
Kommt der Storch an die Mainschleife? Auf ein Storchenpärchen und Nachwuchs hoffen die Mitglieder der Ortsgruppe Volkach des Bundes Naturschutz (BN). Am Dienstag installierten sie am Altmainufer zwischen Astheim und Escherndorf eine Nisthilfe für den Weißstorch.
Zehn Meter ist der Stahlmast mit Korb hoch, der mit einem großen Kran aufgestellt wurde. Zur Feierstunde auf der Mainwiese, die der Ortsgruppe gehört, kamen zahlreiche Gäste und etwa 50 Kinder aus dem Volkacher Hort. Die Volkacher Naturschützer hatten sich zu der Artenschutzaktion entschlossen, weil der Weißstorch im Landkreis wenig vertreten ist. "Es gibt nur ein Vorkommen auf dem Kirchturm in Geiselwind", erklärte Hans Schneider, der die Planung geduldig mit vorantrieb.
Der Ehrenvorsitzende der Ortsgruppe erläuterte, warum er eine Ansiedelung des Storchs im Raum Volkach als sinnvoll erachtet: "Der Weißstorch brütet seit Jahren in Heidenfeld und in der Nähe von Wipfeld, nördlich von Volkach." Deshalb wählte man als Standort den Altmain mit seinem Naturschutzgebiet "Alter Main bei Volkach" aus. "Aus ornithologischer Sicht erscheint die Fläche in Flussnähe geeignet", sagte Schneider.
Langer Weg bis zur Genehmigung der Nisthilfe

Dass das Prozedere bis zur Fertigstellung des Masten nicht einfach war, erzählte Gerda Hartner. "Seit eineinhalb Jahren bemühen wir uns um die Genehmigung", sagte die Vorsitzende der Ortsgruppe. Gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde und Stadt Volkach beantragte man eine Ausnahmegenehmigung nach dem Wasserhaushaltsgesetz. Dafür musste ein 46-seitiges statisches Gutachten erstellt werden. Die Genehmigung der Kreisbehörde umfasst sieben Seiten. Hartners Wunsch: " Jetzt hoffen wir, dass im nächsten Frühjahr ein Storch kommt."
"Ich bin schon länger mit dem Projekt betraut. Die Verwirklichung war schwierig ", würdigte der BN-Kreisvorsitzende Manfred Engelhardt das Durchhaltevermögen und die Entschlossenheit von Hans Schneider. Im Rahmen des Artenschutzes ergebe es Sinn, am Altmain eine Nisthilfe anzubieten, "wobei zu hoffen ist, dass sie auch angenommen wird". Der Mast stehe wie ein Ausrufezeichen in der Landschaft und drücke aus: "Artenschutz tut not."
Storchennest als Beispiel für ehrenamtliches Engagement

Laut Bürgermeister Heiko Bäuerlein und ILE-Umsetzungsbegleiterin Theresa Ott (Region Mainschleife Plus) wird das Projekt mit 1400 Euro aus dem ILE-Regionalbudget gefördert. Die Nisthilfe sei ein gelungenes Beispiel für wertvolles Ehrenamt, so Bäuerlein.
Dass der Mast bei Sturm und Hochwasser stabil bleibt, dafür sorgten Planer Elmar Bedacht, die Firmen Göttemann (Eichfeld) für die Erdarbeiten, die Firma Rauscher und Paul (Wiesenbronn) für die Betonarbeiten und die Firma Joachim Vollmuth (Volkach) für Fertigung und Aufstellen.
Warum heißt ein Volkacher Wirtshaus "Zum Storchen"?

Wann der letzte Storch in Volkach angesiedelt war, ist nicht bekannt. In Volkachs Unterer Altstadt trägt ein Gasthaus den Namen "Zum Storchen". Unter den Einheimischen erzählt man sich, dass der Name des Wirtshauses nicht von nistenden Störchen, sondern vielmehr von der Vorstellung des kinderbringenden Klapperstorchs herrührt.
Das Gasthaus soll im 17. Jahrhundert eine örtliche Entbindungsstation gewesen sein. "Früher gingen die Frauen zum Kinderkriegen in das Gebäude", schildert eine Mitarbeiterin des Gasthauses die Vorgeschichte. Der Name habe sich dann möglicherweise davon abgeleitet.
Im besten Fall kommen die Störche jedes Jahr wieder

Findet der Storch an der Mainschleife gute Lebensbedingungen? Hans Schneider ist seit Jahren vogelkundlich interessiert und oft mit einem Ornithologen unterwegs. Die Natur am Altmain bilde eine gute Lebensgrundlage für die Störche, weiß er. Sie ernähren sich überwiegend von Fröschen, Mäusen, Heuschrecken, Regenwürmern und anderem Kleingetier.
Störche seien "horsttreu". Das bedeutet, dass ein Elternpaar immer wieder zu seinem Nest zurückkomme, um dort Nachwuchs aufzuziehen. Dafür sei die Nisthilfe Anlaufstation. Die Jungen, die etwa im April zur Welt kommen, suchen sich dann wiederum ein neues Quartier.