
Wer nicht informiert war, musste annehmen, dass am Samstag in Volkach etwas Größeres passiert sein musste. Um 14.11 Uhr heulten die Feuerwehrsirenen und wenige Minuten später überlagerte das Geheul vieler Martinshörner die Stadt. Ein Großaufgebot an Rettungskräften rückte vor der Helios-Klinik an. Aber Entwarnung: Es war nur die groß angekündigte Ernstfallübung. Das Horrorszenario existierte nur auf dem Papier.
100 Feuerwehrleute von elf Wehren rückten in 22 Einsatzfahrzeugen an und nahmen die Übung unter Leistung des Örtlichen Einsatzleiters, Stefan Möslein (Volkach), in Angriff. Neben den Wehrlern rückten 60 Sanitäter mit 20 Fahrzeugen aus sechs Landkreis-Bereitschaften an, deren Einsatz Rot-Kreuz-Kreisgeschäftsführer Harald Erhard koordinierte.
Sie versorgten die Verletzten. Um Betroffene und Angehörige kümmerten sich fünf Notfallseelsorger. Die Träger von schwerer Atemschutzausrüstung waren zuerst gefordert, um beim Erstangriff aus der verrauchten und angeblich brennenden Klinik Verletzte zu retten und eine Evakuierung der Patienten zu starten.
„Die neue Innenangriffstaktik, die wir geschult haben, hat sich bewährt“, lautete das erste Resümee von Moritz Hornung, Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr (FFW) Volkach. Dadurch konnten die Wehrler die Durchsuchung des von Rauch überfluteten Bereichs „kompetent bewältigen, so Stefan Möslein. Moritz Hornung sah auch die Zusammenarbeit der Wehren beim Atemschutz auf Ebene der Verwaltungsgemeinschaft bestätigt.
Nach einem Schiffsbrand war der Samstag schon die zweite Großübung für die Wehren innerhalb der VG Volkach. Ein Schwerpunkt lag darin, das Zusammenwirken von Sanitätern, Floriansjüngern, Klinikpersonal und Notärzten zu erproben. Harald Erhard begrüßte die Möglichkeit, dass seine Leute erneut eine Gelegenheit bekamen, den Umgang mit besonderen Gefahrensituationen zu trainieren.
Ulrich Hoffmann, Chefarzt der Helios-Klinik, war als Leitender Notarzt im Einsatz einbezogen. Der Geschäftsführer der Klinik, Henning Eichhorst, sieht sein Haus jetzt für einen eventuellen Ernstfall bestens vorbereitet. Denn die Einsatzkräfte hätten durch die Übung gute Kenntnisse über das Gebäude gewonnen. Die Übung diene der Sicherheit von Patienten, Mitarbeitern und Rettungskräften.
Die Übung war realitätsnah vorbereitet. Das hatte der Volkacher Kommandant Fred Mahler, der als Oberschiedsrichter fungierte, in umfangreicher Vorarbeit ausgearbeitet. Freilich klappte am Samstag nicht alles wie am Schnürchen, was auch nicht erwartet werden durfte.
Wie Moritz Hornung aufklärte, sei es in einem Einsatz dieser Dimension normal, dass zuerst eine Chaosphase herrsche. Die könne eine Stunde und länger anhalten, ehe alle Retter instruiert und eingeteilt sind, sowie die Koordination unter allen Beteiligten erfolgt ist. Die Rettungskräfte werden die Erkenntnisse und Auswertungen demnächst aufarbeiten, eine Fehleranalyse vornehmen und Schlüsse daraus ziehen, wie es im Ernstfall noch besser laufen kann.
Viele Bürger verfolgten die Großübung und verschafften sich einen Eindruck von der Einsatzbereitschaft der Rettungskräfte. Bürgermeister Peter Kornell und Landrätin Tamara Bischof waren Augenzeugen und würdigten danach den Verantwortlichen und ehrenamtlichen Rettungskräften für ihr Engagement bei der Vorbereitung und Durchführung der Ernstfallübung.