Der Mann in der orangen Warnweste winkt und fuchtelt, als wolle er einen Bienenschwarm vertreiben. „Alles aufgefräst!“, ruft er dem Fahrer im Kleinlaster mit ein paar ausladenden Handbewegungen entgegen. Doch der bleibt erst einmal hartnäckig hinter seinem Lenkrad. Auch wenn die Straße an dieser Stelle voller Baumaschinen steht, die Fahrbahn aufgerissen ist und rot-weiße Absperrbaken signalisieren: Hier geht’s nicht weiter – noch immer gibt es an diesem Morgen genügend Autofahrer, die sich ihren Weg durch die Großbaustelle an der B8 bei Iphofen zu bahnen versuchen.
Der Verkehr auf der B8 läuft weiter
Es hupt und dröhnt und scheppert, und als wäre das nicht schon genug, muss nebenbei auch noch ein zuweilen anschwellender Verkehrsstrom gezähmt werden. In diesem Wimmelbild wirken die Männer der Baufirma in ihren schwefelgelben und orangen Signalwesten manchmal wie verloren. Während der Verkehr auf der B8 weiter über eine doppelspurige Verschwenkung oberhalb der bisherigen Trasse läuft, sind die Zufahrten nach Iphofen und zum Bahnhof seit diesem Montag gesperrt – eigentlich. Der Mann, der hier in den ersten Tagen der Sperrung wie ein Verkehrspolizist über die neuralgischen Punkte der Baustelle wacht und auch den Reporter darauf hinweist, nächstens doch bitte Warnweste zu tragen, bleibt höflich und lächelt, wenn mal wieder ein Autofahrer auf Irrwege geraten ist.
Neulich sei einer schnurstracks in einen Kreisverkehr gebrettert – und hat sich hinterher gewundert. „Der war vor vier Wochen aber noch nicht da.“ Der Mensch sei halt ein Gewohnheitstier, und so rechnen sie auch in Iphofen damit, dass es eine Zeit lang dauern werde, bis sich die Autofahrer an die Umleitungsstrecken gewöhnt hätten. Wer die Einkaufsmärkte unterhalb der Bundesstraße mit dem Auto erreichen möchte, muss seit Montag den etwas weiteren, beschwerlicheren Weg durch Iphofen nehmen. Die Route zum Bahnhof führt durch das Gewerbegebiet Alte Reichsstraße. „Nach den Planungen der Baufirma wird ab Kalenderwoche 47 die Stadtzufahrt wieder frei sein“, heißt es auf der Homepage der Stadt Iphofen. Das wird nicht vor Mitte November der Fall sein. Fußgänger erreichen bis dahin sowohl die Märkte als auch den Bahnhof weiter über einen provisorischen Zugang. Das soll auch so bleiben.
Wo Autofahrer mit Flaschen werfen
Für die Männer auf der Baustelle dürfte sich die Situation in den nächsten Tagen und Wochen entspannen. Am Anfang sei die Aufregung immer groß, sagt einer von ihnen. Sie bekämen dann oft den Ärger ab, obwohl sie doch am allerwenigsten dazu könnten, wenn Straßen gesperrt würden und Autofahrer sich umorientieren müssten. Auf der Autobahn sei es ganz schlimm, der Termindruck so hoch wie das Frustpotenzial. Da werde auch schon mal mit Flaschen oder anderen Dingen nach ihnen geworfen. Von solchen Eskalationen ist man an diesem Morgen in Iphofen weit entfernt.
Ein Teil der Fahrbahn, über die zu dieser Zeit normalerweise Hunderte Fahrzeuge rollen, ist schon abgefräst, der Asphalt wird auf große Laster verladen. Lange hat die Stadt auf diesen Tag gewartet, sie hat gekämpft um diesen Kreisverkehr. Die Kreuzung mit ihren vier Armen galt vielen Autofahrern als Ungeheuer, das sich auch mit einem Tempolimit nicht wirksam zähmen ließ. Sie fürchteten jede Begegnung. Die Polizei führte die Kreuzung als Unfallschwerpunkt. Damit soll es künftig vorbei sein, auch wenn auf dem Weg zum großen Ziel erst einmal mancher Umweg zu nehmen ist.