Am Donnerstagabend trat in der Alten Synagoge der Kitzinger Stadtrat zusammen, und es kommt nicht so häufig vor, dass sich bei dieser Gelegenheit junges Volk auf den Besucherrängen tummelt. Diesmal aber hatte dort eine Gruppe Jugendlicher Platz genommen. Man weiß nicht, warum. Wegen der 1. Änderung und Erweiterung des Bebauungsplans Nr. 86 wird es nicht gewesen sein. Vielleicht war ihr Besuch auch durch die allgemeine Lage motiviert. In Corona-Zeiten ist ja nichts offen – keine Kneipe, keine Bar, kein Club – und auch sonst aus Jugendsicht herzlich wenig los.
Da kann man ja mal ein bisschen Party im Stadtrat machen und den sonst so drögen Laden etwas aufmischen. Ist das zu viel verlangt? Offenbar. Denn unten im Saal saß der Spielverderber, der Partyschreck, der die nette kleine Fete oben auf der Tribüne mit einer Art Ordnungsruf sprengte. Fotografieren sei nicht gestattet, schickte der Oberbürgermeister als Gruß in Richtung Balkon. Und: „Jägermeister ist kein angemessenes Getränk für eine Stadtratssitzung.“ Das werden nicht alle so sehen, die den Sitzungen regelmäßig beiwohnen. Aber der OB ist nun mal der Hausherr hier.
Vermutlich wollte er nur präventiv tätig werden. Damit es nicht so weit kommt wie Anfang der Woche in der Kitzinger St.-Johannes-Kirche. Da randalierte ein Mann, als sei der Leibhaftige in ihn gefahren. Er warf Kerzenständer um, verbog ein Mikrofon und massakrierte das 1995 geschaffene Altarbild des Künstlers Jacques Gassmann.
Dass der sich „im Grabe rumdrehen würde“, wie manche argwöhnten, ist in diesem Fall nicht ganz korrekt. Der Mann erfreut sich mit 58 Jahren noch des Lebens, begeistert wird er trotzdem nicht gewesen sein. Der Randalierer stand offenbar unter Alkohol- oder Drogeneinfluss – und dürfte seinen Richter finden, wenn nicht auf dieser Welt, dann spätestens vor dem Jüngsten Gericht.
Unbürokratische Hilfe für das Reh
Von dort muss in dieser Woche ein Engel entsandt worden sein, nachdem bei Volkach ein Reh in den Mainkanal gefallen war. Das Tier schwamm in seiner Panik immer wieder von der einen Flussseite auf die andere – ohne je das rettende Ufer zu erreichen. Die senkrecht aufragenden Kanalwände aus Beton verhinderten seine Flucht.
Eine aufmerksame Radlerin schlug Alarm in der nahen Außenstelle des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes, und so sperrig der Name der Behörde auch klingen mag: Die Angestellten handelten ausgesprochen unbürokratisch, eilten dem Tier zu Hilfe und zogen es mithilfe eines Seils an Land. Wie und wieso es ins Wasser gegangen war, ließ sich nicht klären. Die Experten mutmaßten, es könnte an Bord eines Schiffes gewesen – und von dort über die Re(h)ling gefallen sein.