Das hätte sich die Volkacherin Jutta Haupt-Schömig nicht träumen lassen, dass ihr jüngster Fahrrad-Ausflug mit einer dramatischen Rettung enden würde. Auf ihrer Fahrt auf dem Main-Radweg bemerkt sie, dass ein Reh in den Main-Kanal gefallen ist und zu ertrinken droht.
"Ich sah sofort, dass das Reh in voller Panik war. Es schwamm ständig von einem Ufer zum anderen, fand aber bei den dortigen Steilmauern keinen Ausstieg mehr", erzählt Haupt-Schömig. Ihre verzweifelten Versuche, das Reh allein an Land zu holen, scheitern zunächst. Doch dann hat die Frau die "goldene Idee".
Sie weiß, dass in wenigen Kilometern Entfernung die Volkacher Außenstelle des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) liegt und radelt "in Hochgeschwindigkeit", wie sie sagt, dorthin. Haupt-Schömig ist begeistert, wie schnell ihr dort geholfen wird. Obwohl sie vor Atemlosigkeit und Aufregung kaum sprechen kann, haben Arbeiter des WSA die Lage gleich erfasst. Es ist schon kurz vor Feierabend, als die drei Männer das offene Flussboot, das am Ufer aufgebockt ist, in Windeseile einsatzbereit machen.
Viel Zeit blieb den Rettern nicht
Der Bootsführer Alexander Baumgartl, der zudem ein erfahrener Feuerwehrmann bei der Volkacher Wehr ist, bringt mit zwei Kollegen das Boot zu Wasser – und los geht's! "Das hat nur wenige Minuten gedauert. Schnell wie die Feuerwehr!", meint sein Kollege Bernd Hackstein rückblickend, der als Hobby-Jäger die nötige Erfahrung mit Wildtieren hat.
Zusammen mit dem diensthabenden Wasserbaumeister Stefan Preller macht sich das Trio auf den Weg und findet tatsächlich nur wenige Minuten später das Reh im Kanal. "Es war stark erschöpft", erzählt Hackstein. "Viel Zeit hatten wir nicht mehr."
Tier legt sich vor Erschöpfung nieder
Dennoch: Immer wenn sich das Boot langsam dem in der Flussmitte treibenden Reh nähert, schwimmt es aus Angst davon. Erst nach mehreren Versuchen gelingt es dem Jäger, das Reh mit einem Seil, wie mit einem Lasso, einzufangen. Mit einer weiteren Schlinge kann er es vorsichtig zum Ufer bugsieren und es dort schließlich an Land heben.
Dort legt sich das Tier erst einmal vor Erschöpfung hin, in einigem Abstand von den Männern beobachtet. Nach etwa zehn Minuten, so schildern es die Retter, kommen die Lebensgeister zurück. Unter der Beobachtung etlicher weiterer, hinzugekommener Zuschauer findet das Reh den Weg in das sichere Unterholz. – Alles noch einmal gut gegangen.
Dem zuständigen Jagdpächter Georg Hünnerkopf sind mehrere solcher Fälle bekannt, in denen Tiere in den Kanal stürzten. "Das kommt hauptsächlich daher, dass Wanderer ihre Hunde manchmal frei laufen lassen und diese die Tiere hetzen", schildert er seine Erfahrungen. "In ihrer Panik springen die verfolgten Tiere dann in den Kanal und verenden dort grausam." Der Jagdpächter appelliert daher an die Hundebesitzer, ihre Vierbeiner stets angeleint zu lassen. Diesmal kam die Rettung gerade noch rechtzeitig.
Dramatische Geschichte mit gutem Ausgang! Also was lernen wir - Hunde an die Leine, um mögliche Reh-Unfälle zu verhindern! Dank an die Retter***