
Etwas ist faul in Iphofens Kläranlage. Christian Weigand und sein Team haben es anfangs gar nicht gemerkt, weil sich das gut zwölf Meter hohe Bauwerk, um das es geht, nicht einfach mal schnell mit der Taschenlampe beschreiten und inspizieren lässt. Ein übel riechendes Gemisch aus Fäkalien und Gas durchströmt den siloartigen Faulturm, und dass sich hier seit 2010 einiges zusammengebraut hat, bekam man erst bei einer außerplanmäßigen Reparatur mit. "Wir waren überrascht", sagt Weigand, "wie weit die Korrosion schon fortgeschritten ist." Geschadet hat das Ganze dem Geschäft auf der Anlage offenbar nicht.
Obwohl sich in dem 15 Jahre alten Turm zuletzt ein Sanierungsstau gebildet hat, gärt in ihm nach wie vor eine explosive Masse, die sich mit wenig Aufwand in Energie wandeln lässt. Ähnlich wie in einer Biogasanlage wird das Faulgas verstromt, nur eben nicht aus pflanzlichen Stoffen, sondern zum Großteil aus Fäkalien.
Wie gut hier die Geschäfte mit dem großen Geschäft der Iphöfer Bürgerinnen und Bürger laufen, verdeutlicht eine Zahl, mit der Weigand Anfang der Woche in den Bauausschuss geplatzt ist: "Im August vorigen Jahres haben wir die Millionste Kilowattstunde Strom erzeugt", erklärte der Betriebsleiter.
Ein Blockheizkraftwerk macht aus Gas sauberen Strom
Somit gilt als wahre Erfolgsgeschichte, was im Februar 2010 mit einem kleinen Blockheizkraftwerk begann. Zwei sogenannte Dachs-Kessel mit einer elektrischen Leistung von jeweils fünf Kilowatt ließ die Stadt auf dem Gelände installieren. Das Klärwerk war von nun an ein Kraftwerk und lieferte nicht nur sauberes Wasser, sondern jetzt auch sauberen Strom.
Dazu erzeugen die Kessel auch noch Wärme, die auf der Anlage benötigt und verbraucht wird. Im Winter reicht die Leistung allerdings nicht mehr, die Stadt muss Erdgas dazukaufen – und will deshalb nun vor allem den Faulturm modernisieren, um die Effizienz zu steigern.
Statt mit Emaille soll der Turm innen künftig mit rostfreien Edelstahlblechen verkleidet sein, zudem wird er mit einer Heizung und einem Rührwerk ausgestattet. Beides sorgt dafür, dass der eingedickte Schlamm besser umgewälzt und der Gärprozess optimiert wird.
Bakterien zersetzen den Schlamm und verstoffwechseln ihn zu Methangas, das wiederum die Kessel befeuert und Energie und Wärme liefert. Der Gasertrag ist um so höher, je effizienter dieser Vorgang abläuft. Bisher wälzt eine eher träge Pumpe den Schlamm im Turm um.

Um wie viel sich denn die Effizienz auf diese Weise steigern lasse, wurde Weigand im Bauausschuss gefragt. "Um mindestens 15 Prozent", lautete die Antwort. Diplomingenieur Uwe Härtfelder vom gleichnamigen Fachbüro in Bad Windsheim schätzt den Wachstumsgrad noch deutlich höher.
Am Ende könnte es sogar so sein, dass mehr Gas produziert wird, als sich auf der Anlage verstromen lässt. Dann müsste die Stadt darüber nachdenken, das Blockheizkraftwerk zu erweitern, was ohne größeren Aufwand möglich wäre.
Hängen die staatlichen Fördergelder vom Sachbearbeiter ab?
Gerade drängt die Zeit etwas, was die Erneuerung des Faulturms betrifft, denn bis zur Weinlese im Herbst muss der Umbau abgeschlossen sein. Deshalb verzichtet die Stadt bei dem auf 744.000 Euro geschätzten Projekt auch auf mögliche Zuschüsse.
Zum einen sei in dem komplizierten Verfahren ohnehin unsicher, ob und wann sie mit staatlichen Fördergeldern rechnen kann, "das scheint vom Sachbearbeiter abzuhängen", wie Härtfelder sagte. Zum anderen wiege der Zeitgewinn in der Sache die Verluste wieder auf.
Allein mit dem Einbau des Rührwerks spare sich die Stadt in zwölf Monaten Energie- und zusätzliche Montagekosten von 36.000 Euro. Das wäre in etwa die Höhe des erwarteten Zuschusses. Hinzu kommt der höhere Gas- und Energieertrag. "Wenn wir das sofort umsetzen", versprach Härtfelder, "machen wir keinen Verlust."