sagte Landrätin Tamara Bischof diesen Satz. 16 Jahre ist das jetzt her, es war im März 2008. Kitzingen war nach dem Berchtesgadener Land der zweite Landkreis, der ein ausgefeiltes Informationsportal für Radtouristen bot, das Lob war daher durchaus angebracht.
1000 Radweg-Kilometer im Landkreis waren gerade mit 3800 Schildern ausgestattet worden, 35 Informationstafeln aufgestellt, ein Dutzend Rastplätze auf Vordermann gebracht, die zwölf Themen-Radtouren fertiggestellt worden und die Plattform radfahren-kitzingerland.de installiert. 230.000 Euro hatte der Landkreis investiert, 100.000 Euro stammten aus dem europäischen Förderprogramm Leader+.
Weil die Radfahrer versorgt waren, konzentrierte man sich im Landkreis in den Folgejahren auf die Wanderer, schuf mit den 15 TraumRunden neue Anziehungspunkte. "Für die Radfahrer hat sich seitdem wenig getan", sagt Simone Göbel vom Regionalmanagement. Das soll sich jetzt ändern.
Die Freizeitinfrastruktur im Landkreis Kitzingen soll in Wert gesetzt werden
FörLA III heißt eine Förderrichtlinie des Wirtschaftsministeriums, mit dessen Hilfe der Landkreis Kitzingen in den nächsten drei Jahren zwei Projektmaßnahmen angehen und entwickeln will – eine davon betrifft die "Inwertsetzung der Freizeitinfrastruktur", mit Hauptaugenmerk auf dem Radbereich. Die TraumRunden seien sehr beliebt, so Göbel, "ein Bestseller". Gleiches solle nun für die Radwanderwege erreicht werden.
Wie können die Routen noch attraktiver werden – auch für die jüngere Zielgruppe? Storytelling nennt Simone Göbel als einen wichtigen Aspekt. Geschichten rund um die Touren erzählen, die Radfahrer aktiv einbinden, durch digitale Tools oder Hörspiele. Radfahren im Landkreis Kitzingen soll zum Erlebnis werden. Die Gemeinden will der Landkreis dabei mit ins Boot nehmen. Ratzfatz umsetzen lässt sich so etwas nicht. "Wir wollen in den nächsten drei Jahren ein Konzept erarbeiten und hoffen, dass wir dann erste Produkte haben", erklärt Göbel.
Apps, digitale Karten oder andere digitale Angebote sind nicht die einzigen technischen Veränderungen, die es beim neuen Rad-Konzept zu beachten gilt. Auch die Technik der Fahrräder hat sich verändert. E-Bikes lassen weitere Strecken zu, ermöglichen es, auch Steigungen relativ problemlos zu überwinden. Gut möglich, dass der eine oder andere Streckenverlauf deshalb etwas verändert wird, dass neue Elemente eingebaut werden oder gar neue Routen entstehen.
Von der E-Bike-Ladestation über spannende Geschichten bis zum schattigen Rastplatz
E-Bike-Ladestationen, Reparaturstationen – das ist der eher technische Aspekt, der eine Rolle spielen wird bei der "Inwertsetzung". Aber auch Hörstationen und Erlebnisplätze, Push-up-Nachrichten auf dem Handy, die auf Besonderheiten in der Nähe aufmerksam machen, zählt Simone Göbel auf. Hinweise auf Gaststätten oder - weil es in so mancher Gemeinde eben keine mehr gibt - auf Läden, Verkaufsautomaten, die Möglichkeit, Picknick zu machen. Gemütliche Liegen an besonders schönen Plätzen. Und natürlich Schatten: "Wir müssen auch den Klimawandel beachten."
Der Kreistag hat für die beiden neuen FörLa III-Projekte – neben "traumhaft unterwegs" geht es in einem zweiten Bereich um die Klimaanpassung – grünes Licht gegeben. Die Kosten für beide Projekte liegen insgesamt bei etwa 350.000 Euro. Bei einem 80-prozentigen Fördersatz bliebe ein Landkreis-Anteil von knapp 70.000 Euro.
Die Anträge auf eine Förderung werden nun bis Mitte Mai eingereicht. Wenn der Landkreis zum Zug kommt, kann im Juli mit der Arbeit begonnen werden. Für 2024 sind interne Veranstaltungen und Workshops geplant, 2025 geht es unter anderem um die Zielentwicklung für das Erlebniskonzept. 2026 sollen Produkte wie Hörspiele, Rätsel und Videos entwickelt werden, 2027 könnte dann die Produktion und Vermarktungsphase starten.
Ernst Hart
Großlangheim