
Robin Tschischka hat für die Freiwillige Feuerwehr (FFW) Volkach einen landesweiten Wettbewerb gewonnen: Er hat Einsatz-Handschuhe gestaltet. Das Feuerwehr-Magazin und der FFW-Ausstatter Seiz hatten den Wettbewerb ausgeschrieben. Was das mit einem modernen Vereinsleben zu tun hat? Preisträger Robin Tschischka (31) und Moritz Hornung (25), FFW-Pressewart und Feuerwehrreferent im Volkacher Stadtrat, verraten es.

Robin Tschischka: Ein schönes! Vor allem freut es mich, dass dabei für unsere Feuerwehr 20 Paar Handschuhe im Wert von 1000 Euro rausgesprungen sind.
Moritz Hornung: Wir alle sind natürlich ein bisschen stolz darauf, dass einer von uns den Prototypen des Handschuhs gestaltet hat, der bei der Interschutzmesse präsentiert wurde, der Weltleitmesse für das Feuerwehrwesen.

Tschischka: Nein, ich bin ITler. Privat bin ich aber gern als Hobbyfotograf und Illustrator unterwegs. Mein Favorit war das Modell „Rainbow“. Die Regenbogen-Farben sollten symbolisieren, dass die Feuerwehr eine offene Gemeinschaft ist und immer wieder kreative Lösungen findet. Bei der Online-Abstimmung hat aber das eher klassische Design „Lines“ mit seiner industriellen Optik gewonnen.
Hornung: Sehr, sehr wichtig. Die Anforderungen an die Freiwilligen sind in den letzten Jahren enorm gestiegen. Und damit die Gefahren. Wir haben es heute mit vielen industriellen Werkstoffen zu tun, die es früher gar nicht gab.
Tschischka: Ich glaube, dass das Thema oft unterschätzt wird. Wenn die Handschuhe nicht richtig sitzen oder man ständig auf die zu lange Hose tritt, kann einem die Lust vergehen, unentgeltlich den Kopf für andere hinzuhalten. Zum Glück ist das bei uns nicht so. Die Stadt Volkach stellt die Ausrüstung in passender Zahl und Größe für ihre elf Wehren und unsere Führung achtet vorbildlich auf höchste Schnitt- und Feuerschutzklassen.
Hornung: Eine Gemeinschaft ist dann stark, wenn sich jedes Mitglied anerkannt fühlt, sich ausprobieren und seine Talente einbringen kann. Wenn man nie etwas machen darf, dann lernt man auch nichts, und dann verschwindet die Begeisterung. Die Zeiten der klassischen Feuerwehrkarriere, die mit zwölf beginnt und mit 65 Jahren endet, sind vorbei.
Hornung: Doch. Gute Jugendwarte sind Gold wert. Das hab' ich selbst erlebt als Jugendlicher. Wenn die Älteren einem was zutrauen, sowohl bei Einsätzen als auch im allgemeinen Dienstbetrieb, dann wachsen einem der Verein und die Mannschaft ans Herz.
Hornung: Wir haben 60 bis 70 Aktive. 10.000 Stunden ehrenamtliche Arbeit knacken wir ohne Probleme pro Jahr. In den letzten zehn Jahren haben wir etwa 15 Aktive verloren, hauptsächlich durch Wegzug: wegen Studium, neuem Job oder der Wohnsituation.
Tschischka: Die Wohnungssituation in und um Volkach ist mies. Meine Freundin und ich suchen seit zwei Jahren eine größere und vor allem bezahlbare Wohnung. Wenn wir nichts finden, müssen wir uns auch woanders umschauen.
Hornung: Das ist bitter.
Hornung: Wir setzten auf Quereinsteiger. Fakt ist, dass Leute heute mehr ausprobieren als früher und nicht ein Leben lang beim ersten Hobby bleiben. Das Stamm-Ehrenamt schwindet. Das kann auch eine Chance sein: Leute zu erreichen, die einfach mal was Neues ausprobieren wollen.
Tschischka: Wir zeigen deshalb allen: Die Feuerwehr ist eine coole Gemeinschaft. Es macht Spaß, sich da einzubringen.
Hornung: Man lernt ganz neue Seiten von sich selbst kennen, wenn man als Lehrer mal mit den Gerätewarten am Lkw rumschraubt oder als Schlosser Jugendarbeit macht. Wir haben Atemschutzwarte, die sich um Pneumatik kümmern, Absturzsicherer, die sich mit Höhen- und Tiefenrettung befassen, Bootsführer und Gefahrgutspezialisten bei Brand und Ölunfällen auf der Bundeswasserstraße Main oder Strategen, die sich um die Einsatzplanung kümmern. Jeder kann seine Fähigkeiten und Interessen ein- und umsetzen, technisch, sozial, grafisch.
Tschischka: Zum Beispiel habe ich Bauzäune mit Feuerwehrmotiven und provokanten Sprüchen gestaltet, die wir als Werbung aufstellen. Außerdem haben wir online einen Adventskalender mit Steckbriefen gemacht, in dem wir unser Team vorgestellt haben.

Hornung: Wir nutzen alle möglichen Medien, von Youtube über klassische Pressearbeit bis zu Instagram. Um das gut zu machen, haben wir auch privat investiert, in Ansteckmikrophone und Kameras etwa. Oder unser Kamerad Felix Menz: Der setzt seine eigene Drohne für die Öffentlichkeitsarbeit ein und schneidet unsere Filme.
Hornung: Die früheren Familientraditionen, dass der Vater im Verein ist und der Sohn dann nachfolgt, gibt es vielleicht vereinzelt noch, aber das reicht nicht mehr. Wir brauchen Leute aus allen Bereichen – und Akzeptanz in der Bevölkerung, weil jede Feuerwehr auch Steuergeld kostet.
Tschischka: Eine Freiwillige Feuerwehr ist nicht mehr selbsterklärend. Zugezogene aus der Großstadt wissen oft gar nicht, dass wir das nicht beruflich machen. Viele denken, wir kriegen dafür Geld.

Hornung: Es wird erwartet, dass man regelmäßig zu Übungen und Einsätzen kommt, aber letztlich entscheidet jeder selbst, wie viel Zeit er investiert, ob es bei Grundtätigkeiten bleibt oder ob man Lehrgänge besuchen möchte. Du hast Enthusiasten dabei, aber auch welche, die sich mal eine Weile kaum einbringen können, weil sie familiär oder beruflich eingespannt sind. Das ist völlig in Ordnung. Deswegen gehört man trotzdem nach wie vor zur Gemeinschaft dazu.
Hornung: Für mich ist es ein super Ausgleich zu meinem Job als Bauleiter. Ich mag die Gemeinschaft aus Jung und Alt, Frauen und Männern, aus Technik-Begeisterten, die alle Fahrzeuge in Schuss halten, und Menschen, die ihre soziale Kompetenz einbringen. Wir sind ein bunter, cooler Haufen.
Tschischka: Für mich ist es das Größte, in der Not helfen zu können. Den Teamgeist und das Glücksgefühl nach einem Einsatz kann man nicht beschreiben, das muss man erleben!
