
Diese Woche kündigte Gesundheitsminister Karl Lauterbach eine Reform des Krankenhaussystems vor. Dabei war gar von einer "Revolution" die Rede. Kliniken sollen nicht mehr so stark nach Fallzahlen bezahlt werden. Das Eindampfen der Wegfall der Pauschale soll den finanziellen Druck von den Kliniken nehmen. Wie revolutionär ist das alles? Thilo Penzhorn, Vorstand der Klinik Kitzinger Land, ordnet die Ankündigung ein – und kann sich nur sehr sparsam freuen.
Thilo Penzhorn: Nein!
Penzhorn: Erleichtert bin ich nicht. Die Fallpauschale fällt nur für Häuser weg, die keine Notfallversorgung betreiben. Für uns als Notfallversorger bleibt sie bestehen, auch wenn in den nächsten fünf Jahren deren Anteil von aktuell 80 Prozent auf 40 bis 60 Prozent gekürzt werden soll. Die Differenz soll als Vorhaltepauschale gezahlt werde. Wobei klar ist: Es gibt keine zusätzlichen Mittel im System, also nur Umverteilung des bestehenden Mangels.
Penzhorn: Sie hat die Vorhaltkosten nicht refinanziert und dazu gezwungen, Prozesse zu optimieren, um mit der Pauschale auskömmlich zu wirtschaften. Kliniken mit Spezialisierungen und keinen hohen Vorhaltekosten hatten den Vorteil, durch hohe Fallzahlen hohe Gewinne zu erwirtschaften. Häuser der Grund- und Regelversorgung, die die Daseinsvorsorge der Region sicherstellen und alle unangemeldeten Notfälle behandeln müssen, haben durch das System Nachteile, da wir 24 Stunden an sieben Tagen die Woche Personal aller Fachabteilungen im Haus haben, auch wenn keine Notfälle kommen.

Penzhorn: Um die 3000 Euro.
Penzhorn: Jede Behandlung ist individuell und dauert entsprechend unterschiedlich lang. Die Dokumentation nimmt bis zu 40 Prozent der medizinischen Arbeit ein. Tendenz stetig steigend. Immer mehr Regeln und Gesetze mit immer neuen Meldungen, die wir an verschiedene Institutionen machen müssen und die uns täglich die Zeit stehlen.
Penzhorn: Nichts.
Penzhorn: Ich fürchte sehr viel. Die sogenannte Revolution könnte möglicherweise mehr Bürokratie als Veränderung und Verbesserung der Situation für die Kliniken bringen.
Penzhorn: ...unterschreibe ich nicht. Diese plakative Politiksemantik macht nach meinem Eindruck häufig mehr Rauch als Feuer. Revolutionär ist möglicherweise jedoch, dass man in Regierungskreisen erkannt hat, dass die Situation der Kliniken prekär ist und dringender Handlungsbedarf besteht. Dafür, dass die Probleme seit über zehn Jahren bekannt sind, eine recht späte Einsicht. Alles weitere bleibt abzuwarten.

Penzhorn: Es ist wohl daran gedacht, eine Leistungskomponente und eine Vorhaltekomponente zu zahlen. Da das richtige Verhältnis bezogen auf die individuellen Belange jeder Klinik vor Ort zu erreichen wäre sachgemäß, aber auch eine Mammutaufgabe. Es darf auch nicht vergessen werden, dass die Bundesländer ihren Verpflichtungen bei der Investitionsfinanzierung nur nach dem Teilkasko-Prinzip nachkommen und damit auch ursächlich für die schlechte Finanzsituation der Kliniken in Verantwortung stehen. Es hört sich erst einmal viel an, wenn der Freistaat Bayern 630 Millionen Euro jährlich für Krankenhausinvestitionen ausgibt. Fakt ist jedoch, dass die Investitionsmaßnahmen der Kliniken damit nicht durchfinanziert sind.
Penzhorn: Ich denke, dass in den Kliniken vor Ort der Mensch schon immer im Mittelpunkt gestanden hat. Die Kliniken haben immer investiert und sich weiterentwickelt. Sie haben zu einem nicht unerheblichen Anteil Defizite in Kauf genommen um, die Versorgung der Patienten stetig und nachhaltig zu verbessern. Es ist gut, wenn politisch nun die auskömmliche Finanzierung dafür umgesetzt wird.
Penzhorn: Der OP-Bereich, außerdem Funktionsbereiche im 4. und 5. Stock des Hauptgebäudes.
Penzhorn: Ja, das kommt hin. Der zweite Bauabschnitt soll im Frühjahr 2024 beendet sein.
Penzhorn: Die Steigerungen sind dort genauso hoch wie bei den Betriebskosten, insofern beunruhigt es mich gleichermaßen. Für den geförderten Teil der Baumaßnahme gibt es einen Baupreiskostenindex, der die Steigerungen bei den Fördermitteln mit berücksichtigt. Leider ist das aber, wie erwähnt, nur eine Teilfinanzierung. Der Eigenanteil verbleibt bei uns inklusive der Steigerungen und belastet unser Betriebsergebnis.
Penzhorn: Nein.
Penzhorn: Grundsätzlich finde ich Baugeräusche eher beruhigend, denn dann weiß, dass der Bau voranschreitet. Die Schutzmaßnahme sind auch recht effektiv, so dass eine Lärmbelästigung nicht dauerhaft möglich ist. Persönlich finde ich das Geräusch, wenn eine Flex Stahl durchtrennt, sehr unangenehm.