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Kitzingen
Dieser Vorstoß erzürnt die Landrätin: Sollte das Landratsamt besser Büros in Kitzingen mieten statt neu zu bauen?
Beim Antrag von Kitzingens OB Stefan Güntner und Volkachs Bürgermeister Heiko Bäuerlein vermisst Landrätin Tamara Bischof Weitsicht. Die CSUler sehen es genau andersrum.
Bei einem Rundgang durch das Landratsamt informierten sich im Sommer zahlreiche Mitglieder des Kreisausschusses über den Abriss und Neubau der früheren Schlosserei Hautsch, später Jobcenter. Der Blick von außen auf das marode Gebäude (rechts), Alte Poststraße 6a in Kitzingen.
Foto: Barbara Herrmann | Bei einem Rundgang durch das Landratsamt informierten sich im Sommer zahlreiche Mitglieder des Kreisausschusses über den Abriss und Neubau der früheren Schlosserei Hautsch, später Jobcenter.
Barbara Herrmann
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:20 Uhr

Noch knapp zwei Wochen bis Weihnachten: Da käme ein vorgezogenes Geschenk doch gerade recht oder? Falls Kitzingens Landrätin Tamara Bischof (Freie Wähler) darauf gehofft hatte, als der Antrag der beiden CSU-Kreisräte Stefan Güntner und Heiko Bäuerlein über Umwege bei ihr ankam, wurde sie allerdings enttäuscht. Stattdessen hat es auf sie wohl gewirkt wie verfrühtes Ostern: Kitzingens Oberbürgermeister und Volkachs Bürgermeister schienen sich – und dem Kreisausschuss – nämlich ein Ei gelegt zu haben.

So reagierte jedenfalls die Landrätin auf den Antrag, "Mietangebote einzuholen und die dadurch ermittelten Kosten einer Anmietung den durch den Ersatzneubau eines Verwaltungsgebäudes voraussichtlichen Baukosten gegenüberzustellen". Zu Deutsch: Bäuerlein und Güntner stellten infrage, ob der im Frühjahr bereits beschlossene Abriss und Neubau des Hauses Alte Poststraße 6a direkt neben dem Gesundheitsamt überhaupt notwendig ist.

Landrätin Tamara Bischof war "not amused"

Diese scheinbare Grundsatzfrage trieb die Landrätin zu einer zehnminütigen Grundsatzrede, die beim für sie fehlenden Anruf der beiden Kreisräte zu dem Thema begann, sich bei der historischen Entwicklung des einst räumlich zersplitterten Landratsamtes fortsetzte und bei guten Arbeitsbedingungen für gutes Personal endete. Mehrfach sprach sie von "weitsichtigen Entscheidungen" wie der, nicht hinaus auf die Grüne Wiese gezogen zu sein, sondern mit dem Landratsamt in der Kitzinger Innenstadt dieselbige bewusst stärken zu wollen. Ihre Grundstimmung dabei als "not amused" zu beschreiben, ist wohl noch vorweihnachtlich-sanft formuliert.

Blick von oben auf die verschiedenen Gebäude des Kitzinger Landratsamtes (blau eingefärbt). Das Haus hinten rechts neben dem Gesundheitsamt wird nun abgerissen und macht einem Neubau Platz.
Foto: Studio Zudem, MP-Grafik: Marina Burger | Blick von oben auf die verschiedenen Gebäude des Kitzinger Landratsamtes (blau eingefärbt). Das Haus hinten rechts neben dem Gesundheitsamt wird nun abgerissen und macht einem Neubau Platz.

Die feine englische Art war es jedenfalls nicht, diesen Antrag erst wenige Tage vor der Sitzung des Kreisauschusses ans Landratsamt zu schicken. Das schien Stefan Güntner einzusehen, fügte aber hinzu: "Die ganze Emotionalität habe ich jetzt nicht verstanden." Der Antrag sei kein Mangel an Respekt gegenüber den Leistungen der vergangenen Jahrzehnte, wie die Landrätin unterstellt habe, sondern angesichts steigender Kosten in allen Bereichen "der letztmögliche Zeitpunkt, das noch zu stoppen". 

Mietlösung im Innopark als Option für das Landratsamt?

Konkret hatten Heiko Bäuerlein und Güntner vorgeschlagen, eine Mietlösung prüfen zu lassen. Zeitnah stünden, so der Antrag, dafür allein im Innopark rund 1800 Quadratmeter Bürofläche in bereits kernsanierten Gebäuden zu Verfügung. Diese Anmietung solle vor Planungsbeginn des Neubaus "zumindest untersucht werden".

An dem Punkt schaltete sich allerdings Abteilungsleiter Matthias Will ein, der erläuterte, dass das Landratsamt genau das seit 2022 bereits ausführlich getan habe, "von den früheren Kasernen bis zur Innenstadt". Ein ebenso gut passendes wie preiswertes Angebot sei jedoch nicht dabei gewesen. Er plädierte dafür, nun den Bauantrag für das neue Haus einzureichen; der Abriss sei schon beantragt.

