Seit kurzem sitzt die Dettelbacher Stadträtin, Eva-Maria Deppisch, im Vorstand der bayerischen SPD. Beim Landesparteitag im Januar bekam die 31-Jährige die zweitmeisten Stimmen, nur Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly hatte ein besseres Ergebnis. Auch in das Präsidium des SPD-Landesverbands (zuständig für Personal und Finanzen) wurde Deppisch gewählt. Im Interview spricht sie darüber, für was sie sich im Vorstand einsetzen möchte, ob sie vor hat, als Bürgermeisterin zu kandidieren, und was es braucht, um die Sozialdemokratie zu retten.
Eva-Maria Deppisch: Eine Wahl ist immer eine Überraschung. Man spricht natürlich mit ein paar Leuten und versucht, die Situation einzuschätzen. Aber das kann man nicht. Ich glaube auch nicht, dass mich alle Delegierten in diesem Raum vorher gekannt haben. Natürlich bin ich eher ein No-Name im Unterschied zu vielen anderen, die da kandidiert haben.
Deppisch: Ich könnte jetzt sagen, ich habe eine gute Rede gehalten und damit die Delegierten überzeugt, aber das finde ich auch fragwürdig. Man weiß es einfach nicht. Und natürlich war ich auch aufgeregt. Das hätte auch in die Hose gehen können. Letzten Endes haben die Inhalte wohl entschieden und das spricht sehr für meine Partei.
Deppisch: Nach der krassen Wahlniederlage in Bayern war für mich klar, dass immer nur Anträge schreiben, Kritik üben oder sich konstruktiv an der Basis einbringen, nicht mehr reicht. Ich bin 2009 in die Partei eingetreten, das war vor zehn Jahren. Ich habe fünf Jahre nur Basisarbeit gemacht und mir die Partei genau angeschaut – ohne jegliches Ämtchen. Das hat sich erst 2014 mit dem Stadtrat geändert. Mittlerweile habe ich mir einen so guten Überblick verschafft, dass ich sagen kann: Ich kann der Partei meinen Stempel aufdrücken oder sie in eine Richtung lenken, in der ich sie gerne hätte.
Deppisch: Zu den Aufgaben des Landesvorstands gehört der Austausch mit den Verbänden und die Koordinierung der verschiedenen Wahlkämpfe. Man hat aber auch inhaltliche Teilhabe an den Programmen der Bayern-SPD und kann Ideen einbringen. Mein Hauptthema ist der "Kampf gegen Rechts"; dafür stehe ich weiterhin und dafür wurde ich auch gewählt. Wenn der jetzt scheiße läuft, dann ist das auch meine Schuld. Ein klarer Arbeitsauftrag der Unterfranken SPD lautet auch, die politische Bildungseinrichtung der Frankenwarte in Würzburg nicht aus dem Blick zu verlieren. Aber ich bin auch in diesem Gremium, weil ich den ländlichen Raum vertrete. Es müssen nicht immer Oberbayern aus München sein, die da sitzen. Die haben auch ganz andere Probleme als wir, und auch eine ganz andere Lebensrealität. Ich weiß noch nicht genau, wie es weiter laufen wird im Landesvorstand. Wir hatten aber auch erst eine Sitzung.
Deppisch: Das sehe ich gerade nicht. Ich weiß aber auch nicht, wie sich meine Partei entwickelt. Wenn das geboten ist, und wenn es notwendig ist, dann schon. Aber eine politische Karriere möchte ich eigentlich nicht machen. Sonst hätte ich das schon eher forciert.
Deppisch: Ne, ich kandiere auch nicht als Bürgermeisterin. Ich finde das ist ein wahnsinnig verantwortungsvolles Amt. Dazu gehört auch, eine Verwaltung mit vielen Mitarbeitern zu leiten. Ich sehe mich aber nicht in einer solchen Führungsposition.
Deppisch: Ja, das ist mittlerweile auch fast allen Genossen klar, dass uns das sehr verwässert hat. Aber da war ich mir auch schon 2013 sicher und es hat sich gezeigt, dass ich Recht hatte. Die Bundespolitik hat sicherlich auch bei der letzten Landtagswahl auf uns gelastet.
Deppisch: Ja! Sie rettet sich auch gerade selbst. Da glaube ich dran. Ich kann mir nicht vorstellen in einer Gesellschaft zu leben, in der es keine Sozialdemokratie gibt. Die Abkehr von Hartz IV ist der richtige Weg. Das ist uns an jedem Infostand um die Ohren geflogen. Und das zurecht. Ich kann nicht von Grundsicherung sprechen und dann Sanktionen auf die Grundbedürfnisse draufhauen, das ist absolut unsozial. Langfristig ist es wichtig, keine Koalition mehr mit Konservativen einzugehen. Das funktioniert nicht, weil die Schnittmenge einfach zu klein ist.
Deppisch: Weil ich mich immer nur beschwert habe und man mir dann gesagt hat, ich soll nicht nur motzen, sondern auch was machen. Das habe ich getan. Mein politisches Herz schlägt für den demokratischen Sozialismus und damit auch für die Sozialdemokratie. Ich glaube nicht, dass es eine Partei gibt, die sich besser um die Menschen kümmert und sorgt. Nach wie vor ist mein Vater (Ottmar Deppisch war vor seiner Tochter 18 Jahre lang Stadtrat in Dettelbach, Anm. d. Red.) mein größtes politisches Vorbild – nicht alleine was die SPD anbelangt – sondern vielmehr durch sein gesellschaftliches und ehrenamtliches Engagement. Sollte ich irgendwann nur die Hälfte seiner Besonnenheit, Ausdauer und Klugheit erreichen, wäre ich eine stolze Eva-Maria.
Deppisch: Rational kann ich mir das nicht erklären. Es ist irgendwie nett und schick, grün zu wählen. Dabei ist Umweltpolitik auch eine Kernkompetenz der Sozialdemokratie. Schon immer gewesen. Außerdem kümmert sich die SPD um die Belange der jungen Menschen. Generationengerechtigkeit, sichere Ausbildung und faire Löhne: Das sind Themen für die junge Leute eigentlich brennen müssten.