Im früheren Jobcenter waren selbst nach dem notdürftigen Umbau die Böden so schief, dass Bürostühle von alleine wegrollten. Das konnten die Mitglieder des Kreisausschusses bei einem Rundgang im Sommer sehen.
Foto: Barbara Herrmann | Im früheren Jobcenter waren selbst nach dem notdürftigen Umbau die Böden so schief, dass Bürostühle von alleine wegrollten. Das konnten die Mitglieder des Kreisausschusses bei einem Rundgang im Sommer sehen.

In dem Gebäude, einst Teil der Schlosserei Hautsch, war lange das Jobcenter untergebracht. Nun sollen dort in dem Neubau 71 Arbeitsplätze entstehen für den Allgemeinen Sozialen Dienst im Erdgeschoss und möglicherweise für die aktuell über drei Stockwerke verteilte IT im ersten Stock. Im Dachgeschoss, sagte Will, könnte ein Puffer an Büroräumen entstehen. Dieser sei schon alleine deshalb notwendig, weil ein Großteil der elf Gebäude des Landratsamtes nach und nach saniert werden müsse. Hinsichtlich der berechneten Kosten von insgesamt fünf Millionen Euro für Abriss und Neubau betonte Matthias Will, man habe "das Kostenkorsett eng gezogen".

Josef Mend fordert gute Arbeitsbedingungen für das Personal

Unterstützung bekamen die Verwaltung und die FW-Landrätin vom FW-Fraktionsvorsitzenden Josef Mend, der den Neubau "notwendig trotz schwieriger wirtschaftlicher Zeiten" nannte. Angesichts des Kitzinger Mietspiegels bezweifle er zudem, dass mit einer anderen Lösung Einsparungen zu erwarten seien. Ähnlich wie zuvor die Landrätin in ihrer Rede betonte Mend zudem, dass die Bürgerschaft eine "leistungsfreundliche und schnell agierende Verwaltung" erwarten könne. Dafür könne das Personal in Kitzingen, "das zu Recht gelobt wird", gute Arbeitsbedingungen erwarten.

Auch Robert Finster und Margit Hofmann (beide SPD) und Hans Müller (FDP) sprachen sich klar für den Verwaltungsneubau aus, während Klaus Sanzenbacher und Andrea Drexelius (Grüne) befürworteten, nach Mietlösungen zu suchen. Letztlich wurde der Antrag mit 5:8 Stimmen abgelehnt, das Verwaltungsgebäude mit 71 Arbeitsplätzen wird also gebaut wie geplant.

 
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  • Simon Rinke
    Majestätsbeleidigung, wer die Ideen der Landrätin hinterfragt!?
    Andere Vorschläge, Anträge und Diskussionen gehören ja wohl in einer Demokratie noch dazu. Kann die Empörung nicht verstehen.
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  • Elisabeth Hofmann
    Sie haben wohl nicht gelesen, dass der Neubau schon im Frühjahr umfassend diskutiert und beschlossen wurde.

    Und als Kitzinger sollte man als OB ganz ruhig sein, wer hat das Kasernengelände nicht selbst gekauft.

    Wo werden momentan in Kitzingen Unsummen von Millionen - zum Schluss werden es wohl an die 100 Millionen werden - einfach nur verbuddelt. Die CSU hat den Kitzingern das Staatsarchiv als Betonbunker vermacht.
    Für 10 % hätte man die Unterlagen dititalisieren können und dadurch weltweit den Forschenden zur Verfügung stellen können. Die wirklich wichtigen Urkunden etc, wie Stadterhebungen mit Siegel usw., wäre bei den betreffenden Gemeinden gut aufgehoben.

    Aber einfach Zig - Millionen versenken, davon sspricht niemand
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  • Susanne Orf
    Mehr Transparenz von Anfang an wäre da wohl besser gewesen, wenn, wie Herr Will angibt, das LRA seit 2022 Mietlösungen geprüft hat. Wäre dies den Herren Bäuerlein und Güntner bekannt gewesen, hätten sie den Antrag evtl. nicht gestellt - wobei ich mir selbst schwer damit tue, zu glauben, dass der Neubau wirklich die finanziell bessere Lösung ist.
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  • Peter Koch
    In KT soll ein Arbeitsplatz im Landratsamt 70422 Euro kosten während man in Würzburg mit 262272 Euro pro Arbeitsplatz plant. Da kann man nur froh sein wenn man nicht im Landkreis WÜ leben muss.
    Und natürlich ist günstig bauen billiger als mieten. Vermieter wollen schliesslich Gewinn machen.
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  • Susanne Orf
    Ja, wenn man denn wirklich günstig baut... Man wird sehen, ob die geplanten fünf Millionen ausreichen.
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  • Peter Koch
    Es wird natürlich nicht reichen, aber das wird es in WÜ auch nicht.
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